Pflanzendrinks immer beliebter Die Milch macht’s nicht mehr

Milch wird in eine Schüssel mit Müsli geschüttet. Quelle: dpa

Immer mehr Menschen verzichten auf klassische Kuhmilch und trinken pflanzliche Ersatzprodukte aus Soja oder Hafer. Im vergangenen Jahr hat sich der Trend noch beschleunigt, zeigen neue Marktdaten.

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Egal ob Soja-, Hafer-, Mandel-, Kokosnuss-, Cashew-, Erbsen- oder Pistazien-Drinks: Lange galten sie als Nischenprodukte in den Regalen der Supermärkte. Als eine mehr oder weniger taugliche Alternative für Veganer und Menschen mit Allergien oder Unverträglichkeiten. Doch inzwischen ist aus dem Randgeschäft ein massentauglicher Wachstumsmarkt geworden. Das belegen Daten des Marktforschers NielsenIQ.

Demnach legte der Umsatz mit pflanzlichen Drinks im Einzelhandel zwischen April 2021 und April 2022 um 16,9 Prozent auf rund 500 Millionen Euro zu. Bei klassischer H- und Frischmilch beziehungsweise Milchprodukten wie Joghurt und Butter registrierten die Marktforscher dagegen teils deutliche Umsatz- und Absatzrückgänge. So sank der Absatz von Frischmilch laut NielsenIQ um 12,1 Prozent.

Mehr importierte Pflanzendrinks 

Steigende Preise kompensierten die Entwicklung zwar teilweise, doch am Ende blieb ein Umsatzminus von acht Prozent auf rund 1,2 Milliarden Euro Umsatz. Auch mit Warenkategorien wie H-Milch, Butter, Natur- und Fruchtjoghurt, Schlagsahne sowie Naturquark erzielte der Handel demnach weniger Umsatz.

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von Mario Brück

Damit scheint sich ein langfristiger Trend nun zu beschleunigen. Nach Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) ging der Pro-Kopf-Verbrauch von Milch im vergangenen Jahr in Deutschland auf durchschnittlich nur noch 47,8 Kilogramm zurück (minus 2,2 Kilogramm). Das ist der niedrigste Milchverbrauch seit Beginn der gesamtdeutschen Statistik im Jahr 1991. Im Jahr 1995 lag der Pro-Kopf-Verbrauch von Konsummilch – also Vollmilch, entrahmte, teilentrahmte sowie Vorzugsmilch – noch bei knapp 62 Kilogramm. Vor zehn Jahren waren es dann schon nur noch 52 Kilogramm.

Der Markt für Ersatzprodukte wächst dagegen seit Jahren stetig und ist inzwischen sogar größer als der für veganes Fleisch. Um die Nachfrage zu decken, setzt der Einzelhandel verstärkt auf Importware. Allein 2021 wurden 296 Millionen Liter Milchersatzgetränke nach Deutschland importiert, 42 Prozent mehr als im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag berichtete. „Gegenüber 2017 haben sich die Importe mehr als verdreifacht.“ Der größte Teil der importierten Pflanzendrinks (35,4 Prozent) kommt demnach aus Belgien. Wichtige Lieferanten sind auch Italien, Österreich und Frankreich.

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