Pizza-Start-up Lizza Erst „Höhle der Löwen“, dann Millionen-Exit – jetzt die Insolvenz

Lizza-Produkte wurden nicht nur im eigenen Onlineshop, sondern auch bei großen Lebensmittelhändlern wie Rewe, Edeka und Kaufland angeboten.   Quelle: PR

Durch „Die Höhle der Löwen“ wurde die Lizza-Pizza bundesweit bekannt. Mit Carsten Maschmeyer und Frank Thelen stiegen zwei Promi-Investoren erst ein, dann wieder aus. Jetzt hat das Start-up Insolvenz angemeldet.

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Die Geschichte des Pizza-Teigherstellers Lizza klang lange Zeit wie ein wahr gewordenes Start-up-Märchen: Eigentlich wollten die beiden Gründer Matthias Kramer und Marc Schlegel, zwei Banker, eine Dating-App entwickeln. Doch die App fiel bei der Präsentation vor Freunden durch – ganz im Gegensatz zur selbstgebackenen Pizza, aus glutenfreiem und kohlenhydratarmem Leinsamenteig. Es folgte der erste Foodtruck, eine eigene kleine Produktionsstätte und 2016 schließlich der Auftritt in der Vox-Gründershow „Die Höhle der Löwen“. Danach ging es steil nach oben für das junge Unternehmen – und in den vergangenen Monaten wieder genauso steil nach unten. Nach Informationen der WirtschaftsWoche hat Lizza Insolvenz angemeldet. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Sanierungsexperte Andreas Kleinschmidt von der Kanzlei White & Case bestellt. 

„Die Produktion und der Vertrieb laufen derzeit uneingeschränkt weiter“, sagte Kleinschmidt der WirtschaftsWoche. „Wir unternehmen nun alle Maßnahmen, um Produktion und Vertrieb auch mittel- und langfristig sicherzustellen“, kündigt der vorläufige Insolvenzverwalter an. Trotzdem bedeutet die Insolvenz eine Zäsur für das Unternehmen, das nach dem Fernsehauftritt 2016 zur großen Wachstumshoffnung im Foodbereich avancierte. 

3,1 Millionen Zuschauer erleben damals, wie mit Carsten Maschmeyer und Frank Thelen zwei Promi-Investoren das Vegan-Konzept loben und den Gründern zusammen 150.000 Euro für einen Anteil von 25 Prozent an ihrer Firma geben. 300.000 Menschen rufen in den ersten drei Stunden nach der Sendung die Lizza-Website auf, mehr als 13.000 Bestellungen gehen ein. Mit dem Geld der Investoren führen die Gründer eine neue Produktion ein, stellen Mitarbeiter ein, weiten das Angebot aus: Neben Pizzaböden, produziert Lizza nun auch Toasties und Backmischungen für Brot und Kuchen sowie Pasta. Bald schon werden die Produkte nicht nur im eigenen Onlineshop sondern auch bei großen Lebensmittelhändlern wie Rewe, Edeka und Kaufland angeboten.  

Millionen-Exit von Thelen und Maschmeyer

Für Thelen und Maschmeyer zahlt sich das Investment aus. Der Hamburger Getreide-Spezialist Cremer übernimmt 2020 die Mehrheitsanteile an dem jungen Unternehmen. Angesichts der Übernahme meldet die Maschmeyer-Group mit Lizza den ersten „Millionen-Exit“ in der Geschichte der Höhle-der-Löwen-Show, ohne genauen Zahlen zu nennen. Laut Medienbericht soll das Start-up aber damals mit rund acht Millionen Euro bewertet worden sein. Nach der Übernahme bleiben die Gründer zwar zunächst als Geschäftsführer an Bord, ziehen sich ein paar Monate später aber ebenfalls zurück. Der Grund: Sie seien für das Unternehmen nicht mehr die Richtigen. „Gute Gründer sind nicht automatisch auch gute Manager“, sagte Kramer damals der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Doch auch der Neu-Eigentümer verliert rasch das Interesse an dem zuvor gefeierten Unternehmen, zumal Lizza weiter Verluste schreibt. Im Herbst 2022 wird die britische S-Ventures Plc. der neue Mutterkonzern des Frankfurter Unternehmens. Lizza soll vom markenübergreifenden Knowhow und den Infrastrukturen der Gruppe profitieren, heißt es in der Mitteilung. Doch der Plan geht nicht auf. 

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„Auslöser der Insolvenz ist wohl, dass sich der aktuelle Gesellschafter zurückgezogen hat, was bei einem Start-up ja gleich zu einem absehbaren Liquiditätsproblem führt“, teilt der vorläufige Insolvenzverwalter Andreas Kleinschmidt mit. Er will nun einen Investorenprozess anstoßen und zeigt sich zuversichtlich, dass für Lizza ein Käufer gefunden werden kann: „Die Produkte sind am Markt sehr gefragt und äußerst zeitgemäß, daher sind wir optimistisch eine langfristige Sanierungslösung umsetzen zu können“, so Kleinschmidt.

Klingt ganz so, als wäre der Ofen bei Lizza längst noch nicht aus.

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