Plagiarius 2016 Die dreistesten Fälschungen des Jahres
Original oder Fälschung? Oft sind nachgemachte Produkte so täuschend gut gemacht, dass sie kaum vom Original zu unterscheiden sind. Plagiarius hat wieder die dreistesten Fälschungen ausgezeichnet.

Das Geschäft mit Plagiaten und Fälschungen ist erfolg- und ertragreich. Neben organisierten Kriminellen profitieren auch einfallslose Kleinunternehmer vom Diebstahl geistigen Eigentums. Um die unseriösen Geschäftspraktiken von Produkt- und Markenpiraten aus aller Welt ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und Verbraucher für die Schäden zu sensibilisieren, die bei den Originalherstellern entstehen, hat sich der Negativ-Preis "Plagiarius" zum Ziel gesetzt, Fälschungen aufzudecken.
Zum nunmehr 41. Mal wird die Trophäe in diesem Jahr im Rahmen der Frankfurter Konsumgütermesse "Ambiente" in Frankfurt verliehen. Der Zwerg samt goldener Nase steht als Symbol für die exorbitanten Einnahmen, mit denen sich Nachahmer kreativer Designer sprichwörtlich "eine goldene Nase verdienen". Selbstverständlich maßt sich die Jury jedoch nicht an, Recht zu sprechen. Der Verein betont, dass - im Gegensatz zu Wettbewerbsprodukten, die einem Trend folgen, sich aber dennoch genügend vom Original unterscheiden - "plumpe 1:1 Nachahmungen einfallslos und moralisch verwerflich sind".
Bild: Aktion Plagiarius e.V.

Bevor die Jury des Schmäh-Preises aus allen Einsendungen die Preisträger wählt, werden die vermeintlichen Plagiatoren schriftlich über ihre Nominierung in Kenntnis gesetzt und zur Stellungnahme gebeten. Erfreulich ist, dass einige Nachahmer aus Angst vor öffentlicher Blamage noch vor der Verleihung eine Einigung mit dem Originalhersteller bewirkten. Das gilt jedoch lange nicht für alle Fälscher.
Ein besonders dreister Nachahmer eines Küchenhelfers von Tupper ist die Sang Sang Tech Co. Ltd. mit Sitz in Hongkong, VR China, dessen Produkt rechts im Bild zu sehen ist. Von dem in Deutschland produzierten Original Küchenhelfer "Tupper Turbo-Chef" (links im Bild) ist die Fälschung rein optisch - abgesehen von der Farbgebung - kaum zu unterscheiden.
Bild: Aktion Plagiarius e.V.

Ob Markenfälschung, Designplagiat, Technologieklau oder Raubkopie - den Erscheinungsformen von Produkt- und Markenpiraterie sind keine Grenzen gesetzt. Fälschungen gibt es zudem in allen Preis- und Qualitätsabstufungen - von gefährlichen Billigimitaten bis hin zu qualitativ hochwertigen Kopien. Selbst Wälzlager werden von chinesischen Herstellern gefälscht. Links handelt es sich um die Originale: Schaeffler Technologies AG & Co. KG, Herzogenaurach, Deutschland. Rechts sind die Plagiate zu sehen: Yakang Bearing Supplies Co., Ltd., Beijing, VR China.
In diesem Fall wurden die Fälscher durch ein deutsches Handelsunternehmen überführt, das leichtgläubig FAG- und INA-Wälzlager geordert und weiter verkauft hatte. Eine Grenzbeschlagnahme offenbarte die Produkte als Plagiate. Das Handelsunternehmen erklärte sich daraufhin mit der Vernichtung der Fälschungen einverstanden und entschuldigte sich bei dem Originalhersteller. Die gefälschten Produkte erhielten im Rahmen der Preisverleihung den Sonderpreis in der Kategorie "Fälschung".
Bild: Aktion Plagiarius e.V.

Den zweiten Sonderpreis in dieser Kategorie erhielten die Fälscher der Winterweste "e.s. vision", die im Original (links) von der Engelbert Strauss GmbH & Co. KG in Biebergemünd, Deutschland, produziert wird. Das Plagiat (rechts im Bild) wurde auch in Deutschland über Flohmarkthändler vertrieben. Die für den Schaden verantwortlichen Urheber sind bis heute nicht bekannt.
Bild: Aktion Plagiarius e.V.

Der kostenintensive und langwierige Prozess von der ersten Idee bis hin zum marktreifen Endprodukt ist Verbrauchern oft nicht bewusst. Aus Kostengründen unterstützen sie Fälschungen, die die betroffenen Designer des Originals in den Ruin treiben können. Umso ärgerlicher ist es, wenn dreiste Fälscher ein Produkt imitieren. Im direkten Vergleich sind die Unterschiede oft erst auf den zweiten Blick ersichtlich. So auch bei dem Plagiarius-Preisträger der Kehrgarnitur "Flexi". Links im Bild ist das Original zu sehen: Haug Bürsten KG, Königsbrunn, Deutschland. Rechts handelt es sich um das Plagiat: Hangzhou Gonglian Import and Export Corp., Ltd., Hangzou, VR China. Vertrieb: Deutschland, Shop für Sonderposten.
Bild: Aktion Plagiarius e.V.
Ein wichtiger Schritt im Kampf gegen Produkt- und Markenpiraterie stellt das Eintragen von gewerblichen Schutzrechten seitens der Hersteller dar - nur so werden Marke, Design und Gebrauchsmuster patentiert. Grund dafür ist die grundsätzlich in Deutschland geltende Nachahmungsfreiheit, die Kopien ohne derartige Schutzrechte legalisiert - wenn nicht unlauteres Wettbewerbsverhalten angewandt wird. Seitens der Verbraucher herrscht so wenig Transparenz, was die Qualitätsunterschiede zwischen Original und Imitat angeht, dass der Kampf beim Hersteller beginnen muss, um den Kauf von Plagiaten zu verhindern.
So sollte auch die Formpartner UG aus Hannover, Deutschland, die Boden- und Möbelschonerschuhe (links im Bild) patentieren lassen. Schließlich lassen sich die Plagiate (links im Bild) kaum noch von den Originalen unterscheiden. Hergestellt wurden sie von Hebei Huaxing Felt Co., Ltd., VR China.
Bild: Aktion Plagiarius e.V.
Das Internet bietet neben grenzenlosen Möglichkeiten für seriöse Anbieter leider auch eine Anlaufstelle für dubiose Fälscher. Diese unseriösen Anbieter nutzen die Vorteile des Online-Handels für den Vertrieb ihrer Plagiate. Obwohl Europol, Interpol und andere internationale Behörden jährlich zehntausende Webseiten wegen Handels mit gefälschten Produkten erfolgreich schließen lassen, ist das Angebot rechtswidriger Marken- und Designprodukte ungebrochen hoch.
Auf diesem Weg schaffte auch der chinesische Hersteller Zhongshan Henglan Marsden Lighting Co. Ltd., Guangdong aus der Volksrepublik China den Weg in den Vertrieb. Über diverse Anbieter wie zum Beispiel Alibaba und AliExpress wurden die Plagiate (rechts im Bild) des Original-Kronleuchters "Stilio" der Licht im Raum Dinnebier GmbH des Designers Daniel Klages aus Düsseldorf angeboten. Dreistigkeit kennt hier kaum Grenzen - unter der Bezeichnung "Stilio-Leuchter" mit dem Hinweis "Johannes Dinnebier Design" - wurde das Plagiat als Original getarnt.
Entdeckt wurde die ungenierte Fälschung über Facebook von einer deutschen Event-Gastronomiekette.
Bild: Aktion Plagiarius e.V.
Wer für die Fälschung des Standventilators "Dyson Air Multiplier AM03" verantwortlich ist, ist dagegen nicht bekannt. Fest steht nur, dass das Plagiat über einen Online-Anbieter in Deutschland vertrieben wurde und - wie viele andere Fälschungen - in der Volksrepublik China produziert wurde. Links im Bild ist das Original der Dyson Ltd., Malmesbury, Großbritannien / Dyson GmbH, Köln, Deutschland, zu sehen.
Bild: Aktion Plagiarius e.V.
3. Preis: Pfannkuchen-Wender mit Teigverteiler „DELÌCIA“
Rund 80 Prozent der festgehaltenen Waren kamen 2014 aus China und Hongkong. Und werden zu einer ernstzunehmenden Gefahr: Viele asiatische Firmen haben sich zu ernsthaften Mitbewerbern auf den Weltmärkten entwickelt, die selbst gewerbliche Schutzrechte anmelden und diese konsequent gegen Nachahmer durchsetzen. So wird auch das Plagiat des Pfannkuchen-Wenders "DELÌCIA" (rechts im Bild) in China hergestellt. Und zwar - ebenso wie die Tupper-Fälschung - von VR China. Vertrieben wird es - genauso wie das Original von TESCOMA (links) - in Tschechien. Das Imitat wirkt so täuschend echt, dass es mit dem dritten Preis ausgezeichnet wurde.
Bild: Aktion Plagiarius e.V.
2. Platz: Tortreibriegel „DENI Plano"
Den zweiten Platz erhielten die Fälscher eines Tortreibriegels. Aus Vertretern der unterschiedlichen Bereiche wird die Jury jedes Jahr neu zusammengestellt. Rechts finden Sie das Plagiat von der Steinbach & Vollmann GmbH & Co. KG, Heiligenhaus, Deutschland. Links handelt es sich um das Original von der Niederhoff & Dellenbusch GmbH F Co. KG, die ebenfalls in Heiligenhaus sitzt.
Bild: Aktion Plagiarius e.V.
1 Platz: Brillenfassung „ARLES"
Die Jury traf sich anlässlich der Frankfurter Konsumgütermesse „Ambiente“ und vergab drei Hauptpreise, zwei Sonderpreise und fünf gleichrangige Auszeichnungen. Der erste Platz ging an die Fälschung von einer Brillenfassung. Links befindet sich die Original-Brillenfassung der Brillenmanufaktur GmbH, Saarbrücken, Deutschland. Die Fälschungen rechts im Bild sind vom Ursprungsprodukt kaum zu unterscheiden. Vertrieb: MOM GmbH Menchanisch-Optische-Metallverarbeitung, Rathenow, Deutschland.
Das Museum Plagiarius präsentiert die Sammlung der Preisträger von 1977 bis heute. In der Ausstellung werden mehr als 350 Produkte aus unterschiedlichen Branchen gezeigt. Die Preisträger der letzten beiden Jahre werden im Rahmen der Sonderschau „Plagiarius" vom 12. - 16. Februar 2016 ausgestellt.
Bild: Aktion Plagiarius e.V.
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