Pleite im Versandhandel Neckermann zieht erste Interessenten an

Gemeinsam gegen die Pleite: Bei ihrem ersten Treffen mit Neckermann-Mitarbeitern zeigten sich die Insolvenzverwalter zuversichtlich. Erste Interessenten haben sich offenbar schon gemeldet. Versprochen wird jedoch nichts.

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Fabrikverkauf in der Neckermann-Zentrale in Frankfurt. Quelle: dpa

Frankfurt Für den zahlungsunfähigen Versandhändler Neckermann gibt es nach Angaben des Managements bereits erste Interessenten. Das teilte Unternehmenschef Henning Koopmann am Freitag nach einer Mitarbeiterversammlung mit. Der vorläufige Insolvenzverwalter Michael Frege erklärte, die erfolgreiche Suche nach einem Investor sei eines der wichtigsten Ziele für den Erhalt des Unternehmens. Zudem laufe das Geschäft weiter. „Die Kunden können bei neckermann.de weiter einkaufen“, so Frege. Der Versand der bestellten Produkte soll spätestens ab kommender Woche wieder planmäßig erfolgen.

Nach dem ersten Treffen mit den vorläufigen Insolvenzverwaltern zeigten sich auch Arbeitnehmervertreter des Frankfurter Versandhändlers optimistisch. „Die Insolvenzverwalter haben einen sehr seriösen Eindruck hinterlassen“, sagte Bernhard Schiederig von der Gewerkschaft Verdi.

Die Mitarbeiter seien zuversichtlich, dass die Rechtsanwälte Michael Frege und Joachim Kühne alles für den Erhalt des Standorts tun werden. Beide hätten allerdings betont, dass sie keinerlei Versprechungen machen könnten. Die Insolvenzverwalter wollten sich zunächst darauf konzentrieren, die Auszahlung des Insolvenzgeldes an die Mitarbeiter sicherzustellen, erklärte Schiederig.

Auch Frege äußerte sich nach dem Treffen zufrieden: „Wir haben gute Gespräche mit Gläubigern, Mitarbeitern und der Geschäftsführung geführt. Wir hoffen, in der schwierigen Situation gut helfen zu können.“

In den kommenden Wochen wird sich entscheiden, ob es bei dem zahlungsunfähigen Versandhändler weitergeht und wie eine Sanierung ablaufen könnte. Einzelne Unternehmensbereiche wie der Möbelverkauf oder der Vertrieb von Technikprodukten gelten noch immer als profitabel. Das Geschäft mit anderen Vertriebspartnern, die ihre Produkte online über die Neckermann-Plattform anbieten, wächst nach Angaben von Logistik-Betriebsrat Thomas Schmidt sogar zweistellig.


Post könnte bis zu 100 Millionen Euro verlieren

Die Neckermann.de GmbH hatte am Mittwoch Insolvenzantrag gestellt, nachdem der Eigentümer, der US-Finanzinvestor Sun Capital, den Geldhahn zugedreht hatte. In Deutschland stehen nach letzten Angaben des Unternehmens etwa 2250 Jobs an den Standorten Frankfurt und Heideloh in Sachsen-Anhalt auf dem Spiel.

Unklar ist noch, wie stark die Neckermann-Pleite auf andere Unternehmen abfärbt. Die Deutsche Post rechnet trotz der Insolvenz ihres Großkunden weiter mit guten Zahlen für dieses Jahr. „Wir beobachten die Entwicklung aufmerksam und prüfen entsprechende Folgen für uns im Detail“, ließ Finanzvorstand Larry Rosen mitteilen. „Den Geschäftsverlauf in 2012 sehen wir aber weiterhin ungebrochen positiv.“

Nach Berechnungen des „Handelblatts“ könnten der Post durch die Insolvenz ihres Großkunden zum Jahresende bis zu 100 Millionen Euro in der Kasse fehlen. 2005 hatte die Post die Groß- und Stückgut-Logistik der einstigen KarstadtQuelle AG übernommen, zu der damals auch Neckermann gehörte.

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