Poco-Mutterkonzern Steinhoff verwirft auch den Abschluss von 2016

Quelle: dpa

Der Möbelriese Steinhoff hat möglicherweise schon in den vergangenen Jahren falsche Zahlen vorgelegt. In einer Ad-hoc-Mitteilung teilt der Konzern mit, auch bereits testierte Berichte würden jetzt neu geprüft.

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Der Skandal um mögliche Bilanzfälschungen beim Konsumgüterkonzern Steinhoff International zieht immer größere Kreise. Erst verweigerten Wirtschaftsprüfer das Testat für den Jahresabschluss des Geschäftsjahres 2016/17. Nun verkündet der internationale Möbelriese, auch die älteren Abschlüsse müssten geprüft und neu aufgestellt werden. Dabei gehe es vor allem um die Werthaltigkeit bestimmter Bilanzpositionen in Europa. Dies teilte der Konzern gestern am späten Abend mit. „Auf die Zahlen von 2016 ist kein Verlass“ heißt es wörtlich.

Steinhoff hatte am Dienstagabend vor einer Woche überraschend die Präsentation seiner Bilanzkennzahlen abgesagt. Gleichzeitig trat der langjährige Vorstandschef Markus Jooste von seinem Amt zurück. Ein Paukenschlag, der die Aktie an einem einzigen Tag um bis zu 80 Prozent einbrechen ließ. Die Geschäfte führt jetzt der 76-jährige Aufsichtsratsvorsitzende und Großaktionär Christo Wiese.

Die Konzernholding hat einen Briefkastensitz in Amsterdam. Die Firmenzentrale befindet sich jedoch im südafrikanischen Stellenbosch. Die Aktie ist in Frankfurt und auch in Südafrika notiert und wurde gestern Abend bei rund 65 Cent gehandelt. Steinhoff hatte in einer früheren Mitteilung angegeben, Bilanzposten in Höhe von bis zu sechs Milliarden Euro müssten auf ihre Substanz geprüft werden.

Um welche Posten es sich dabei handelt, sagt der Konzern nicht. Bekannt ist jedoch, dass Steinhoff vor mehreren Gerichten mit dem Möbelkonzern XXXLutz um die Eigentümerschaft an der deutschen Möbelkette Poco und dem französischen Möbelkonzern Conforama streitet. Bei beiden Unternehmen war Steinhoff mit XXXLutz ein Joint Venture eingegangen, hatte die Zahlen der Möbelketten jedoch voll in die eigenen Bücher genommen. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg ermittelt bereits seit Dezember 2015, ob Steinhoff die Bücher gefälscht hat und die Umsätze künstlich aufgebläht hat. Dabei prüft sie auch, ob Steinhoff Markenrechte bilanziert hat, die dem Konzern gar nicht gehören. Der Steinhoff-Konzern hatte bislang immer betont, alle Zahlen seien korrekt. Inzwischen beantwortet er keine Rückfragen mehr.

XXXLutz hat in Wien, Dortmund und Amsterdam Klage eingereicht. Das Amsterdamer Gericht will bis spätestens 22. Dezember eine Entscheidung bekannt geben.

In Südafrika haben auch Pensionsfonds größere Summen in Steinhoff investiert. Dort ist die Steinhoff-Aktie ebenfalls notiert. Investoren sprechen vom bislang größten Skandal an der Börse Johannesburg. Die Verantwortlichen werden nun auch vor das Südafrikanische Parlament geladen. In Europa hält die EZB Steinhoff-Anleihen.

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