Probleme beim Verpackungshersteller Wie es jetzt bei Schur Flexibles weitergeht

Im Wirtschaftskrimi um den österreichischen Verpackungshersteller Schur Flexibles erhöhen Kreditgeber um den Hedgefonds Apollo den Druck. Ein Sanierungsexperte soll bei der Umstrukturierung des Mittelständlers helfen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Der wegen möglicher Bilanzmanipulationen in Verruf geratene Verpackungshersteller Schur Flexibles wird umstrukturiert. Zum zusätzlichen Mitglied der Geschäftsführung ernannt wurde der Sanierungsexperte Josef Schultheis. Er gilt als versierter Restrukturierer und war unter anderem bei der Verlagsgruppe Weltbild, der Warenhauskette Karstadt und beim Stahlproduzenten Swiss Steel Group im Einsatz. Bei Schur Flexibles soll er als Chief Restructuring Officer (CRO) die Gespräche zu einer „bilanziellen Neuausrichtung“ koordinieren, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. 

Im Tagesgeschäft sehen sich die Österreicher zwar gut aufgestellt: „Die Auftragslage ist gut, die Auftragsbücher sind gut gefüllt“, heißt es. Schur Flexibles habe kürzlich „ein operativ erfolgreiches Quartal abgeschlossen“. Auch für die  kommenden Monaten werde „eine positive Geschäftsentwicklung“ erwartet. Dennoch würden derzeit „Überlegungen angestellt, die Bilanz- und die Finanzierungsstruktur der Holding konsensual neu auszurichten“. 

Was hat Apollo vor?

Hintergrund sind massive Vorwürfe gegen das frühere Management des Unternehmens, die in den vergangenen Wochen publik wurden. Demnach sollen in den Bilanzen 2020 und 2021 die operativen Gewinne übertrieben dargestellt worden sein. Manager sollen zudem Millionenbeträge für luxuriöse Wohnungen, Reisen und Shoppingtouren verpulvert haben. Die Beteiligten weisen die Vorwürfe zurück. Der frühere Eigentümer verweist zudem darauf, dass die Jahresabschlüsse von einer der weltweit größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften testiert wurden. Bis heute habe er keine überzeugenden Nachweise gesehen, die diese Testate infrage stellten.

Dennoch steht zur Debatte, dass die Bilanzen korrigiert werden müssen. Die Ratingagentur Moody’s gab dem Unternehmen mit rund 2200 Mitarbeitern im März die Bonitätsnote Caa3 und signalisiert damit ein sehr hohes Ausfallrisiko. Das Unternehmen selbst bezeichnet „die aktuelle Finanzierung“ zwar als „gesichert“, ist aber auf die weitere Unterstützung seiner Finanzierer angewiesen und braucht nach Medienberichten frisches Geld, um über ausreichend Liquidität für die Lieferkettenfinanzierung und Umsetzung der Restrukturierung zu verfügen.

Eine besondere Rolle kommt dabei dem Hedgefonds Apollo zu, deren Vertreter einen Koordinierungsausschuss der Finanzierer leiten. Apollo hat zuletzt Schulden der österreichischen Gruppe aufgekauft, etwa bei der Bank Unicredit, und ist nun einer der größten Gläubiger des Unternehmens. Bei Schur Flexibles wird erwartet, dass Apollo und Co. die Firma übernehmen könnten. Im Gespräch ist laut dem Informationsdienst „Reorg“, demnach ein Vorschlag, bei dem Schulden in Eigenkapital gewandelt werden. Die bisherigen Kreditgeber könnten so am Ende 45 Prozent des Eigenkapitals von Schur Flexibles halten, 55 Prozent würden auf jene Geldgeber entfallen, die bereit sind, das Unternehmen aktuell zu finanzieren. 

Lesen Sie auch: Der Ex-Chef des Verpackungsherstellers Schur Flexibles steht unter Untreueverdacht, bestreitet aber die Anschuldigungen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%