Qatar steigt bei Cathay Pacific ein Golf-Airline sucht ihr Glück in China

Als erste Golf-Airline überhaupt beteiligt sich Qatar Airways an einem Konkurrenten aus Fernost. Der lukrative China-Markt lockt die Katarer – doch der Einstieg bei Cathay Pacific könnte kompliziert werden.

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Die Airline aus Hongkong musste im Sommer einen hohen Verlust verkünden. Quelle: AP

Düsseldorf Qatar Airways steigt überraschend bei der Fluggesellschaft Cathay Pacific aus Hongkong ein. Die Golf-Airline übernimmt für umgerechnet rund 620 Millionen Euro 9,6 Prozent der Anteile von dem bisherigen Großaktionär Kingboard Chemical. Der erste Einstieg einer arabischen Airline bei einem Konkurrenten aus Fernost macht Qatar zum drittgrößten Aktionär bei Cathay Pacific. 45 Prozent hält das Hongkonger Konglomerat Swire Pacific, die staatliche Air China fast 30 Prozent.

„Cathay bekommt jetzt drei Großaktionäre, die alle verschiedene und möglicherweise sich überkreuzende Interessen haben“, sagt Analystin Corrine Png von Crucial Perspective. „Wir glauben immer noch, dass eine Fusion langfristig mehr Sinn für Cathay und Air China macht. Aber mit Qatar Airways dazwischen wird es für alle drei Seiten noch komplizierter.“

Hinter dem Investment steht der Kampf um besseren Zugang zum chinesischen Luftfahrtmarkt, der in einem Jahrzehnt der größte der Welt sein dürfte. Der US-Konzern Delta Air Lines hatte 2015 einen Minderheitsanteil an China Eastern übernommen, Konkurrent American Airlines stieg in diesem Jahr bei China Southern ein.

„Cathay Pacific ist eine der stärksten Airlines der Welt, ist in der ganzen Branche respektiert und hat ein massives Potenzial“, sagte Qatar-Chef Akbar Al Baker. Cathay-Chef Rupert Hogg erklärte, er freue sich auf ein „weiter konstruktives Verhältnis“. Beide Fluggesellschaften sind Mitglieder der Oneworld-Allianz.

Zhou Feng, Vorstandssekretär bei Air China, sagte, eine Airline als Cathay-Aktionär bringe „verbesserte Synergien“, da diese Strategie und Geschäftsmodell besser verstehen könne als der bisherige Aktionär Kingboard Chemical. Zwischen Qatar, Cathay und Air China werde es sowohl Wettbewerb als auch Kooperation geben. Air China ist Teil der konkurrierenden Star Alliance.

Cathay hat mehrfach dementiert, dass man eine Fusion mit Air China prüfe. Großaktionär Swire erklärte, man sei bei Cathay fest engagiert und blicke zuversichtlich auf die langfristigen Aussichten der Airline.

Qatar-Chef Al Baker hat sich bereits mehrere Minderheitsbeteiligungen auf der ganzen Welt gesichert: So gehören dem Konzern 20 Prozent an IAG, der Muttergesellschaft von British Airways, und 10 Prozent an Latam Airlines, dem Marktführer in Südamerika. Der Versuch, sich in diesem Sommer ein Stück an American Airlines zu sichern, schlug jedoch fehl.


Cathay kämpft mit Problemen

Bei den meisten seiner Beteiligungen, überwiegend Partner in der Oneworld-Allianz, verhielt sich Qatar als Investor passiv. Mit IAG gründeten die Katarer ein Joint Venture, das Codeshare-Flüge, gemeinsame Flugpläne und Kostenteilung auf der Strecke London-Doha ermöglicht.

Während die Golf-Airline international expandiert, wachsen jedoch die Probleme in der Heimat. Das Emirat wird seit Juni von einer Gruppe arabischer Staaten unter Führung Saudi-Arabiens blockiert. Vier Nachbarländer verweigern der Airline den Durchflug durch ihren Luftraum. Qatar musste daher Teile seiner Flotte umgruppieren.

„Qatar Airways hat eine ehrgeizige globale Strategie. Die offenen Flugzeugbestellungen werden die bestehende Flotte mehr als verdoppeln“, sagt Analystin Png. „Die Blockade unter Führung der Saudis zwingt Qatar, seine Verknüpfungen mit anderen Airlines und Ländern schneller voranzutreiben.“

Cathay dagegen kämpft seit längerem mit Schwierigkeiten – für die zugleich die Konkurrenz vom Persischen Golf und aus China verantwortlich ist. Emirates, Etihad und Qatar setzen die Hongkonger im Premium-Bereich unter Druck, während die chinesischen Rivalen das Lowcost-Segment beherrschen. Cathay hat bereits Stellenstreichungen verkündet und verhandelt mit den Piloten über Lohnsenkungen.

Ende Juni verkündete das Unternehmen den höchsten Halbjahresverlust der vergangenen 20 Jahre. Das Lag vor allem an den Wettbewerbern China Eastern und China Southern, die mehr Direktflüge nach Europa und in die USA anbieten. So müssen weniger chinesische Reisende über Hongkong fliegen.

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