
Auch im Supermarkt steht Wichtiges häufig im Kleingedruckten. Zum Beispiel, dass ein Shrimps-Salat Alkohol enthält. Der Hersteller druckt es klitzeklein hinten auf die Verpackung. Werbelügen und Kennzeichnungsfallen sind nach Angaben von Verbraucherschützern im Lebensmittelangebot an der Tagesordnung. Zu undeutlich, unklar und oft irreführend seien die Zutaten auf den Verpackungen zu lesen. Häufig fühlten sich Verbraucher zu Recht getäuscht, kritisierten Vertreter der Verbraucherzentralen am Dienstag in Frankfurt. So erwarteten Verbraucher von „Kalbswienern“ im Glas vor allem Kalbfleisch. Ein Produkt enthalte aber 47 Prozent Schweinefleisch und nur 16 Prozent Kalbfleisch - und das ganz legal, denn nur 15 Prozent seien Pflicht. Nicht jeder Erdbeerdrink enthalte auch Erdbeeren. Manche Etiketten suggerierten wertvolle Zutaten, enthielten aber nur billige Rohstoffe.





Und das alles nach Recht und Gesetz. Aber wer läuft schon mit der Lupe durch den Supermarkt? Zwar seien sogar inzwischen viele Einkaufswagen mit Vergrößerungsgläsern ausgestattet, aber genutzt würden sie nicht, sagte Gerd Billen, Vorstand des Verbraucherzentralen Bundesverbands.
Weckruf für die Politik
Ganze 1,4 Sekunden bleibe der Verbraucherblick auf einem Produkt im Regal hängen. Nicht viel Zeit, um eine Kaufentscheidung zu treffen und viel zu kurz, um die Zutatenliste zu studieren. Darauf setze die Industrie. Die sieht wiederum in den Vorwürfen die Vertiefung alter Gräben. Vorsicht und gesundes Misstrauen sei dringend angeraten, meinen die Verbraucherschützer, die mit ihrem Ratgeber „Lebensmittel-Lügen - wie die Food-Branche trickst und tarnt“ auf 223 Seiten über Fallstricke beim Einkauf aufklären will. Der neue Ratgeber solle Verbrauchern beim Weg durch den Supermarkt helfen und mögliche Fallen aufzeigen. „Wenn Verbraucher die Tricks kennen, werden sich die Tricksereien der Lebensmittelindustrie weniger lohnen“, sagte sagte Jutta Gelbrich von der Verbraucherzentrale Hessen. Und Billen geht noch einen Schritt weiter: „Der Ratgeber ist ein Weckruf für die Politik.“. Nach der Wahl müsse das Verbraucherministerium die Weichen für verbraucherfreundlichere Regeln in der Lebensmittelkennzeichnung und -aufmachung stellen.