Raus aus der Insolvenz Wer braucht noch Galerias Warenhäuser?

Rein in die Insolvenz, raus aus der Insolvenz: Hat Galeria Karstadt Kaufhof eine Zukunft? Quelle: dpa

Galeria Karstadt Kaufhof lässt die Insolvenz hinter sich – aber nicht die Krise. Ohne neues Geschäftsmodell ist in ein paar Jahren Schluss. Endgültig.

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Rein in die Insolvenz, raus aus der Insolvenz – und weitermachen wie vorher. Das hat bei Galeria Karstadt Kaufhof Tradition. 2009 legte Karstadt – damals noch ohne Kaufhof – die erste Pleite hin. Zu Beginn der Coronapandemie folgte eine Schutzschirminsolvenz und im Oktober 2022 schließlich der nächste Akt im Warenhausdrama.

Auch diesmal soll es weitergehen. Galeria plant nach der Insolvenz den großen Neuanfang: Innerhalb von drei Jahren sollen sämtliche Häuser auf Vordermann gebracht und komplett modernisiert werden. Die Eigentümerin, die österreichische Signa-Gruppe von René Benko – verspricht Investitionen von bis zu 200 Millionen Euro. Ist Galeria also gerettet? Nein.

Das Insolvenzverfahren hat dem Unternehmen lediglich etwas Zeit verschafft: Nur weil die Gläubiger bereit sind, erneut auf einen Milliardenbetrag zu verzichten, weil mehr als 40 Häuser schließen und Tausende Mitarbeiter ihre Jobs verlieren, kann Galeria überhaupt weitermachen.

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Von einer echten Sanierung ist das Unternehmen aber weit entfernt. Das Geld, das Signa jetzt investieren will, reicht allenfalls für Schönheitsreparaturen. Und auf die Kernfrage „Wer braucht eigentlich noch Galeria?“, gibt es nach wie vor nur eine Antwort: kein Mensch. Das Unternehmen ist austauschbar geworden, die Flächen könnten jederzeit durch Wettbewerber ersetzt werden. Der neue Unternehmenschef Olivier van den Bossche muss dafür sorgen, dass sich das rasch ändert. 

Selbst dann wird es schwer genug bleiben, das Unternehmen über Wasser zu halten. Die Konsumenten leiden unter der hohen Inflation und haben ihre Haushaltsbudgets zusammengestrichen. Das senkt die Konsumlaune. Gleichzeitig belasten die gestiegenen Kosten den Warenhauskonzern. Und viele der verbleibenden Galeria-Beschäftigten dürften sich fragen, warum sie eigentlich weiter für ein Unternehmen arbeiten sollen, von dem sie schlechter bezahlt werden als von anderen Arbeitgebern. Kurzum: Deutschlands letzte große Warenhauskette steht weiter unter massivem Druck. Und einen vierten Neuanfang wird es für Galeria nicht geben.

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