Re:Cycle vs. Re-Cycle Verletzt das Nespresso-Fahrrad Markenrechte?

Der Name des Nespresso-Fahrrads Re:Cycle könnte ein Markenrecht verletzen. Quelle: dpa

Der Lebensmittelkonzern Nestlé verkauft Fahrräder aus gebrauchten Kaffeekapseln. Doch das recycelte Nespresso-Gefährt verstößt offenbar gegen Markenrechte. Auch an der Öko-Bilanz gibt es Kritik.

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Die Idee ist originell und hat zumindest ein Ziel erreicht: die Medienresonanz für das neue Nestlé-Fahrrad war gewaltig. Der Schweizer Konzern lässt unter dem Namen Re:Cycle City-Bikes aus gebrauchten Kaffeekapseln herstellen – für ein besseres Klima und ein gutes Image. Der Rahmen des Fahrrads soll zu einem Großteil aus dem Aluminium eingesammelter Nespresso-Kapseln bestehen. Hergestellt wird das Rad von dem schwedischen Start-up Vélosophy. Für jedes verkaufte Fahrrad spendet Vélosophy ein Fahrrad an ein Schulmädchen in Afrika.

Doch nun stellt sich heraus: Die Marke Re:Cycle könnte gegen Schutzrechte der wohltätigen Organisation Re-Cycle in Großbritannien verstoßen. Der Wohltätigkeitsverein sammelt bereits seit 20 Jahren gebrauchte Räder ein und verschenkt sie an Bedürftige in Afrika – vor allem in Ghana und Gambia. Gerade hat Re-Cycle das 100.000ste Fahrrad eingesammelt und an einen Studenten in Gambia geliefert.

Claire Kettle, Managerin der Organisation in der britischen Stadt Colchester nahe London, sagt, dass sie die grundsätzliche Idee von Nestlé und seinem schwedischen Kooperationspartner Vélosophy begrüße, aber der Name Re:Cycle bereite ihr „einige Sorgen“. Auf Anfrage der WirtschaftsWoche sagt sie: Der Name sei „sehr ähnlich zu unserem“, außerdem würden beide Initiativen Schulkinder in Afrika mit gebrauchten Fahrrädern fördern. Sie unterstütze zwar jedes Engagement, das den Zugang zu Bildung von Kindern und Erwachsenen verbessere, sagt sie. „Aber der Name Re-Cycle ist für unsere Wohlfahrtsorganisation geschützt und seit 20 Jahren in Gebrauch.“

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von Andreas Freytag

Fährt Nestlé damit auf dem Ticket der britischen Hilfsorganisation? Das Fahrrad soll zunächst in einer Stückzahl von 1000 verkauft werden und ist an sich wenig spektakulär: Der Rahmen ist lila, die Fünfgangschaltung stammt vom japanischen Hersteller Shimano. Es gibt Scheibenbremsen an Vorder- und Hinterrad, im Gepäckkorb aus Holz am Lenker sind Halter für zwei Kaffeebecher angebracht. Die Klingel ist an die Form einer Kaffeekapsel angelehnt. Der Preis pro Rad: 1290 Euro. Wie viele Fahrräder Nestlé bislang bereits verkauft hat, sagt das Unternehmen nicht mit.

Die Nestlé-Tochter Nespresso bietet den Briten nun einen Deal an. Was Re-Cycle tue, sei doch „fantastisch“, diese Werte unterstütze auch Vélosophy, schwärmt Gründer und CEO Jimmy Östholm im Gespräch mit der WirtschaftsWoche. „Wir haben unser Fahrrad Re:Cycle im guten Glauben so genannt, da wir überzeugt waren“, dass der Name „in idealer Weise“ der Idee entspreche, Fahrräder aus Nespresso-Kapseln herzustellen. Östholm hat nun einen Rat an die Käufer: „Jeder, der darüber nachdenkt, ein Re:Cycle-Fahrrad zu kaufen, könne sein gebrauchtes Rad an Re-Cycle spenden.“ Ein unmoralisches Angebot?

Kritik am Nespresso-Rad hat es jedenfalls auch schon wegen der Öko-Bilanz gegeben. Das „Hamburger Abendblatt“ hat ausgerechnet, dass „im Rahmen eines insgesamt 15 Kilo schweren Re:Cycle gerade einmal 300 Gramm Aluminium aus ehemaligen Kaffeekapseln“ stecken. Grund dafür: Der Nespresso-Kaffee werde „in Becherchen aus einer Aluminium-Sorte gefüllt, die für dickere Rohre gar nicht geeignet sei.“ Das Unternehmen setzt daher zusätzlich auch andere Materialien ein – teils wiederverwertet, teils neu.

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