Real-Zerschlagung Das haben Kaufland, Globus und Edeka mit den Real-Märkten vor

Umbau nötig: Kaufland, Globus und Edeka wollen die neu erworbenen Real-Märkte modernisieren. Quelle: Imago

Aus real.de wurde kaufland.de udn auch sonst ist viel im Wandel: Nach dem Verkauf der meisten Real-Standorte an Wettbewerber startet in vielen Filialen bald der Großumbau. Die Kunden könnten am Ende profitieren – durch aufgehübschte Läden und günstigere Preise.

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Der Kinderwagen kostet 399,90 Euro, den Plattenspieler gibt es für 199 Euro und die Packung Haribo-Goldbären für 1,26 Euro. Auf den ersten Blick scheint im Onlineshop von real.de alles beim Alten. Wäre da nicht ein kleiner Hinweis links oben in der Ecke: „real.de wird kaufland.de“, heißt es dort.

Am 14. April soll es soweit sein. Dann wird der Online-Marktplatz, über den bislang rund 7.000 externe Händler über 25 Millionen Artikel bieten, auf Kaufland.de umflaggen. Im Oktober 2020 hatte die Schwarz Gruppe, Mutterkonzern von Kaufland und Lidl, den Online-Marktplatz übernommen. Verkäufer war der russische Investor SCP, der die Kette im vergangenen Juni von Metro mit dem Ziel übernommen hatte, den allergrößten Teil der ursprünglich rund 270 Filialen an verschiedene Wettbewerber weiterzuverkaufen. Nicht nur im Onlineangebot wird der Name Real daher wohl bald verschwinden. Auch zahlreiche Märkte stehen jetzt vor einem Großumbau.

So hat das Bundeskartellamt in den vergangenen Wochen genehmigt, dass Kaufland 92 Real-Filialen übernehmen darf, Edeka 51 und der saarländische Händler Globus bis zu 24 Märkte. Noch wird um Details gerungen, steht nicht für alle Standorte fest, wie es weitergeht. Zudem verhandeln Mittelständler wie Tegut, Bünting, Hit, oder Bartels-Langness weiter über einzelne Filialen. Trotzdem wird die Umstellung der bereits veräußerten Filialen auf die Konzepte der neuen Eigentümer in den nächsten Wochen Fahrt aufnehmen.

Am weitesten ist dabei Kaufland. Der Großflächendiscounter hat seit Januar nach eigenen Angaben bereits 15 ehemalige Real-Filialen ins eigene Filialnetz integriert. In den kommenden Tagen „folgen weitere neun“, teilt eine Unternehmenssprecherin mit. Der Umbau gilt intern als Kraftakt, der möglich schnell abgeschlossen werden muss, um Umsatzeinbußen in den Märkten zu vermeiden.



So bleiben die Umbau-Filialen nur zwei Tage vor der jeweiligen Eröffnung geschlossen. An diesen beiden Tagen werden die Regale mit neuer Ware befüllt, die Obst- und Gemüseabteilung wird umgebaut und an den Filialeingang verlegt. Zudem werden in einem ersten Schritt auch die Waagen- und Kassensysteme ausgetauscht - ebenso wie Logos, Banner und Plakate vor und in der Filiale. „In den folgenden sechs bis acht Wochen nach der Eröffnung wird die Filiale entsprechend dem Kaufland-Konzept umgebaut und modernisiert“, heißt es bei Kaufland. Die Maßnahmen würden bei laufendem Betrieb durchgeführt. So werden künftig niedrige Regale mit einer Höhe von 1,80 Meter die früheren Real-Standorte zieren. Moderne Farben kombiniert mit hellem Holz sowie einer neuen Beleuchtung sollen für eine angenehme Shoppingatmosphäre sorgen, und ein klares Kundenleitsystem für eine bessere Orientierung.

Noch deutlicher dürften die Änderungen bei den Real-Filialen ausfallen, die Globus übernimmt. „Im Mai werden wir die ersten Real-Märkte auf Globus umflaggen“, kündigt Thomas Bruch, Chef der Globus-Holding gegenüber der WirtschaftsWoche an. „Das werden zum Start die beiden Markthallen-Standorte in Krefeld und Braunschweig sein.“ Die beiden Standorte galten als Vorzeigefilialen im Real-Reich und auch Bruch sieht sie „auf einem guten Niveau“.

Bei anderen Märkten gebe es dagegen „einen sichtbaren Investitionsstau“, viele Flächen seien „im aktuellen Zustand nicht mehr wettbewerbsfähig“, so Bruch. Daher dürfte der Umbau dort etwas dauern: „Wir müssen mit der vollen Globus-Leistung an den Start gehen, gerade in Regionen, wo man uns noch nicht kennt.“ So will Bruch in den übernommenen Real-Märkten den Gastronomie- und Eigenproduktionsanteil ausbauen. „Wir stellen in den Bäckereien und Metzgereien vor Ort viele Produkte selber her“, sagt Bruch. „Das hat Real bislang nicht gemacht.“ Nebeneffekt: das Konzept erfordert mehr Personal. Bei früheren Standortübernahmen sei die Zahl der Marktmitarbeiter mindestens verdoppelt, teilweise sogar verdreifacht worden, sagt Bruch. Das könnte sich nun wiederholen.

Edeka wird dagegen erst Mitte Juni den ersten Markt umstellen. Premiere soll nach einem Bericht der „Lebensmittelzeitung“ in Kaiserslautern gefeiert werden. Einige Edeka-Standorte dürften demnach unter der Marke Marktkauf geführt werden, andere als E-Center neu eröffnet werden.

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Für die Verbraucher könnte die Zerschlagung von Real am Ende Vorteile bringen. Denn die SB-Warenhauskette litt in den vergangenen Jahren nicht nur unter dem erheblichen Modernisierungsbedarf vieler Filialen. Auch die Einkaufskonditionen der Handelskette konnten mit denen der Konkurrenz oft nicht mithalten, was Auswirkungen auf das Preisniveau hatte. Die neuen Eigentümer könnte deshalb in vielen Fällen auch bedeuten: aufgehübschte Läden und günstigere Preise.  

Mehr zum Thema: Die Mittelständler Thomas und Matthias Bruch sind die heimlichen Gewinner im Gezerre um die Aufteilung der Supermarkkette Real. Ihre Handelskette Globus, setzt zum Sprung an – und soll Edeka und Co. Konkurrenz machen.

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