Reckitt Benckiser Kein Senf zur Fußcreme

Reckitt Benckiser verkauft Reinigungsmittel, Fußcreme, Kondome – und Senf. Doch die Tage der Lebensmittelsparte scheinen gezählt. Die Eigentümer, darunter die deutsche Milliardärsfamilie Reimann, räumen im Portfolio auf.

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Reckitt Benckiser könnte sich von der besonders in den USA populären Marke trennen. Quelle: Imago

London Fußpflegecreme von Scholl, Badreiniger der Marke Cillit Bang und Durex-Kondome – dazu passen Senf und Ketchup nicht gut, findet der Eigentümer der Saucen-Marke French's. Daher prüft der britische Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser nun „alle Optionen für die Lebensmittelsparte“, wie das Unternehmen am Montag mitteilte.

„French's Food ist ein wahrhaft fantastisches Geschäft mit großartigen Marken, Menschen und hat in der Vergangenheit überdurchschnittlich gute Resultate erzielt“, heißt es in einer Mitteilung. „Dennoch gehört die Marke nicht zum Kerngeschäft. Wir haben uns daher entschlossen, eine strategische Prüfung des Lebensmittelgeschäftes in die Wege zu leiten, bei der wir alle Optionen für diesen großartigen Geschäftsbereich in Erwägung ziehen.“

Analysten überrascht diese Ankündigung nicht. Schließlich steht Reckitt Benckiser vor einem Mega-Deal, so dass die Erlöse aus dem Verkauf der Sparte sicher sehr willkommen wären. Wie die „Sunday Times“ berichtet hatte, erhofft sich Reckitt Benckiser nun aus dem Verkauf seiner Lebensmittelsparte einen Erlös in Höhe von zwei Milliarden Pfund. Noch sei keine Entscheidung gefallen, es seien zunächst Banken um Vorschläge für eine Transaktion gebeten worden.

Das Unternehmen, an dem die deutsche Milliardärsfamilie Reimann beteiligt ist, hatte im Februar mitgeteilt, den Babynahrungshersteller Mead Johnson Nutrition kaufen zu wollen. Dafür legt Firmenchef Rakesh Kapoor fast 18 Milliarden Dollar auf den Tisch. Das Geld, das Reckitt Benckiser größtenteils über eine höhere Verschuldung erhalten will, dürfte nach Ansicht von Börsianern gut angelegt sein: Schon im kommenden Jahr soll die Transaktion den Konzerngewinn steigern. Doch wenn mit dem Verkauf der Lebensmittelsparte noch etwas Geld in die Kasse käme, wäre das nicht schlecht, heißt es. Im Herbst diesen Jahres wird mit einem Abschluss der Übernahme gerechnet.

Von der besonders in den USA populären Senf-Marke French's wurden im vergangenen Jahr mehr als 160 Millionen Flaschen verkauft, was zusammen mit den Einnahmen aus dem Verkauf von Ketchup, gerösteten Zwiebelringen, Paprikaschoten und Würzsaucen 411 Millionen Pfund Umsatz einbrachte. Das sind aber gerade einmal vier Prozent der Reckitt-Konzernerlöse, die sich zuletzt auf 6,4 Milliarden Pfund summierten.

Das Geschäft könnte auf Interesse bei Lebensmittelriesen wie Kraft Heinz oder Unilever stoßen, heißt es in London. Beide Nahrungsmittelkonzerne sind bereits in dem Bereich der Reckitt-Benckiser-Sparte tätig: Kraft Heinz stellt den berühmten Heinz-Ketchup her, Unilever Mayonnaise der Marke Hellman's.

Und beide Unternehmen hatten erst kürzlich für Wirbel in der Branche gesorgt. Kraft Heinz hatte im Februar ein 143 Milliarden Dollar schweres Übernahmeangebot für den britischen Konkurrenten Unilever abgegeben. Unilever setzte sich aber zur Wehr, woraufhin Kraft Heinz wenige Tage später das Übernahmegebot wieder zurückzog. Unilever hatte in Reaktion darauf eine Überprüfung seiner Konzernstruktur angekündigt. Nun könnten sich die beiden Unternehmen möglicherweise wieder gegenüberstehen: Als konkurrierende Bieter um das Lebensmittelgeschäft von Reckitt Benckiser.

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