Regulierung Warum Leasinggesellschaften vor Basel III zittern

Leasinggesellschaften, die Bankengruppen angehören, müssen sich ebenfalls an die verschärften Eigenkapitalvorschriften halten. Die neuen Regulierungen können für diese Unternehmen die Wirtschaftlichkeit beeinträchtigen.

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Internationale Leasingmesse in Nanjing: Die Leasingunternehmen müssen sich auf Basel III einstellen. Quelle: dapd

Frankfurt Das Ziel der Eigenkapitalregeln Basel II war es, die internationale Bankenregulierung zu harmonisieren. Außerdem sollte mit Hilfe des Regelwerks eine genaue Messung von Verlustrisiken und deren Unterlegung mit Eigenkapital möglich sein. Doch die Finanzkrise hat gezeigt, dass die bisherigen Regelungen nicht ausreichen. Um die Widerstandsfähigkeit des Finanzsystems zu erhöhen, kommt es mit Basel III zu einer Verschärfung der Anforderungen an die Kernkapitalbestandteile von Banken.
Finanzierungsleasinginstitute unterliegen seit 2008 einer eingeschränkten Finanzaufsicht. Von den Neuregelungen sind sie ausgenommen, es sei denn, sie gehören einer Bankengruppe an. In diesen Fällen sind die Anforderungen auf Gruppenebene einzuhalten, was aufgrund der zusätzlichen organisatorischen Erfordernisse und Informationspflichten Kosten verursacht. Daneben können Eigenkapitalrestriktionen auf Gruppenebene negative Auswirkungen auf das Neugeschäftsvolumen haben.

In einem solchen Wettbewerb um knappe Eigenmittel können nur Tochterunternehmen mit einer hohen Eigenkapitalrendite erfolgreich bestehen. Basel III kann insoweit für bankangehörige Leasinggesellschaften die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erschweren und ihr Geschäftsmodell beeinflussen, wenn nicht berücksichtigt wird, dass Leasingunternehmen aufgrund ihrer Eigentümerstellung und Objektexpertise über geringere Verlustquoten verfügen. Wird außerdem bei der Renditeermittlung das betriebswirtschaftliche Ergebnis, das sich auch aus der Veränderung des leasingtypischen Substanzwerts ergibt, nicht hinzugerechnet, führt dies zu einer unzureichenden Würdigung ihres wirtschaftlichen Erfolgs.


Mittelstand bietet Chancen fürs Leasinggeschäft

Anforderung an Kreditqualität und Besicherung steigen durch Basel III

Nicht bankangehörige Leasingunternehmen unterliegen seit der Finanzkrise einem zunehmenden Wettbewerb um knapper werdende Refinanzierungsmittel. Dieser Wettbewerb wird durch Basel III verschärft. Aufgrund der begrenzteren Eigenmittel werden die Renditeerwartungen, die Anforderungen an die Qualität der Kreditengagements, deren Besicherung sowie die Bonität steigen.
Leasinggesellschaften sind von den steigenden Anforderungen unmittelbar betroffen. Allerdings sollten Gesellschaften, die aufgrund der neuen aufsichtsrechtlichen Pflichten ("KWG light") sowie infolge der Lehren aus der Finanzkrise ihre Prozesse im Risikomanagement optimiert haben, die notwendigen Voraussetzungen geschaffen haben, um diesen Wettbewerb zu bestehen. Solche Maßnahmen schaffen bei Refinanzierungspartnern das Vertrauen für günstige Konditionen und ausreichend Liquidität.

Es können aber auch Chancen für das Leasinggeschäft erwachsen: Gerade der gewerbliche Mittelstand, der oft über eine zwar unzureichend dokumentierte, gleichwohl aber gute Bonität verfügt, sucht individuell gestaltbare Finanzierungen.
In Kombination mit ihrer Objektexpertise und ergänzenden Serviceleistungen bieten Leasinggesellschaften eine Alternative zur Kreditfinanzierung. Herstellernahe Leasinggesellschaften dürften dabei wegen ihrer Konzerneinbindung sowie des besseren Marktzugangs kleineren Anbietern gegenüber im Vorteil sein. Dies gilt auch für große, unabhängige Leasinggesellschaften aufgrund von Skaleneffekten bei der Umsetzung der organisatorischen und regulatorischen Anforderungen..

Marijan Nemet ist Partner bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte.

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