Wie kann die Münchner Verlagsgruppe Hugendubel ihre Filialen aus dem Weltbild-Verbund heraus lösen? Seit dem Insolvenzantrag der Weltbild-Geschäftsführung vor sechs Wochen war das die zentrale Frage des Verfahrens. Das Problem: Weltbild und Hugendubel hatten ihre Filialen in dem Gemeinschaftsunternehmen DBH Buch Handel gebündelt. Nun haben sich Weltbild-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz und der Verlegerclan Hugendubel auf eine Lösung verständigt: Die etwa 320 bislang gemeinsam unter dem DBH-Dach betriebenen Buchhandlungen werden aufgeteilt.
Technisch läuft es so ab, dass die Weltbild-Filialen die bisher gemeinsame Holding DBH verlassen. Für sie wurde bereits ein Schutzschirmverfahren beantragt, sie sollen nun ebenfalls wie die Verlagsgruppe nach dem Insolvenzrecht saniert werden. Das Verfahren soll der Geschäftsführung der Weltbild-Filialen einen Rettungsversuch in Eigenregie ermöglicht. Auf die Finger schaut ihr dabei als Sachwalter der Rechtsanwalt Christian Plail aus der Augsburger Kanzlei von Geiwitz. Der Medienkonzern behalte damit mehrere Vertriebskanäle, das was so gern als „Multi-channel“-Konzept bezeichnet wird und das Zusammenspiel aus dem Versand über Katalog und Internet sowie dem stationären Handel meint. Damit sichere sich die Verlagsgruppe einen Wettbewerbsvorteil, meint Geiwitz.
Für den Insolvenzverwalter dürfte es mit diesem Konstrukt einfacher sein, Geldgeber für Weltbild zu finden, weil nun auch das Filialgeschäft wieder allein in der Hand des Verlages liegt. Der insolvente Medienkonzern macht sich so auf den ersten Blick hübsch für rettende Investoren. „Die Entflechtung der Gesellschafterstruktur erhöht die Chance, eine Gesamtsanierung von Weltbild zu erreichen“, teilte Insolvenzverwalter Geiwitz am Freitag mit.
Völlig offen ist allerdings, wie viele der Filialen am Ende tatsächlich rentabel sind und Bestandteil des Verbundes bleiben. Zu erwarten ist nun vielmehr, dass viele von ihnen werden schließen müssen.
Zukunftssicherung
Ein echter Lichtblick dürfte die beschlossene Trennung für den Familienkonzern Hugendubel zu sein, verringert er doch nun das Risiko, doch noch in den Sog der Weltbild-Insolvenz zu geraten. Hugendubel bleibt allein in der DBH zurück, behält zudem die Buchläden, die die DBH unter dem Namen Weltbild auf Flächen bei Karstadt betreibt. Hier steht zu erwarten, dass über kurz oder lang der Name geändert wird.
Der Einigung gingen wochenlange Verhandlungen zwischen den zahlreichen beteiligten Banken, der Diözese München und Freising, dem Insolvenzverwalter sowie der Familie Hugendubel voraus. So ist sicher auch die Botschaft zu deuten, die das Familienunternehmen in einer Erklärung zur heutigen Trennung verbreiten ließ. Darin heißt es, Hugendubel leiste mit der Entscheidung, die Weltbild-Filialen „wieder aus der DBH herauszulösen, einen wichtigen Beitrag zum Konzept des Insolvenzverwalters, Weltbild in seiner Gesamtheit zu erhalten.“ Details über die genauen Hintergründe der aktuellen Einigung sparen beide Seiten tunlichst aus. Stattdessen unterstreichen Hugendubels noch einmal ihre Erleichterung über den gefundenen Deal: Dieser sei ein „entscheidender Schritt zur Zukunftssicherung der Buchhandlung Hugendubel.“
Maximilian Hugendubel, geschäftsführender Gesellschafter der Buchhandlung Hugendubel, sagte: „Wir freuen uns über das gemeinsam Erreichte. Der beschlossene Schritt bedeutet, dass wir unseren rund 2.000 Beschäftigten eine klare Perspektive geben können.“
Nina Hugendubel, geschäftsführende Gesellschafterin der Buchhandlung Hugendubel, sieht in der getroffene Vereinbarung einen Meilenstein: „Wir kehren zu unseren Wurzeln zurück und sind damit wieder ein echtes Familienunternehmen. Dies ermöglicht klare und schnelle Entscheidungen, die in der heutigen Zeit der raschen Veränderungen aus unserer Sicht zwingend notwendig sind.“