Rewe-Chef Lionel Souque "Niemand muss Hunger leiden"

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"Die Discounter entwickeln sich nach oben"

Warum?
Wir haben auf einen Schlag alle Produkte von Kaiser’s ausgetauscht. Viele Kunden haben dann ihre gewohnten Artikel nicht mehr gefunden. Wir haben dann die Preise reduziert, wodurch bei gleicher Absatzmenge logischerweise die Umsätze gesunken sind. Seit diesem Sommer geht es aber aufwärts. In den Märkten, die wir umgebaut und renoviert haben, sehen wir im Schnitt zweistellige Umsatzzuwächse.

Haben kleinere Anbieter im deutschen Lebensmittelhandel noch eine Chance?
Sie müssen ihre Nische finden. Aktuell ist für die Branche aber spürbarer, dass Aldi und Lidl ihre Filialen mit Milliardeninvestitionen modernisieren. Die Discounter entwickeln sich nach oben, eröffnen größere Märkte, mit Glas und Holz, besserer Beleuchtung und neuen Services.

Wie reagiert Rewe darauf?
Wir müssen dafür sorgen, dass der Abstand zum Discount wieder größer wird. Wir haben ein neues Konzept namens Supermarkt 2020, das wir in zehn Testmärkten erproben und bei dem es ganz stark um Themen wie Frische, Convenience und gastronomische Angebote geht. In den rund 300 Läden, die wir pro Jahr in Deutschland neu eröffnen oder von Grund auf modernisieren, werden wir das neue Konzept integrieren.

Wer Aldi und Lidl herausfordert
Platz 10 - Dollar Tree (USA) - 6,1 Milliarden Euro UmsatzDer US-Discounter folgt einem einfachen Konzept: Nichts kostet mehr als einen Dollar. Damit wächst der Umsatz rasant. Allein 2012 hat Dollar Tree 345 neue Märkte eröffnet. Bisher konzentriert sich das Unternehmen aber auf die USA und Kanada.
Platz 9 - Rema 1000 (Norwegen) - 6,58 Milliarden Euro UmsatzGründer Odd Reitan ist soetwas wie der Theo Albrecht Skandinaviens. In seinen einfach eingerichteten Märkten verkaufte er 500 Artikel, deshalb taufte er seinen ersten Supermarkt Reitan Mart 500. Mit der Produktpalette wuchs auch die Zahl der Filialen in Norwegen, Dänemark und Schweden.
Platz 8 - Biedronka (Polen) - 7,25 Milliarden Euro UmsatzDie größte Supermarktkette Polens hat zwar polnische Wurzeln, ist aber seit 1998 und der Übernahme durch Jerónimo Martins fest in portugiesischer Hand. Der Name bedeutet übersetzt Marienkäfer.
Platz 7 - Family Dollar (USA) - 7,64 Milliarden Euro UmsatzAls der erste Markt in Charlotte, North Carolina, seine Pforten öffnete, war Gründer Leon Levine gerade 21 Jahre alt. Mittlerweile ist sein Unternehmen auf 7.100 Filialen angewachsen. 90 Prozent aller Artikel kosten weniger als 10 Dollar.
Platz 6 - Dia (Spanien) - 11,67 Milliarden Euro UmsatzIn Deutschland machte der spanische Discounter Schlagzeilen, weil er 2013 die spanischen Filialen von Schlecker übernahm. International ist der Konzern breit aufgestellt. Dia-Filialen gibt es in Argentinien, Brasilien, Griechenland und in der Türkei. In Portugal firmiert der Konzern unter dem Namen "Minipreço", in Frankreich unter dem Namen "Ed".
Platz 5 - Penny Markt (Deutschland) - 11,84 Milliarden Euro UmsatzDer Discounter der Rewe Gruppe verpasste sich Anfang 2012 ein neues Logo. Neben dem deutschen Markt ist das Unternehmen auch in Italien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Tschechien und Österreich aktiv.
Platz 4 - Dollar General (USA) - 13,11 Milliarden Euro UmsatzUm satte zwei Milliarden Euro konnte Amerikas größte Discounterkette ihren Umsatz im Jahr 2012 steigern. In den USA betreibt das Unternehmen über 10.000 Läden. Vor allem in kleinen US-Gemeinden, die von den Handelsriesen ignoriert werden, zeigt das Unternehmen Präsenz.

Wohin führt das Wettrüsten im Handel?
Man muss aufpassen, keine Glaspaläste hinzuklotzen, die sich nicht rechnen. Einzelne Wettbewerber haben da zuletzt viel Lehrgeld bezahlt. Unser Konzept Supermarkt 2020 ist modulartig aufgebaut. Die Elemente können wir verändern, je nachdem, ob es zum Beispiel um einen Rewe-Markt auf dem Land geht oder aber um einen Standort in der Münchner Innenstadt.

Wollen Sie Edeka überholen?
Die Größe ist unwichtig für mich, wichtig ist die Qualität. Es geht darum, die Nummer eins für die Kunden zu sein.

Das sagt jeder.
Nein, im Ernst: Wir brauchen zwar eine gewisse Größe im Handel, um Prozessvorteile vom Einkauf bis zur Logistik ausspielen zu können. Aber wenn die erreicht ist, sind mir weniger Märkte, die hervorragend laufen und die von den Kunden geschätzt werden, lieber als Tausende Standorte, die sich nicht rechnen. Das hat nicht zuletzt die Pleite des Drogeriekonzerns Schlecker gezeigt. Verstehen Sie mich nicht falsch: Wir machen hier keinen Urlaub, sondern setzen uns klare Ziele. Aber dabei geht es nicht um reines Größenwachstum. Wenn Sie das richtige Konzept haben und die beste Mannschaft, dann gewinnen Sie am Ende auch das Spiel.

Das müsste eigentlich auch für den 1. FC Köln gelten, bei dem Rewe Hauptsponsor ist und Sie Aufsichtsratsvorsitzender sind.
Fakt ist, wir liegen in der Tabelle auf dem letzten Platz. Es wird für den FC sehr schwer werden, den Abstieg zu verhindern. Wir werden jedenfalls alles geben, um den Klassenerhalt zu schaffen.

In einem Rewe-internen Fußballtippspiel treten Sie jede Woche gegen Ihre Mitarbeiter an. Wer liegt vorn?
Es ist knapp, momentan steht es unentschieden – und das trotz meines Kampfnamens „Lionel Messi“. Aber ich verliere gerne alle weiteren Tipps, wenn der FC dafür nicht absteigt.

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