Rewe-Chef Lionel Souque "Niemand muss Hunger leiden"

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"Online wird uns Geld kosten"

Das verschlingt doch Unsummen. Werden Sie online jemals Geld verdienen?
Das neue Lager soll genau dabei helfen. Aber ganz ehrlich: Online wird uns über Jahre Geld kosten. Gleichzeitig zeigt die Umsatzentwicklung, dass der Markt äußerst dynamisch wächst. Im vergangenen Jahr haben wir im Onlinelebensmittelhandel rund 100 Millionen Euro erlöst. 2017 ist zwar noch nicht vorbei, aber klar ist, dass wir weiter wachsen. Ich glaube, dieser Trend beschleunigt sich noch. Langfristig könnten bis zu zehn Prozent des Umsatzes im deutschen Lebensmittelhandel ins Netz abwandern. Aber das wird sehr nach Warengruppen differenziert sein.

Bestellen Sie selbst Brot und Butter online?
Durchaus, aber meistens kaufe ich ganz klassisch im Laden ein. Gerade diese Mischformen – mal online, mal im Geschäft – werden wir in Zukunft öfter sehen. Obst und Gemüse oder frischen Fisch werden die meisten Kunden auch in 30 Jahren noch im Markt kaufen. Bei Produkten wie Tiernahrung, Waschmittel, Wein und Konserven sieht es anders aus.

Auch in den klassischen Filialen hält immer mehr Technik Einzug. Werden in zehn Jahren noch Menschen an den Kassen sitzen?
Langfristig werden sich die Supermärkte wandeln, und die Arbeit an den Kassen wird sich dabei mit am stärksten verändern. Wir richten derzeit an vielen Standorten etwa Selbstscankassen ein, um die Bezahlung zu beschleunigen. Aber es wird weiter Kunden geben, die den persönlichen Kontakt an der Kasse schätzen, und auch für Services wie Geldauszahlungen oder Reklamationen brauchen wir Mitarbeiter. Insgesamt steigt die Zahl der Beschäftigten bei Rewe.

Wie läuft Ihr Geschäft derzeit?
Wir sind im In- und Ausland gut unterwegs, die Supermärkte und Penny wachsen stärker als die meisten Konkurrenten. Auch die DER Touristik entwickelt sich gut, wir sind der drittgrößte Reiseveranstalter in Europa.

Wird die Pleite von Air Berlin die Preise für Pauschalreisen nach oben drücken?
Seit Jahren war klar, dass Air Berlin ein Risikokandidat ist. Wir haben die Zahl der Flüge mit Air Berlin zurückgefahren und konsequent auf Alternativen gesetzt. Daher trifft uns die Insolvenz nicht. Es gibt außerdem so viele Anbieter im Markt, dass Pauschalreisen trotz des Wegfalls von Air Berlin im kommenden Jahr nicht teurer werden. Wir wollen das Touristikgeschäft genauso ausbauen wie unser Handelsgeschäft.

Es gibt doch heute schon an jeder Ecke einen Rewe- oder Edeka-Laden.
In Deutschland ist der Kuchen, der zwischen den Lebensmittelhändlern aufgeteilt wird, in den vergangenen Jahren nicht größer geworden. Es gibt einen gnadenlosen Verdrängungswettbewerb. Die meisten Supermarktketten in Deutschland – bis auf Rewe und Edeka – spüren seit fünf, sechs Jahren erheblichen Gegenwind. Dass Kaiser’s Tengelmann in die Krise geriet und verkauft wurde, war sicher kein Zufall.

Rewe hat dabei 64 Märkte von Kaiser’s Tengelmann übernommen. Wie kommt die Integration voran?
Die Märkte, die wir in Bayern und Nordrhein-Westfalen übernommen haben, entwickeln sich sehr gut. In Berlin, wo die mit Abstand meisten früheren Kaiser’s-Läden liegen, verliefen die ersten Monate dagegen holprig.

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