Der massive Anstieg der Lebensmittelpreise hat den Umsatz des Supermarkt- und Touristikkonzerns Rewe im vergangenen Jahr nach oben getrieben. Der Kölner Handelsriese steigerte seinen Umsatz um 10,4 Prozent auf fast 85 Milliarden Euro.
Der Gewinn war allerdings rückläufig. Ein Grund sei, dass der Konzern die Kostensteigerungen bei Energie, Rohstoffen, Personal und Logistik nicht vollständig an die Kunden weitergegeben habe, betonte Rewe-Chef Lionel Souque. Allein in Deutschland habe das Unternehmen einen dreistelligen Millionenbetrag investiert, um die Preissprünge in Grenzen zu halten. Die Konsumenten würden in den Läden zwar Preissteigerungen bemerken, wüssten aber oft nicht, dass die Einkaufspreise prozentual noch stärker gestiegen seien, so Souque.
Die Preissteigerungen in den Rewe-Regalen hätten 2022 mit 7,3 Prozent aber deutlich unter der vom Statistischen Bundesamt ermittelten Inflation bei Nahrungsmitteln von 13,4 Prozent gelegen. Souque betone allerdings auch, dass ein derartiges Abfedern inflationsbedingter Entwicklungen für Rewe nur vorübergehend zu leisten sei. „Wir können nur einen kleinen Teil der Preiserhöhungen nicht weitergeben“, sagte Souque.
Und der Anstieg der Lebensmittelpreise dürfte in den kommenden Monaten weiter anhalten. Zwar seien einzelne Rohstoffe wie Sonnenblumenöl oder Weizen inzwischen wieder billiger geworden. Entsprechende Kontrakte mit Lieferanten würden aber oft über längere Zeiträume verhandelt. Und „es gibt weiter extrem viele Preiserhöhungen“ seitens der Hersteller, sagte Rewe-Einkaufsvorstand Hans-Jürgen Moog, teils auch „in unverständlicher Höhe“. Daher spreche Rewe momentan sehr intensiv mit Lieferanten.
„Eigenmarken explodieren zum Teil“
Die Preissteigerungen haben laut den Rewe-Managern auch zu Änderungen im Einkaufsverhalten geführt – und zu einer Abkehr von als besonders teuer wahrgenommenen Markenprodukten. „Eigenmarken explodieren zum Teil“, sagte Moog. In einzelnen Sortimentsbereichen sei ihr Umsatz um mehr als 50 Prozent gewachsen. Angesichts der hohen Inflation hielten sich Verbraucher zudem bei Fleisch- und Wurstwaren zurück und reagierten sensibler auf Preiserhöhungen bei Bio-Lebensmitteln.
Deutlich profitieren konnte die Rewe-Gruppe indes vom Comeback des Tourismus. Die Umsätze der Rewe-Reisesparte, zu der Marken wie Dertour, ITS, Kuoni und Jahn-Reisen gehören, waren mit 5,7 Milliarden Euro mehr als doppelt so hoch wie im Corona-Jahr 2021 und erreichten das Vor-Pandemie-Niveau. Im Lebensmittelhandel in Deutschland stiegen die Umsätze dagegen nur um 6,8 Prozent auf 37,8 Milliarden Euro.
Der Jahresüberschuss des Rewe-Konzerns – also ohne die in den Zahlen der Rewe-Gruppe berücksichtigten selbstständigen Rewe-Händler und ohne Beteiligungsunternehmen - lag mit 503,5 Millionen Euro um 33,4 Prozent unter dem Vorjahresniveau.
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