Rewe startet E-Food-Offensive Eine Effizienzmaschine namens Scarlet

Das neue Hightech-Logistikzentrum „Food Fulfillment Center 2.0“ (FFC 2.0) oder „Scarlet ONE“ des Supermarktkonzerns Rewe am Stadtrand von Köln. Quelle: REWE

Mit einem neuen Hightech-Lager will der Supermarktkonzern Rewe das entscheidende Problem beim Online-Verkauf von Lebensmitteln lösen: die hohen Kosten sollen endlich sinken.

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In Reih und Glied stehen die grün-roten Lieferwagen mit Rewe-Schriftzug vor dem Logistikzentrum am Stadtrand von Köln. Drinnen transportieren Förderbänder graue und rote Transportkörbe direkt zu Mitarbeitern, die die Bestellungen für Rewes Lieferservice packen. Spaghetti und Wein, Gurken und tausende andere Lebensmittel landen in den Körben – und anschließend bei den Kunden in Köln und Umgebung. Wie ein gigantisches Lebensmittelkarussell wirkt die Anlage, die auf den Namen Scarlet 1 getauft wurde. Vor zwei Monaten gab es von hier aus die ersten Testlieferungen. Heute wurde das „Food Fulfillment Center 2.0“, wie Scarlet 1 im Logistikslang heißt, offiziell eröffnet. Mit rund 17.000 Quadratmetern ist es so groß ist wie zweieinhalb Fußballfelder und verfügt über 38 Warenausgangstore.

Rewe-Chef Lionel Souque sieht in dem Lager denn auch einen „wichtigen Meilenstein“ für die E-Food-Ambitionen des Unternehmens. „Wir sind damit mindestens im deutschen Lebensmittelhandel Spitzenreiter und Trendsetter“, sagt Souque. Der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart spricht von „digitalen Chancen“, die hier genutzt würden. Doch im Kern geht es vor allem um eines: Das neue Lager soll dabei helfen, die Verluste im Online-Geschäft mit Lebensmitteln langfristig deutlich zu senken.

Das Problem: Die Logistik für den Online-Lebensmittelhandel ist extrem teuer. Keiner der Anbieter in Deutschland verdient bislang damit Geld, heißt es in der Branche. Auch Rewe ist weit davon entfernt. Trotzdem bietet das Unternehmen den Service bereits seit 2011 an und liefert Brot und Butter in mittlerweile 75 deutschen Städten aus. Wohl vor allem, um das Feld nicht Konkurrenten wie Amazon oder dem niederländischen Lebensmittellieferdienst Picnic zu überlassen, die den deutschen E-Food-Markt erobern wollen.

Schon im vergangenen Jahr hatte Rewe-Chef Souque im Interview mit der WirtschaftsWoche davon gesprochen, dass das neue Lager „in einer ganz anderen Liga spielt als alle bisherigen Logistikzentren für frische Lebensmittel“.
Rund 20.000 unterschiedliche Produkte sollen von hier versendet werden – weitgehend automatisiert. Bisher müssen Mitarbeiter bis zu 15 Kilometer pro Schicht zurücklegen, um die Bestellungen zusammenzusuchen. Jeder einzelne Artikel muss in die Hand genommen werden. In dem neuen Lager ist es anders herum, die Artikel kommen per Shuttle zum Mitarbeiter, werden gepackt und im Großraum Köln ausgeliefert. Eine Bestellung soll so möglichst innerhalb von 15 bis 20 Minuten im Lager abgewickelt werden, sagt Rewe-Digitalchef Christoph Eltze.

Läuft alles nach Plan, ist das der Auftakt für den Bau weiterer automatischer Lager, mit denen es dem Konzern auf Dauer gelingen soll, die Kosten im Online-Geschäft zu senken. Zunächst jedoch muss der Konzern investieren: Allein rund 80 Millionen Euro hat der Bau des Prototyps Scarlet 1 gekostet. Mehr als 100 Millionen Euro Jahresumsatz sollen mittelfristig über das Lager abgewickelt werden.

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