Rewe und Edeka einigen sich Die wichtigsten Antworten zur Tengelmann-Einigung

Seite 2/2

Sind die Arbeitsplätze nun sicher?

Zumindest aufatmen können die rund 15.000 Angestellten bei Kaiser’s Tengelmann. Fürs Erste. Sollten sich die Beteiligten, wie es ihre Absicht ist, im Rahmen der Ministererlaubnis einigen, wären die Arbeitsplätze der Tengelmann-Mitarbeiter über fünf Jahre gesichert. Auch Kaiser’s-Tengelmann-Filialen dürften in diesem Zeitraum nicht an dritte Lebensmitteleinzelhändler gehen.

Daniel Zimmer, der frühere Chef der Monopolkommission, betont im Interview mit der WirtschaftsWoche: „Das hindert Edeka nicht daran, in den eigenen Filialen Entlassungen vorzunehmen oder sie zu schließen.“ Zimmer ist sich sicher, dass das mittelfristig notwendig wird. „Die Deutschen werden nicht mehr Lebensmittel kaufen, nur weil zwei Supermarktketten fusionieren.“ Der Konsolidierungs- und Rationalisierungsdruck bleibe – auch nach der Übernahme.

Aufgrund der zahlreichen Überschneidungen im Tengelmann- und Edeka-Netz hätte Edeka „größere Anreize Filialen zu schließen“ als andere Kaufinteressenten, so Zimmer weiter.

Am Ende könnten also die Arbeitsplätze der Kaiser’s-Tengelmann-Belegschaft gesichert sein – für die Angestellten in Edeka-Filialen, die sich mit dem Tengelmann-Netz überschneiden, sähe das anders aus.  

Warum hat es so lange gedauert, bis beide Parteien sich geeinigt haben?

Schon 2014 sagte Rewe-Chef Caparros, es wäre ein „Super-GAU, wenn Gabriel Trauzeuge für diese dubiose Hochzeit sein sollte.“ Zwei Jahre später gab er gegenüber dem Spiegel freimütig zu: „Ich habe alles getan, damit Edeka die Filialen nicht bekommt.“

Warum Rewe und Edeka, die Marktführer des deutschen Lebensmittelhandels, ganze zwei Jahre um das zum größtenteils desolate Filialnetz von Kaiser’s Tengelmann ringen, hat einen einfachen Grund: Kaiser’s Tengelmann ist eine der letzten großen Akquisitionsmöglichkeiten im deutschen Lebensmittelhandel.

Entsprechend teuer ist die Übernahme für alle Beteiligten – unabhängig davon, wie sich Rewe und Edeka im Detail am Ende einigen. Vom Imageschaden, den alle Beteiligten in den vergangenen zwei Jahren davon getragen haben, einmal abgesehen. 

Wie verändert die Übernahme die Handelslandschaft?

Aus Sicht von Gerrit Heinemann, Handelsexperte an der Hochschule Niederrhein, ist für Edeka vor allem das höhere Einkaufsvolumen interessant. Schon 2008, als das Bundeskartellamt die Übernahme des Discounters Plus von der Tengelmann-Gruppe durch Edeka unter diversen Auflagen genehmigte, war eine Zusammenarbeit zwischen Tengelmann und Edeka beim Wareneinkauf geplant. Das untersagte das Kartellamt jedoch.

Das höhere Einkaufsvolumen verbessert Edekas Position gegenüber den Zulieferern weiter – und ermöglicht es den Einzelhändler, die Preise zu drücken. Bereits jetzt ist Edeka die unangefochtene Nummer 1 im ohnehin konzentrierten deutschen Lebensmittelhandel. Lieferanten kritisierten im Gespräch mit der WirtschaftsWoche die Art des Unternehmens, Geschäfte zu machen. Auch Bauern und Hersteller hatten sich gegen eine Fusion ausgesprochen – aus Sorge, der Händlerverbund werde mit seinem Einfluss die Preise diktieren.

Außerdem ist Bringmeister, das Online-Geschäft von Kaiser’s Tengelmann, für Edeka interessant. „Im Online-Lebensmittelhandel herrscht bei Edeka großer Nachholbedarf, Expertise dazuzukaufen wäre von daher nur sinnvoll.“

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%