Rich AG Katerstimmung beim Dosen-Sekt-Titan

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Vom Erfolg überzeugt

Schauspieler Daniel Craig in der Rolle als James Bond Quelle: REUTERS

Ein einziger sogenannter Quartalsbericht findet sich auf der Homepage der Gesellschaft. In einem prägnanten Vierzeiler vermeldet der Vorstand darin den Kern seines unternehmerischen Wirkens: „Der Gesamtumsatz 2011 beträgt 1.119.633 Dosen.“ Dass Erlöse neuerdings in Dosen gemessen werden, dürfte zwar nicht nur Finanzpuristen verblüffen. Doch auch mit Gewinnangaben in Hektolitern müssten die Aktionäre offenbar Vorlieb nehmen. Schließlich sei das Unternehmen gar „nicht zur Abgabe von Quartalsberichten et cetera verpflichtet“, lässt Rich mitteilen. Auch unabhängige Wirtschaftsprüfer dürfen den Gehalt von Rich allenfalls als Konsumenten prüfen.

So liegt kein Testat für die Jahresabschlüsse vor. Das sei gesetzlich aber auch „nicht notwendig“, heißt es bei Rich. Die Prüfung der Jahresabschlüsse übernimmt derweil der Aufsichtsrat. Dort wacht Aloys’ Ehefrau Elisabeth nebst einem ehemaligen Unternehmensberater und einem Steuerexperten darüber, dass der Gatte die Geschäfte auch ordentlich führt.

Hoher Jahresfehlbetrag

Wenig überraschend vermeldete das Gremium Ende April 2012 denn auch, alles sei okay, und dankte Vorstand und Mitarbeitern für ihren Einsatz und „die erfolgreiche Arbeit im abgelaufenen Geschäftsjahr“.

Dabei weist die Bilanz für 2011 einen Jahresfehlbetrag von mehr als drei Millionen Euro und Verbindlichkeiten von 7,28 Millionen Euro aus. Die Eheleute Aloys, die dem Unternehmen Geld geliehen hatten, verzichteten in den vergangenen zwei Jahren auf gut neun Millionen Euro ihrer Forderungen gegen Ausgabe von Besserungsscheinen. Auch in Zukunft würden Aloys samt Gattin im Zweifel „entsprechende Schritte prüfen, nicht zuletzt deshalb, weil wir vom Erfolg des Produkts überzeugt sind“, lässt Aloys ausrichten.

Neue PR-Idee

Beseelt von diesem Glauben, hat der Tiroler Dosensekt-Titan im Februar 2011 eine weitere PR-Rakete gezündet. „Die Marke Rich ist das Ebenbild von James Bond“, fabulierte das Unternehmen in einer Pressemitteilung, „hoch explosiv, unvorhersehbar, mächtiger als alles andere.“ Fragt sich nur, welche Mission, die Schaumweinagenten verfolgen: „Goldfinger“ oder „Ein Quantum Trost“?

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