Rocket Internet Die neue Bescheidenheit

Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer kann mit besseren Zahlen aufwarten: Das Minus aller Rocket-Firmen sinkt im ersten Quartal von 180 auf 140 Millionen Euro. Doch bei einigen Beteiligungen wachsen die Verluste weiter.

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Bonativo, ein Start-Up aus dem Hause „Rocket Internet“ stellt schon bald den Betrieb ein. Das Unternehmen hat die Erwartungen nicht erfüllt. Quelle: dpa

Berlin „Proven Winners“ hat er sie vor einem Jahr noch genannt, inzwischen gibt sich Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer etwas bescheidener. Von „ausgewählten Portfolio-Companies“ war am Dienstag bei der Veröffentlichung der ersten Quartalszahlen des Jahres die Rede. Dazu gehören der Kochboxenlieferant Hello Fresh und der Lieferdienst Foodpanda, die sechs Mitglieder der Modegruppe Global Fashion Group, die Gemischtwarenhändler Linio und Jumia, und die Möbel-Start-ups Westwing und Home24.

Rechnet man alle zwölf Firmen zusammen, hat sich das Ergebnis im Vergleich zum Vorjahresquartal leicht verbessert, der bereinigte Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank von einem Minus von 180 Millionen Euro auf 140 Millionen Euro.

Der Umsatz stieg um durchschnittlich 34 Prozent auf 532 Millionen Euro. Darin ist das Ergebnis des asiatischen Amazon-Klons Lazada nicht mehr enthalten. Die südostasiatische Beteiligung wurde vor kurzem an den chinesischen Internet-Konzern Alibaba verkauft. Mit Lazada hatten die wichtigsten Beteiligungen von Rocket im Vorjahreszeitraum noch Erlöse von 590 Millionen Euro verzeichnet.

Der Fokus der Start-up-Fabrik dürfte in diesem Jahr auf der Profitabilität liegen. Das hatte Oliver Samwer den Aktionären seit dem vergangenen Herbst immer wieder gesagt. Im vorigen Jahr habe man noch kräftig in Wachstum investiert – und dabei Verluste in Kauf genommen. Die wichtigsten acht Unternehmen machten 2015 zusammen einen Verlust von einer Milliarde Euro. Im Jahr 2016 sollen die Verluste sinken – bis Ende 2017 sollen drei Unternehmen profitabel sein. An dem Ziel halte man fest, sagte Oliver Samwer bei der Präsentation der Quartalszahlen.

Der Rocket-Internet-Chef steht seit geraumer Zeit unter Druck. Der Aktienkurs schwankt, liegt aber immer deutlich unter dem Ausgabepreis. Zuletzt verunsicherte die Nachricht, dass Rocket Internet den angenommenen Wert der Global Fashion Group (GFG) von gut drei Milliarden auf eine Milliarde Euro reduziert hat, die Anleger. Zugleich schossen Rocket und der Partner Kinnevik zusammen 300 Millionen Euro frisches Kapital bei der GFG nach.

Deren Verluste reduzierten sich im ersten Quartal auf 53 Millionen Euro, nach 74 Millionen im Vorjahr. Im Gegenzug verlangsamte sich das Wachstum. Der Umsatz stieg um 25 Prozent auf knapp 230 Millionen Euro. Zum Vergleich: Der Modehändler Zalando, der einst auch zu Rocket Internet gehörte, wuchs im ersten Quartal des Jahres um fast 24 Prozent – und verzeichnete dabei Gewinne.

Hohe Verluste hingegen produziert noch immer der Kochboxenlieferant Hello Fresh. Hier habe man weiterhin in Wachstum investiert, sagte Oliver Samwer. Vor allem in Großbritannien und den USA sei das Jahr gut angelaufen. Der Umsatz sei im Vergleich zum Vorjahresquartal von 45,4 auf 141,4 Millionen Euro gestiegen – gleichzeitig wuchs aber auch das Minus von 7,3 auf 27,3 Millionen Euro.

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