Rudolf Wöhrl und SinnLeffers Neue Kleiderordnung in Nürnberg und Hagen

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"Aktuell sind noch vier Interessenten im Rennen"

Läuft alles Plan, dürfte die Schwesterfirma Wöhrl zu diesem Zeitpunkt bereits in der Hand eines neuen Investors sein. Denn während sich die Sanierer in Hagen mehr Zeit nehmen, halten die Nürnberger an ihren sportlichen Verkaufsplänen fest. „Wir planen, dass wir bis Ende des Monats den Investorenprozess beendet haben und das Verfahren schnell abschließen können“, sagte Wöhrl-Restrukturierungsvorstand Christian Gerloff der WirtschaftsWoche. 170 Bieter hatten Jan-Hendrik Röver und Thomas Sittel von der für den M&A-Prozess angeheuerten Beratungsfirma Goetzpartners zuvor angesprochen, 35 davon unterzeichneten Vertraulichkeitserklärungen, und gut eine Handvoll durfte in die Bücher schauen.

Zum finalen Bieterkreis gehört nun die Enkelgeneration der Familie Wöhrl um Olivier Wöhrl, der bereits bis zum Insolvenzantrag im September Vorstandschef war. Er hatte sich zuletzt selbst öffentlichkeitswirksam als Kaufkandidat geoutet – ob mit oder ohne Segen seines Beraters Moritz Freiherr von Hutten zum Stolzenberg ist indes fraglich.

In Wöhrl-Kreisen wurde der Schritt als „Verhandlungstaktik“ interpretiert, um andere Interessenten wie den mittelständischen Textilfilialisten Röther abzuschrecken, der dem Vernehmen nach gemeinsam mit dem Modedienstleister Katag ein Angebot erwägt. Auch Tempus Capital aus Frankfurt und die Royal Spirit Group aus Hongkong werden in der Branche als Interessenten mit Außenseiterchancen gehandelt. „Aktuell sind noch vier Interessenten im Rennen“, sagt Restrukturierungsvorstand Gerloff zum Verkaufsprozess, ohne Namen zu nennen.

Egal, wer am Ende den Zuschlag erhält, Anleger, die in die 30 Millionen Euro schwere Mittelstandsanleihe des Unternehmens investiert haben, dürften nur einen Bruchteil ihres Einsatzes wiedersehen. Im Gespräch sei derzeit eine geringe Barquote an die Anleihegläubiger, heißt es im Unternehmensumfeld. Je nach Verlauf des Investorenprozesses könnte es aber auch auf eine Beteiligung an späteren Erträgen des verkauften Unternehmens etwa über einen sogenannten Besserungsschein hinauslaufen, oder aber auf eine Kombination beider Varianten. Dazu muss jedoch der Nürnberger Anwalt Christian H. Gloeckner als gemeinsamer Vertreter der Anleihegläubiger zustimmen. Ob er dazu ohne weitere Gläubigerversammlung bereit wäre, ist derzeit offen und könnte den engen Zeitplan im Zweifel noch aus dem Takt bringen. Sein Gegenpart auf Emittentenseite ist diesmal überraschend Frank Günther von One Square Advisors, der sonst in der Regel als Gemeinsamer Vertreter der Anleihegläubiger auftritt.

Jenseits aller Verfahrensfinessen scheint es bei Wöhrl indes operativ wieder aufwärts zu gehen. „Umsatz und Ergebnis von Wöhrl lagen im Weihnachtsgeschäft über dem Vorjahr“, so Gerloff. Gemeinsam mit dem vom Insolvenzgericht eingesetzten Sachwalter Volker Böhm von der Kanzlei Schultze & Braun hat er das Traditionsunternehmen in den vergangenen Monaten auf Sanierungskurs gebracht.

Mit Vermietern und Lieferanten wurden neue Konditionen ausgehandelt, insgesamt sieben unrentable Standorte wurden geschlossen. Von den 2000 Beschäftigten müssen rund 140 gehen. Auch die geschäftlichen Beziehungen und Darlehensverträge zwischen Wöhrl und der Familie Gerhard Wöhrl ließen Gerloff und Böhm unter die Lupe nehmen. Die beauftragten Prüfer von KPMG fanden dem Vernehmen nach aber keine Hinweise auf Konstruktionen, die insolvenzrechtlich bedenklich wären. Und auch bei SinnLeffers sieht der dort zuständige Sachwalter Weidmann bislang „keine Anfechtungs- oder Schadensersatzansprüche gegenüber früheren Gesellschaftern."

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