Ryanair-Chef Michael O'Leary Lufthansa-Deal mit Air Berlin ist ein „Witz“

Die Lufthansa schottet den deutschen Markt nach Ansicht von Ryanair-Chef Michael O'Leary durch das Mietgeschäft mit Air Berlin ab. Seinem Unmut darüber machte Ryanair auch gegenüber dem Bundeskartellamt Luft.

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Der Ryanair-Chef kritisiert den Lufthansa-Deal mit Air Berlin scharf. Quelle: Reuters

Dublin Die Lufthansa schottet den deutschen Markt nach Ansicht von Ryanair-Chef Michael O'Leary durch das Mietgeschäft mit Air Berlin ab. „Es ist ein Witz“, sagt O'Leary am Mittwoch in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. „Die Lufthansa zerschlägt Air Berlin unter dem Feigenblatt eines Miet-Deals und kauft so ihren einzigen einheimischen Rivalen.“ Der Marktanteil der Kranich-Linie steige damit auf 63 Prozent.

Die Kritik des europäischen Billigflugmarktführers bezieht sich auf die im Herbst von der Lufthansa eingefädelte Anmietung von 38 Jets samt Crews von Air Berlin. Seinem Unmut über das Geschäft machte Ryanair auch gegenüber dem Bundeskartellamt Luft. Dort wird der Vertrag noch bis Ende des Monats auf negative Folgen für den Wettbewerb geprüft.

Die Bonner Behörde sei sehr interessiert an den Einwänden von Ryanair gewesen, sagte der Airline-Chef. Grund sei, dass durch den angestrebten Zusammenschluss auf innerdeutschen Routen Flugkapazitäten verschwinden und die Ticket-Preise steigen dürften. „Die Kartellregeln in Europa werden nicht fair durchgesetzt.“ Der Versuch von Ryanair, den irischen Rivalen Aer Lingus zu kaufen, sei vor vier Jahren von der EU-Kommission wegen der drohenden Marktmacht des Duos in Irland gestoppt worden. „Gleichzeitig dürfen Air France und Lufthansa kaufen, was sie wollen.“ Nach Aussagen eines Kartellamtssprechers ist Ryanair bei der Prüfung des Lufthansa-Air-Berlin-Geschäfts im Rahmen der üblichen Marktbefragung konsultiert worden.

Derzeit wächst die Mitte der 80er Jahre mit wenigen Flugzeugen gegründete Ryanair auch ohne Übernahmen rasant.

Voriges Jahr verzeichneten die Iren ein Plus von 15 Prozent auf 117 Millionen Passagiere und zogen damit erstmals am bisherigen Marktführer Lufthansa vorbei. Möglich machen das niedrige Kosten, vermehrt attraktive Großflughäfen im Programm sowie die einheitliche Boeing-737-Flotte, die die Wartungs- und Reparaturkosten niedrig hält. Die Vorliebe für Jets des US-Herstellers sei auch einer der Gründe, warum Ryanair von Übernahmen derzeit absehe, sagt der 55-jährige. Viele Rivalen setzten Jets vom Typ Airbus A320 ein. Ryanair wollte sich nicht die ineffizienten Geschäftsprozesse anderer Airlines aufhalsen.

Auf den drohenden Ausstieg des wichtigsten Ryanair-Marktes Großbritannien aus der EU bereitet sich die Fluglinie unter Hochdruck vor. Die Gefahr ist, dass Airlines nach dem Brexit nicht mehr uneingeschränkt Flüge zwischen dem Vereinigten Königreich und Großbritannien anbieten können, falls die entsprechenden Flugrechte wegfallen. „Wir sind auf jede Eventualität vorbereitet“, sagte O'Leary. Notfalls müssten alle britischen Flugzeuge von Ryanair nach Kontinentaleuropa verlagert werden. So ein Szenario sei unwahrscheinlich, aber möglich.

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