Sainsbury's und Asda „Diese Fusion wird Aldi und Lidl auch nicht stoppen“

Kassenbelege der Supermarktketten Sainsbury's und Asda Quelle: REUTERS

Mit Sainsbury's und Asda schließen sich zwei der größten Supermarktketten Großbritanniens zusammen. Gemeinsam wollen sie Aldi und Lidl trotzen. Doch die Konkurrenz aus Deutschland ist mächtig.

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Es wäre die Fusion britischer Giganten: Bei der geplanten Fusion von Sainsbury's und Asda entstünde aus der zweitgrößten Supermarktkette Großbritanniens und der drittgrößten die unangefochtene Nummer 1. Das Ergebnis dieser Verbindung: Rund 31 Prozent Marktanteil, um die 2800 Läden, insgesamt 330.000 Angestellte und ein zusammengerechneter Jahresumsatz von 51 Milliarden Pfund. Eine wahre Handelsmacht.

Genauere Details zu dem Deal sind seit Montag bekannt: Das neue Unternehmen soll von dem Vorstandsvorsitzenden und dem Finanzvorstand von Sainsbury's geführt werden. Dafür zahlt das Unternehmen rund 3,4 Milliarden Euro an den US-Einzelhandelskonzern und Asda-Mutter Walmart. Zusätzlich erhält Walmart 42 Prozent des Kapitals des neuen Unternehmens.

Sainsbury's scheint mit der Fusion einen guten Deal gemacht zu haben, zumindest in den Augen vieler Anleger. Nach Bekanntwerden der konkreten Fusionspläne stieg die Aktie des Unternehmens zur Eröffnung in London um gut 21 Prozent - der größte Kurssprung seit 18 Jahren. Tesco und Morrison Supermarkets verloren jeweils ein gutes Prozent. Vor allem der bisherige Marktführer gerät nun unter Druck, glaubt Martin Fassnacht, seit 2003 Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftshochschule WHU in Vallendar: „Den Status als Marktführer dürfte Tesco gerade im Lebensmittelberreich an die Fusion aus Sainsbury’s und Asda verlieren.“

Doch der Zusammenschluss ist nicht nur gegen die heimische Konkurrenz gerichtet. Sie ist auch eine Abwehrmaßnahme gegen Rivalen aus Deutschland. Sowohl Sainsbury's als auch Asda fiel es in den vergangenen Jahren immer schwieriger, Aldi und Lidl Paroli zu bieten. Die deutschen Discounter sind in Großbritannien nach anfänglichen Startschwierigkeiten sehr erfolgreich und machen vor allem durch niedrige Preise Druck. Zusammen kommen sie bereits jetzt auf einen Marktanteil von mehr als 12 Prozent. Und sie wollen weiter wachsen.

Boris Planer vom Marktforschungsunternehmen Planet Retail RNG sieht in Großbritannien einen der wichtigsten europäischen Wachstumsmärkte für die Discounter. „Wir gehen davon aus, dass Aldi die Filialzahl auf der Insel in den kommenden fünf Jahren auf rund 1050 steigern wird. Lidl dürfte dann knapp über 1000 Märkte betreiben. Die Bruttoumsätze von Lidl sehen wir 2023 bei 10,4 Milliarden Pfund, die von Aldi sogar bei 15,7 Milliarden Pfund“, so Planer im Gespräch mit der WirtschaftsWoche.

Schon in den vergangenen Jahren versuchten britische Händler, den Aufstieg von Aldi und Lidl zu unterbinden. „Die führenden einheimischen Händler haben massiv in Eigenmarkensortimente und ihre Preiswahrnehmung investiert, ohne dabei das Einkaufserlebnis und die digitale Transformation zu vernachlässigen. Der Marktführer Tesco plant nach Medienberichten jetzt sogar die Einführung eines eigenen Discountformats“, erklärt Planer. Doch es werde schwer, den Aufstieg von Aldi und Lidl zu bremsen.

Könnte denn nun der mächtige Zusammenschluss von Sainsbury's und Asda den Deutschen nun schnell das Wasser abgraben? Martin Fassnacht ist skeptisch. „Die Fusion wird Aldi und Lidl auch nicht stoppen – sie haben sich auf dem britischen Markt bereits in der Discountersparte etabliert.“ Um den Konkurrenten langfristig Einhalt zu gebieten, braucht es laut dem Handelsexperten vor allem Preissenkungen, denn „viel Marktanteil allein lockt noch keine Kunden an – günstige Preise auf Discounter-Niveau allerdings schon.“

Hier könnten sich Synergieeffekte aus der Fusion auszahlen. „Durch den gemeinsamen Wareneinkauf könnte der Zusammenschluss die eigenen Kosten senken“, sagt Fassnacht. Wird die Ersparnis an die Kunden weitergegeben, könnten Aldi und Lidl an Wettbewerbsvorteil einbüßen. Schon jetzt verheißt Sainsbury's den Kunden preiswertes Einkaufsglück. Um etwa zehn Prozent sollen die Preise für „everyday products“ gesenkt werden, sollte es zu der Fusion kommen, teilte das Unternehmen auf Twitter mit.

Noch ist es allerdings nicht so weit: Der Zusammenschluss muss noch von der britischen Kartellbehörde genehmigt werden. Eine Fusion wie diese sei allerdings eine gängige Folge von gesundem Wettbewerb, sagt Martin Fassnacht. „Deshalb glaube ich nicht, dass der Zusammenschluss kartellrechtlich ein großes Thema sein wird.“

Das sind die größten Lebensmittelhändler Europas

Die Expansion von Aldi und Lidl nach Großbritannien galt als Reinfall – heute treiben sie die Konkurrenz vor sich her. Die Hintergründe lesen Sie im großen Bericht der WirtschaftsWoche.

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