Sainsbury’s und Asda Eine Supermarkt-Hochzeit – aus Angst vor Aldi

In Großbritannien entsteht ein neuer Super-Supermarkt. Die 7 wichtigsten Antworten zu der Fusion und zur Rolle deutscher Discounter.

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Die britischen Händler mussten in den vergangenen Jahren mitansehen, wie die deutschen Discounter Aldi und Lidl den Markt aufrollten. Quelle: Reuters

London Die britische Supermarktkette Sainsbury’s hat die Details der geplanten Übernahme des Konkurrenten Asda mitgeteilt. Damit entsteht ein riesiger Supermarktbetreiber in Großbritannien. Die deutschen Discounter Aldi und Lidl erwähnt Sainsbury's nicht in der Begründung des Zusammenschlusses – doch sie sind an dem Deal nicht unschuldig.

Wie groß wird der neue Riese?

Sainsbury’s und Asda zählen jetzt schon zu den „Big Four“ der britischen Supermarktketten. Mit einem Marktanteil von 15,8 Prozent war Sainsbury’s bisher die Nummer zwei hinter Marktführer Tesco mit 27,6 Prozent. Durch die Übernahme von Asda steigt der Marktanteil auf 31,4 Prozent und macht das gemeinsame Unternehmen zur neuen Nummer eins. Die insgesamt 2800 Läden der beiden Ketten erwirtschafteten vergangenes Jahr 51 Milliarden Pfund Umsatz – mit insgesamt 330.000 Mitarbeitern.

Was haben Aldi und Lidl mit dem Zusammenschluss zu tun?

Die Fusion ist eine Defensivstrategie. Sainsbury’s und Asda mussten in den vergangenen Jahren mitansehen, wie die deutschen Discounter Aldi und Lidl den Markt aufrollten. Aldi hat inzwischen 7,3 Prozent Marktanteil, Lidl liegt bei 5,3 Prozent. Das ist noch weit hinter den „Big Four“, aber der Abstand schmilzt ständig.

In den drei Monaten bis Ende Februar erhöhten die beiden deutschen Discounter ihren Umsatz in Großbritannien um 13 Prozent – weit über dem Durchschnitt. Aldi UK will bis 2022 tausend neue Märkte eröffnen, davon 70 in diesem Jahr. Lidl verstärkt seine Präsenz dieses Jahr um 50 neue Läden. Besonders die Billigmarke Asda leidet unter der Konkurrenz, ihr Umsatz geht seit Jahren zurück.

Warum sind Aldi und Lidl in Großbritannien so erfolgreich?

Die großen Supermarktketten haben das Discountsegment über Jahrzehnte vernachlässigt und damit der deutschen Konkurrenz die Tür geöffnet. Außerdem haben Aldi und Lidl nicht das Konzept aus dem Heimatmarkt eins zu eins übertragen, sondern ihr Sortiment sehr gut an die Wünsche der britischen Kundschaft angepasst. So gab es im Weihnachtsgeschäft statt Lebkuchen und Glühwein die auf der Insel beliebten Mince Pies. Anders als in Deutschland experimentiert Aldi in Großbritannien auch erfolgreich mit dem Onlinehandel.

Welche Synergien erwarten Sainsbury's und Asda?

Beide Marken sollen beibehalten und von einem jeweils eigenen Management-Team geführt werden. Die Asda-Zentrale bleibt im nordenglischen Leeds, die Zentrale von Sainsbury‘s in London. Gemeinsam wollen die Firmen dennoch jährlich mehr als 500 Millionen Pfund sparen – vor allem durch günstigere Einkaufspreise. Auch soll der Online-Händler Argos, der Sainsbury’s gehört, künftig ebenfalls aus den Asda-Filialen heraus operieren.

Filialschließungen sind angeblich nicht geplant. Analyst Amisha Chohan von Quilter Cheviot hält die geplanten Synergien eher noch für vorsichtig kalkuliert: „Wir erwarten deutlich höhere Einsparungen.“ Besonders die Erfahrungen aus der Argos-Integration dürften dabei helfen.

Was sagen die Anleger?

Die Sainsbury’s-Aktie schoss nach Handelsstart um 18 Prozent nach oben. Dabei ist das Zusammengehen mit Billigheimer Asda nicht ohne Risiko. In der Hackordnung der britischen Supermärkte rangiert Sainsbury‘s hinter den Edelmarken Waitrose und Marks and Spencers. Die Kette mit dem orangenen Logo ist die Adresse für die Mittelschicht, der Zukauf von Asda dürfte die Marke nicht eben aufwerten.

Ist es ein guter Deal für Walmart, den bisherigen Besitzer von Asda?

Der US-Einzelhändler Walmart hatte Asda 1999 für 6,7 Milliarden Pfund gekauft. Nun wird die britische Tochter mit 7,3 Milliarden Pfund, umgerechnet etwa 8,3 Milliarden Euro, bewertet. Walmart erhält drei Milliarden Pfund in Cash und einen Minderheitsanteil von 42 Prozent.

Das ist kein Grund zum Feiern: Walmart hat schon angekündigt, einen Verlust zu verbuchen. Aber die Amerikaner wollen die Verantwortung für Asda offenbar dringend loswerden, um sich auf den Kampf gegen Online-Händler Amazon in den USA zu konzentrieren. Da lenkt ein Kampf mit Aldi und Lidl in Europa nur ab.

Auch in Deutschland war Walmart einst mit einem Vorstoß in den Einzelhandel gescheitert. 2006 zog sich der US-Konzern hier zurück.

Was könnte die Fusion noch stoppen?

Es wird erwartet, dass die britische Kartellbehörde die Übernahme unter die Lupe nimmt. Die oppositionelle Labour-Partei warnt bereits vor einem neuen „Monopol“, das Verbrauchern und Angestellten schaden könne.

Auf der anderen Seite haben die Kartellwächter in der Vergangenheit auch diverse Zukäufe von Tesco genehmigt, die dem bisherigen Marktführer einen ähnlich hohen Marktanteil einbrachten. Sollte die Kartellbehörde den Deal nicht verbieten wollen, könnte sie den Verkauf von Filialen anordnen.

Mitarbeit: Florian Kolf

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