Schicksalstage für Supermarktkette Investoren pokern um Real

Der Poker um Metro-Tochter Real geht in die nächste Runde. Quelle: dpa

Während sich die Real-Mitarbeiter vor einer Zerschlagung der Supermarktkette fürchten, laufen hinter verschlossenen Türen Verhandlungen über den Verkauf. Ein Favorit scheint aus dem Rennen und ein Konkurrent nun am Zug.

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Im Poker um die Zukunft der Supermarktkette Real werden Insidern zufolge die Karten neu gemischt. Ein Konsortium um den auf Handelsimmobilien spezialisierten Investor Redos sei zurück im Rennen um die Supermarktkette, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Das Konsortium, zu dem auch die Immobilieninvestoren ECE und Morgan Stanley Real Estate gehören, verhandele wieder mit der Real-Mutter Metro. Erst vor wenigen Wochen hatte sich das Konsortium aufgrund von Differenzen um kartellrechtliche Fragen eigentlich zurückgezogen. Dies habe sich nun wieder geändert. Die Gespräche mit dem bislang als Favorit für eine Real-Übernahme gehandelten Konsortium um den Bieter X+Bricks ruhten indes, hieß es weiter. „Die Verkaufsgespräche laufen und befinden sich im fortgeschrittenen Stadium“, sagte eine Metro-Sprecherin. Zu Details wollte sie sich nicht äußern. Sprecher von Redos und X+Bricks wollten die Informationen nicht kommentieren.

Metro-Chef Olaf Koch will sich von der Kette mit einem Jahresumsatz von mehr als sieben Milliarden Euro und 279 Märkten – davon befinden sich rund 65 Immobilien im Besitz Reals – trennen, um Metro vollends auf das Geschäft rund um die Großmärkte zu konzentrieren. Koch will nach früheren Angaben bis spätestens Anfang Juni eine Lösung. Die Arbeitnehmer hatten immer wieder vor einer Übernahme durch reine Immobilien-Investoren und einer Zerschlagung Reals gewarnt. Diese betreffe mehr als 34.000 Beschäftigte, denn eine Aufteilung von Real habe auch Auswirkungen etwa auf gemeinsam mit Metro betriebene Lager, hatte Real-Gesamtbetriebsratschef Werner Klockhaus gesagt. Auch die Gewerkschaft Verdi wehrt sich gegen eine Zerschlagung.

Über den Verkaufsprozess dürfte sich auch der Metro-Aufsichtsrat informieren, der im Tagesverlauf zusammentreten wollte. Der Düsseldorfer Handelsriese will am Donnerstag Quartalszahlen vorlegen. Koch muss sich auf bohrende Fragen zu seinen Verkaufsplänen einstellen.

Das Konsortium um X+Bricks habe zuletzt eine Summe knapp unter den 900 Millionen Euro geboten, mit denen die Real-Immobilien in den Büchern der Metro stehen, berichtete das „Handelsblatt“. X+Bricks hatte sich unter anderem mit dem zur Schwarz-Gruppe gehörenden Einzelhändler Kaufland verbündet. Kaufland hatte ein Auge auf mindestens 100 Real-Märkte geworfen. Aber auch andere Händler könnten Real-Märkte übernehmen und damit einen Großteil der Arbeitsplätze sichern. Das Konsortium rund um Redos will nach früheren Angaben Real im Kern erhalten, einzelne Märkte würden aber abgegeben. Bei der Weitergabe von Real-Märkten hätte das Bundeskartellamt aber ein gewichtiges Wort mitzureden. Die Bonner Wettbewerbshüter verfolgen Transaktionen im Einzelhandel mit Argusaugen, weil sie eine weitere Konzentration in der Branche fürchten.

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