Schifffahrt Hamburger Hafen könnte vom Handelskrieg profitieren

Die USA und China verstricken sich immer weiter in ihren Handelsstreit. Während die Länder sich mit Sanktionen bekriegen, sieht der Hamburger Hafen Rückenwind.

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Bis 2025 soll der Gewinn vor Zinsen und Steuern auf 300 Millionen Euro steigen. Quelle: dpa

Hamburg Während viele Unternehmen sich Sorgen machen, inwiefern die zunehmenden Spannungen im Zollstreit zwischen den USA und China Versand und Verkauf ihrer Waren erschweren, gibt es womöglich auch Profiteure der Diskussion: etwa die Hamburger Hafen und Logistik AG.

„Unser Hauptmarkt ist Asien, nicht Amerika, daher müssen wir abwarten, was passiert“, sagte Angela Titzrath, die Vorstandschefin der HHLA, in einem Interview am Rande der Zeit-Konferenz „Logistik & Mobilität“ in Frankfurt.

„China wird seine Produktion nicht drosseln und versuchen, bereits produzierte Waren auf anderen Märkten abzusetzen, zum Beispiel über Hamburg. Insofern könnte Europa durchaus verstärktes Wachstum aus Asien sehen.“ Die USA und China haben im laufenden Konflikt mittlerweile Waren im Wert von mehreren Hundert Milliarden Dollar mit Strafzöllen belegt.

Falls bei dem geplanten Treffen von Donald Trump mit seinem Gegenüber aus China, Xi Jinping, Ende des Monats in Argentinien kein Kompromiss erzielt wird, dürfte sich die Zölle, welche die USA derzeit auf importierte Güter im Wert von 200 Milliarden Dollar erheben, ab Januar nochmals erhöhen.

China hat seinerseits Vergeltung angekündigt und die USA könnten darüber hinaus auch weitere Waren in den Kreis der Betroffenen aufnehmen. Derzeit jedoch macht ein mögliches Nachlassen der Konjunktur in China der HHLA keine Sorgen.

„Wir sehen kein Abbrechen der Warenströme, sondern Stabilität“, sagte Titzrath. „Zumindest für die nächsten vier bis sechs Wochen lässt sich das vorhersagen, vorausgesetzt, es passiert nichts Außergewöhnliches.“ Der Beginn der Taifun-Saison in Asien könne jedoch schwere Unwetter und damit Schwankungen im Verkehr mit sich bringen, so die Managerin.

Zunehmender Schienengüterverkehr entlang der neuen Seidenstraße könnte ebenfalls Rückenwind bringen, so Titzrath, eine von nur einer handvoll weiblicher Chefs unter börsennotierten Unternehmen in Deutschland. In den nächsten Jahren könnte der Schienentransport zwischen Deutschland und China massiv steigen, zitiert die Managerin ein Beratungshaus.

Was genau das der HHLA bringen wird, werde gerade analysiert, aber das Unternehmen dürfte von dieser Entwicklung „sicherlich profitieren“. Der Bereich „Intermodal“, der den Schienenverkehr umfasst, hatte in den ersten neun Monaten eine hervorragende Profitabilität, gemessen an einer Ebit-Marge von über 20 Prozent. „Wir streben an, dass die Marge im Bereich Intermodal stabil bleibt“, sagte Titzrath.

Neue Transatlantikdienste, die im Januar von Bremerhaven in den Hamburger Containerhafen Altenwerder umziehen, werden ebenfalls zusätzliche Volumina für die HHLA bringen, so Titzrath. Und auch die zunehmende Konsolidierung unter den Reedern, die Synergien zu heben versuchen durch Zusammenlegung von Verkehren, sei positiv für HHLA, sagte Titzrath, ohne den Effekt zu quantifizieren.

Die Elbvertiefung, die nach jahrelangem Streit wohl 2019 beginnen dürfte, wird Kunden des Hamburger Hafens in erster Linie mehr Flexibilität bieten, da danach Schiffe mehr oder schwerere Ladung wie Motoren und Maschinen werden aufnehmen können und einiges, was bisher einen Bogen um Hamburg machen musste, womöglich nun direkt anlandet, sagte Titzrath.

In Summe bietet das Potenzial für „moderates Wachstum im Hamburger Hafen“, so Titzrath. Das Unternehmen hat ehrgeizige Pläne: Bis 2025 soll der Gewinn vor Zinsen und Steuern auf 300 Millionen Euro steigen, fast doppelt so viel wie in 2017. Zukäufe seien dafür nicht zwingend nötig, auch wenn das Unternehmen die Augen offen halte, so die Managerin.

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