Ob der Panama-Kanal auch in Zukunft noch diese Bedeutung haben wird, ist ungewiss: Nördlich von Panama plant Nicaragua, das eigene Land mit einem Kanal zu durchziehen. Rund 280 Kilometer soll die künstliche Wasserstraße von der Flussmündung des Río Punta Gorda an der Karibikküste durch den Nicaragua-See bis zur Mündung Río Brito in den Pazifik durch das Land führen. Die Durchfahrt soll 30 Stunden dauern. Zum Vergleich: Die Fahrt durch den 80 Kilometer langen Panamakanal dauert nur 13 Stunden. Doch der Kanal hat einen wesentlichen Vorteil: Er soll auch für die größte Schiffsklasse, die Mega-Carrier mit einer Ladekapazität von rund 400.000 Tonnen, ausgelegt sein.
Umweltschützer kritisieren das Projekt heftig: „Da wird intakter Lebensraum zerschnitten und hunderte Hektar Regenwald gerodet“, sagt Dietmar Oeliger, Schifffahrtsexperte des Naturschutzbund Deutschlands (Nabu). Und ein Kanalausbau sei deshalb weitaus weniger umweltschädlich als ein möglicherweise unnötiger Neubau, sagt er.
Doch Nicaragua kümmern diese Einwände wenig. Schon für Dezember ist der Baustart für das 30-Milliarden-Euro-Projekt geplant. Verantwortlich für den Bau ist die HKND Group aus Hong Kong, die den Kanal auch in den nächsten hundert Jahren betreiben soll. Nicaragua will durch ein Aktienpaket an HKND profitieren.
Rund um die Welt gibt es ähnliche Pläne: Ägypten will für drei Milliarden Euro den Suez-Kanal ausbauen. Auf 72 Kilometern soll eine zweite Spur entstehen, damit der Kanal nicht mehr nur einspurig befahrbar ist. Die Türkei arbeitet an Plänen zum Ausbau der Meerenge am Bosporus: Ein zweiter Kanal für die Schifffahrt soll die ökologisch empfindliche Wasserstraße entlasten.
In Deutschland hat der Bundestag in diesem Jahr bereits rund 750 Millionen Euro für den Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals zwischen Brunsbüttel und Kiel in Aussicht gestellt. Von dem Geld soll eine fünfte Schleuse gebaut und der Kanal auf der Oststrecke von 44 auf 70 Metern verbreitet werden. Die Bauarbeiten sollen jedoch frühestens im kommenden Jahr beginnen.
Die Schiffe sparen sich durch den international als Kiel-Canal bekannten Kanal den Umweg durch die dänischen Inseln – und damit circa 800 Kilometer. „Ein Kanal verkürzt die Schifffahrtswege und damit auch die ausgestoßenen Emissionen“, sagt Oeliger. So gesehen machen die Ausbauarbeiten nicht nur wirtschaftlich Sinn – sondern auch ökologisch.