Schlecker-Pleite Das gewagte Konzept des Ihr-Platz-Investors

Während Schlecker zerschlagen wird, kauft ein kaum bekannter Münchner Investor die ebenfalls insolvente Schlecker-Tochter Ihr Platz.  Mit einem gewagten Konzept will Dubag-Chef Michael Schumann die Drogeriekette fit machen für den Wettbewerb mit den großen Konkurrenten dm und Rossmann.

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Ihr Platz Quelle: dpa

Jetzt ist offiziell, was WirtschaftsWoche Online bereits vor drei Wochen meldete: Die Münchner Unternehmensbeteiligungsgesellschaft Dubag kauft die zu Schlecker gehörende insolvente Drogeriekette Ihr Platz. Während Schlecker also weitgehend abgewickelt wird, hat das viel kleinere Osnabrücker Unternehmen, das seit 2007 zu Schlecker gehörte, eine Zukunft. Zudem übernimmt Dubag auch die 342 Schlecker-XL-Märkte mit 1160 Mitarbeitern. Damit liegt die Zukunft von insgesamt 5100 Mitarbeitern in den Händen des Münchner Investors.

Doch was Dubag konkret vor hat ist ebenso unbekannt wie der Investor selber. Die 2010 gegründete Dubag hat laut Homepage derzeit drei Unternehmen in ihrem kleinen Portfolio: den irischen Henkel-Zulieferer IDC, das Berliner CD- und DVD-Presswerk BOD Berlin Optical Disc und den Wiesbadener Generikahersteller Sigma. Alle gehören Dubag zu jeweils 100 Prozent. Ein früherer Versuch, im Einzelhandel Fuß zu fassen, misslang allerdings: Die von Dubag im April 2010 ausgehandelte Übernahme von 160 Filialen aus der Woolworth-Insolvenz scheiterte am Vermieter der Woolworth-Immobilien. Der Firmenaufkäufer und –sanierer definiert sich selber als Spezialist für die "Neuausrichtung von mittelständischen Unternehmen". Laut Homepage schluckt er bevorzugt "Unternehmen in Sondersituationen".

Das ist Ihr Platz nach der zweiten Insolvenz in fünf Jahren und nach einem halben Jahrzehnt Schlecker-Missmanagement ohne Zweifel. Dennoch wollen die Dubag und ihr geschäftsführender Gesellschafter Michael Schumann die Drogeriekette fit machen für den Wettbewerb mit den großen Konkurrenten dm und Rossmann.

Das Dubag-Konzept, mit dem Schumann den Ihr-Platz-Insolvenzverwalter Werner Schneider überzeugte, sieht in den Grundzügen so aus: Die bisherige Ihr-Platz-Führungscrew, die von Schlecker kam, bleibt an Bord, wird aber von einer Task Force um den externe Sanierungsexperten Gunter Schmidt unterstützt. Die Dubag investierte einen niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag, unter anderem in den Aufbau eines eigenen Einkaufs und einer eigenen Logistik. Denn die eigene Warenversorgung der Ihr-Platz-Filialen hatte Schlecker beendet und zentral organisiert. Auch einen eigenen Online-Shop müsste Ihr Platz bekommen. Und neue attraktive Eigenmarken braucht das Unternehmen – denn bis jetzt verkauft Ihr Platz die wenig angesehene Schlecker-Eigenmarkte AS.

Dubag-Chef Schumann, 50, geht jedenfalls offenbar davon aus, trotz der bescheidenen Größe von nur 480 Filialen – dm und Rossmann haben jeweils über 2500 Geschäfte im In- und Ausland – gute Einkaufskonditionen aushandeln zu können. Womöglich setzt er dabei auf eine Einkaufskooperation. Insolvenzverwalter Schneider hatte die Lieferanten schon in einem Brief Anfang Mai gebeten, Ihr Platz unter dem künftigen Besitzer die gleichen Einkaufkonditionen zu gewähren wie bisher.

Ihr Platz will nach Aussagen von Schumann im Handelsblatt zwar weiter im Drogeriebereich aktiv bleiben, soll aber verstärkt Aktionsware und Saisonartikel anbieten. Um den Strategieschwenk zu stemmen und Abteilungen aufzubauen, die bisher bei Schlecker angesiedelt waren, will Schumann beim Personal „noch etwas aufstocken“. Ein an den Verhandlungen mit Insolvenzverwalter Schneider Beteiligter Insider meint optimistisch: „Ihr Platz ist stand-alone-fähig und kann sich organisch weiter entwickeln."

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