Was ist vom Drogerie-Giganten Schlecker heute übrig?
Wenig. "In Deutschland sind alle Schlecker-Filialen geschlossen, die Immobilien des Konzerns wurden großteils verkauft", sagt Insolvenzverwalter Geiwitz im Interview. Einige Schlecker-Eigenmarken werden von ehemaligen Konkurrenten genutzt. Die Schlecker-Filialen im Ausland existieren unter anderem Namen.
Die Marke Schlecker ist übrigens zu haben, erfreut sich aber keiner besonderen Beliebtheit. Geiwitz: "Der Name Schlecker wird nicht unbedingt mit einem erfolgreichen Geschäftsmodell in Verbindung gebracht."
Welchen Einfluss hat der Prozess auf das Insolvenzverfahren?
Zunächst einmal keinen. Die Forderungen der Gläubiger betragen rund eine Milliarde Euro. Falls es vor Gericht neue Erkenntnisse gibt, könnte das zwar durchaus zu neuen Ansprüchen führen. "Aber aktuell ist das reine Theorie", so Geiwitz.
Der Insolvenzverwalter bemüht sich deshalb, über Schadenersatzklagen von Lieferanten weiteres Geld einzutreiben, das dann in die Insolvenzmasse fließt. Die Forderungen belaufen sich "auf rund 335 Millionen Euro ohne Zinsen".
Abgeschlossen wird das Schlecker-Insolvenzverfahren wohl erst in vier oder fünf Jahren.
Was führte zur Schlecker-Pleite?
Einst galt Schlecker als deutsche Erfolgsgeschichte. Nach der Eröffnung der ersten Filiale in Ulm 1975 baute Anton Schlecker Stück für Stück ein wahres Imperium auf - europaweit. Im Rekordjahr 1999 brachten die rund 11.000 Filialen 300 Millionen Euro Gewinn ein.
Doch die Schleckers wollten es schnell und billig. Die Läden waren altbacken, die Produkte preiswert. Die Konkurrenten dm und Rossmann wuchsen zwar deutlich langsamer, setzten aber auf gute Lagen und ein größeres Sortiment. Langfristig war das die bessere Strategie.
Schlecker trieb die Expansion auch nach der Jahrtausendwende voran, in der Spitze gehörten 14.000 Drogerien und andere Märkte im In- und Ausland zur Kette. Doch die Umsätze stagnierten, die Kunden blieben immer häufiger fern. Schlecker begann mit Filialschließungen. Aus ersten Auslandsmärkten wie Dänemark, den Niederlanden und Ungarn verabschiedete sich die Kette ganz. Allein 2010 verlor Schlecker europaweit jeden vierten Kunden. Der Umsatz brach ein, die Verluste stiegen rasant. Am Ende des Geschäftsjahres 2011 stand ein Minus von 230 Million Euro.
Kurz vor dem Ende übernahmen Anton Schleckers Kinder, Lars und Meike, mehr Verantwortung, sie versuchten einen Strategiewechsel und gaben sich kämpferisch. "Man liegt im Spiel auch mal 1:0 hinten", sagte Meike Schlecker der WirtschaftsWoche im Jahr 2011.
Die Familie verlor das Spiel und tausende Menschen ihren Job.
Was waren die Folgen der Schlecker-Pleite?
Rund 25.000 Mitarbeiter verloren ihren Job. Die Sorge um die „Schlecker-Frauen“ bestimmte Schlagzeilen und die Reden der Politiker.
Die Lücken im Netz der Drogerieketten waren hingegen schnell gefüllt. Dm, Rossmann und Budnikowsky rückten nach – und teilten das Gros der Kunden unter sich auf. Aber auch Lebensmittelhändler und Discounter nutzten die Chance, und erweiterten ihr Sortiment um Drogerie-Artikel.
Ruhig ist es in der Branche nicht geworden, nachdem die Überreste verteilt sind, wird der Wettbewerb härter. Zuletzt sorgte der schleichende Niedergang der Kette "Ihr Platz" für Schlagzeilen. Sie ist in den vergangenen vier Jahren von 70 auf gerade einmal 15 Filialen geschrumpft.
Bis zur Pleite gehörte auch "Ihr Platz" zum Schlecker-Imperium.