Schutzschirm-Insolvenz Wer Esprit jetzt durch die Krise manövriert

Der Esprit-Konzern war bereits vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Quelle: imago images

Der Modekonzern Esprit hat einen Insolvenz-Schutzschirm aufgespannt. Mit Biner Bähr und Detlef Specovius übernehmen zwei ausgewiesene Sanierungsprofis nun die Leitung der Rettungsmission.

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Seit Jahren schon steckt der Modekonzern Esprit mit Sitz in Ratingen bei Düsseldorf und Börsennotierung in Hongkong in der Krise. Nun haben die Auswirkungen der Corona-Pandemie dem Unternehmen den Rest gegeben. Am Freitag hat das Management um Anders Kristiansen für die deutschen Kerngesellschaften eine Schutzschirm-Insolvenz beantragt. Zum Auftakt der der neuen Woche machten die Ratinger es öffentlich. „Dies ist der richtige Schritt für Esprit, da die Coronavirus-Pandemie dramatische Auswirkungen auf unser Geschäft hat“, sagte Esprit-Chef Anders Kristiansen. Um die Gehälter der Mitarbeiter sicherzustellen, sollen nach Angaben des Unternehmens teilweise auch staatliche Hilfsgelder zum Einsatz kommen.

Bei der auf Sanierung des Unternehmens abzielenden Insolvenzvariante bleibt das Management an Bord, wird aber von externen Experten beraten und von einem gerichtlich bestellten Sachwalter überwacht. Nach Informationen der WirtschaftsWoche wurde der Rechtsanwalt Biner Bähr von der Düsseldorfer Kanzlei White & Case als vorläufiger Sachverwalter eingesetzt. Der Sanierungsexperte Detlef Specovius soll das Unternehmen dem Vernehmen nach als Generalbevollmächtigter durch das Verfahren navigieren. Beraten wurde die Gesellschaft von der Düsseldorfer Wirtschaftskanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek.

Mit Bähr und Specovius sind gleich zwei der renommiertesten deutschen Insolvenzexperten bei Esprit im Einsatz. Specovius, Partner der auf Insolvenzverfahren spezialisierten Kanzlei Schultze & Braun, war jüngst beim Schutzschirmverfahren der Fluglinie Condor als Generalbevollmächtigter involviert. Darüber hinaus begleitete er unter anderem die Werkstattkette A.T.U. und den Modehändler Sinn Leffers durch deren Restrukturierungen.

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Biner Bähr steuerte jüngst den Backkonzern Kronenbrot durch das Insolvenzverfahren. Er ist zudem Insolvenzverwalter des Energie- und Telekommunikationsanbieters TelDaFax und der Warenhauskette Hertie.

Bei Esprit stehen Specovius wie Bähr nun vor der Herausforderung, das virusbedingt nahezu eingestellte Geschäft rasch stabilisieren zu müssen. Die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus hatten zu massiven Umsatzeinbußen geführt. Nun soll in den kommenden Wochen ein Restrukturierungsplan für das Unternehmen erarbeitet werden. Unter anderem dürften die langfristigen Mietverträge der Esprit-Stores neu strukturiert werden. Inwieweit Kurzarbeitergeld oder Insolvenzgeld für die Beschäftigten zum Tragen kommen, werde derzeit geprüft, sagte Bähr.

Der Esprit-Konzern, der den größten Teil seines Geschäfts in Europa erwirtschaftet, war bereits vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie in Europa in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. So war der Umsatz im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2019/2020 (Stichtag 31.12.) um rund 15 Prozent auf 680 Millionen Euro zurückgegangen. Vor Steuern musste das Unternehmen einen Verlust in Höhe von 39 Millionen Euro verbuchen.

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