Experten schätzen, dass gut erhaltene Luxusprodukte im Schnitt noch rund 70 Prozent des Originalpreises einbringen. Bei besonders werthaltigen Marken übersteigt der Preis den Originalpreis sogar.
Wie sich unser Verständnis von Luxus verändert
Nur wenige Begriffe werden so inflationär und so unterschiedlich verwendet, wie der Luxus-Begriff. Die Vorstellung von Luxus ist nicht nur individuell unterschiedlich, sie unterliegt auch einem gesellschaftlichen Wandel. In einem idealtypischen Modell beschriebt das Schweizer Gottlieb Duttweiler Institut vier Phasen, die den Wandel des nachvollziehbar machen. Das Modell beschreibt einen Reifeprozess, der sich an den Lebensphasen orientiert;
Quelle: Gottlieb-Duttweiler-Institut. „Der nächste Luxus. Was uns in Zukunft lieb und teuer wird.“
Die erste Phase der Luxusentwicklung ist geprägt durch einen großen Konsumhunger, der mit dem was angeboten wird, befriedigt wird. Das vorherrschende Prinzip: „Mehr ist Mehr“. Dies ist vor allem auf aufstrebenden Märkten zu beobachten. Hier herrschen Nachholbedarf und das Verlangen aufzusteigen. Gleichzeitig gibt es ein Defizit.
Sie setzt Solvenz voraus, wird aber dominiert von einem verstärkten Wettbewerbsdruck. Der Traum von einem weiterem Aufstieg weicht der Angst vor einem Abstieg. Nun wird das „Mehr“ zum „Muss“. Güter mit Signalwirkung gewinnen an Bedeutung: Mein Haus, mein Auto, mein Diamantring.
Eine erste Luxusmüdigkeit setzt ein. Die Phase ist geprägt vom abnehmenden Grenznutzen. Die Erkenntnis, dass das Glücksfühl beim Erwerb eines Produkts abnimmt, je öfter und hindernisloser dieser möglich ist, stellt sich ein. Der Luxuskonsum verschiebt sich von der Produkt- auf die Erlebnisebene.
Die Ästhetik des neuen Luxus lässt sich für die Forscher des GDI auf den Begriff der Verschlichterung bringen. Luxuskonsumenten demonstrieren bewusst den Verzicht. Die Fähigkeiten, dass Reduzierte und Essentielle leben, aber lesen zu können rückt in den Vordergrund. Nur wer über materiellen Besitz verfügt, wird sich die Fähigkeiten aneignen können, um die Codes des neuen Luxus zu entziffern.
„Warum Kleider lagern, die ich nie wieder anziehe? Heute kommt es darauf an, Produkte zur Verfügung zu haben, wenn man sie braucht. Es ist nicht mehr so wichtig, viel zu besitzen“, sagt Gaulke. Was viele abschreckt: Das Inserieren im Netz ist mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden. Gaulkes Rezept: Den Verkauf so einfach wie möglich gestalten. Neben dem üblichen Prozess des selbst Inserierens bietet Rebelle den sogenannten Concierge-Service.
Die Verkäuferin meldet sich online an und Rebelle schickt ihr eine Box zu mit einem vorbezahlten und versicherten DHL-Aufkleber. In die Box packt die Verkäuferin die Produkte – egal ob eines oder 20. Rebelle übernimmt von der Warenannahme über die Qualitäts- und Echtheitsprüfung hin zum Fotografieren und Inserieren den gesamten Aufwand. Einmal die Woche erhält die Verkäuferin dann den Erlös – abzüglich zwischen 20 und 30 Prozent Provision.
Was reizt den Käufer?
Es ist nicht der Geiz, der Luxus-Jäger zu Online-Shoppern macht. „Schnäppchen werden auf solchen Luxus-Marktplätzen nicht gesucht, günstigere Angebote ja“, sagt Luxusexpertin Herhoffer. Die Luxusproduzenten hatten anfangs aufgrund des Internethandels befürchtet, dass die Exklusivität ihrer Marken leiden würde – und damit die Preise. „Das hat in der Branche für viel Diskussionsstoff gesorgt.“ Bewahrheitet hat sich due Befürchtung nicht. „Die Preise sind auf einem hohem Niveau geblieben“, sagt Herhoffer.
„Es gibt dieses Stigma, dass gebrauchte Luxusuhren von denen gekauft werden, die sich keine neuen leisten können“, sagt Chronext-Mitgründer Man. De facto sei der Preisunterschied zwischen neuen und gebrauchten Modellen aber oft so marginal, dass sich der Kauf lediglich des Preises wegen kaum lohne. „Es gibt viele Kunden, die Uhren wollen, die in der aktuellen Modellreihe nicht mehr verfügbar sind oder die explizit Modelle suchen, die Vintage-Charakter haben.“
Rebelle-Gründerin Cécile Gaulke verweist auf Modelle, deren Auflage so gering ist, dass sie als Neuware im Geschäft ohne längere Wartezeiten kaum zu haben sind – etwa Hermés-Taschen. „Da sorgt der Hersteller durch künstliche Verknappung dafür, dass die Taschen so rar sind, dass die Kundinnen deutlich über Neupreis zahlen, um dafür nicht auf die Tasche warten zu müssen.“