Sekt, Feuerwerk, Raclette Was die Deutschen für Silvester ausgeben

"The same procedure as every year!" Seit Montag werden wieder Raketen und Böller verkauft. Die Deutschen lassen sich das Feuerwerk einiges kosten. Doch damit ist es nicht getan. Was Silvester kostet - Schäden inklusive.

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Schon am frühen Morgen, gleich nach dem Verkaufsstart für das Silvester-Feuerwerk, herrscht starker Andrang. Quelle: dpa

Die Deutschen wollen es an Silvester wieder richtig krachen lassen. Jeder vierte Deutsche knallt zum Jahreswechsel (23 Prozent). Vor allem die Herren lassen es gerne krachen: 28 Prozent der Männer und 18 Prozent der Frauen werden dieses Jahr Raketen und Knaller kaufen und zünden - 34 Prozent der unter 30-Jährigen. Nach Schätzung des Verbands der pyrotechnischen Industrie (VPI) in Ratingen geben die Deutschen in diesem Jahr voraussichtlich rund 124 Millionen Euro fürs Feuerwerk aus, ebenso viel wie im Vorjahr.

Auf den Einzelnen runtergerechnet heißt das: Knapp 34 Euro will sich jeder Bundesbürger im Schnitt die Böller kosten lassen. Das bedeutet für den Handel ein Umsatzpotenzial von 641 Millionen Euro. Der Umsatz hänge immer auch vom Wetter ab, sagte VPI-Geschäftsführer Klaus Gotzen. "Wenn es nicht regnet, sollte es kein Problem sein, diesen Umsatz wieder zu erreichen, vielleicht sogar ein bisschen mehr." Feuerwerkskörper dürfen in diesem Jahr von Montag (29.) an bis zum 31. Dezember verkauft werden. Rund 10.000 Tonnen Feuerwerk werden an Silvester durchschnittlich in der Bundesrepublik gezündet.

Teures Silvester

Im Vergleich zu den Feuerwerkskosten sind die weiteren Ausgaben zum Jahreswechsel nochmal deutlich höher: Essen und Getränke verschlingen zusätzliche 52 Euro am Silvesterabend pro Kopf. Serviert werden übrigens Karpfen und Sekt: Knapp 18 Prozent ihres Jahresumsatzes von rund 1,6 Milliarden Euro machen deutsche Sekthersteller zum Jahreswechsel. Und rund 200.000 Bundesbürger bereiten zum Jahreswechsel einen Karpfen als traditionelles Silvester-Essen zu.

Die häufigsten Verletzungen mit Feuerwerkskörpern

Aber auch Käse steht hoch im Kurs: In fast jedem zehnten Haushalt steht an den Festtagen oder an Silvester ein Raclette auf dem Tisch, wie das Marktforschungsunternehmen GfK mitteilte. In den letzten drei Wochen des vergangenen Jahres wurden knapp 2600 Tonnen Raclette-Käse verkauft - das war die Hälfte der Menge des Gesamtjahres. Bei Karpfen machte der Anteil sogar fast 60 Prozent aus.

Den Eintritt für die Silvesterfeier lassen sich Deutsche im Schnitt 43 Euro kosten. Für das passende Outfit, um stilvoll ins neue Jahr zu rutschen, geben die Feiernden im Schnitt 62 Euro aus. Kein Wunder, dass sich viele entscheiden das neue Jahr in den eigenen vier Wänden kostengünstig zu feiern: Insgesamt verbringt jeder Dritte Silvester zu Hause (34 Prozent), weitere 29 Prozent bevorzugen private Partys ohne Eintritt und sieben Prozent feiern einfach auf der Straße. Daheim lassen sich zudem noch andere Bräuche als Knallen besser zelebrieren: Jeder Fünfte wagt zum Beispiel beim Bleigießen einen Blick in die Zukunft.

Meinungen zu Feuerwerk sind geteilt

Auch wenn sie nicht selbst knallen, beschaut jeder Zweite (50 Prozent) gerne die farbenfrohen Explosionen am Himmel. Das ergab die repräsentative Umfrage von deals.com, einem Portal für kostenlose Gutscheine und Rabatte.

Andererseits raufen sich viele bei der ganzen Knallerei die Haare: Jeder Vierte (27 Prozent) empfindet Feuerwerk als pure Geldverschwendung, 13 Prozent der Deutschen sind davon genervt - vor allem jeder fünfte über 50 Jahren. Jeder Fünfte (20 Prozent) hält zudem die Knallerei für gefährlich - und das vielleicht nicht ohne Grund: Nur jeder Zehnte (12 Prozent) achtet beim Kauf von Feuerwerkskörpern mehr auf den Sicherheitsaspekt als auf den Preis.

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Und das kann teuer werden: Denn jedes Jahr an Silvester passieren Unfälle, die sich eigentlich vermeiden lassen. Jedes Jahr warnen Mediziner vor Verletzungen durch Feuerwerkskörper. Abgerissene Finger zählten noch zu den harmloseren Fällen, sagte der Chefarzt der Klinik für Hand-, Replantations- und Mikrochirurgie des Unfallkrankenhauses Berlin, Andreas Eisenschenk: "Im schlimmsten Fall verlieren Patienten die ganze Hand." Als besonders gefährlich stufen Experten Knaller von Märkten aus Osteuropa ein. Sie haben große Sprengkraft und können auch unvermittelt hochgehen, wie Eisenschenk sagte.

Oft würden Unbeteiligte wie Kinder von umherfliegenden Böllern und Raketen verletzt, hieß es bei der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin. Um schweren Augenverletzungen bis hin zur Erblindung vorzubeugen, fordern Augenärzte das Tragen von Schutzbrillen. Das teilte die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) mit. Doch auch wer selber alles richtig macht, ist noch lange nicht vor Fehlern Dritter gefeit.

Wenn Silvester ein Fall für die Versicherungen wird

Immer wieder beschädigen Raketen und Böller in der Silvesternacht parkende Autos. Steht der Verursacher fest und hat der sich nicht an die Vorgaben des Herstellers beim Zünden des Feuerwerks gehalten, muss er in der Regel haften. Doch zeigt die Praxis: Es ist eher selten, dass man weiß, wer für den Schaden verantwortlich ist. Hat der Besitzer des beschädigten Autos eine Teilkasko-Versicherung, kann er den Schaden dort melden und regulieren lassen. Dies gilt übrigens auch, wenn der Verursacher feststeht. Ist der Schaden behoben, holt die Versicherung sich das Geld dafür vom Schädiger natürlich zurück.

Zu den typischen Schäden dieser Nacht zählen auch Raketen, die durch offene Fenster oder Dachluken fliegen. Wenn sich daraus ein Brand entwickelt, der das Gebäude oder den Hausrat beschädigt, ist dies ein Fall für Wohngebäude- und Hausratversicherung. Allerdings lassen sich solche Schäden in der Regel leicht vermeiden, indem man Fenster und Dachluken schließt.

Hier feiern die Deutschen am liebsten Silvester
Platz 10: MiamiIm Winter genießen viele Amerikaner die Sonne Floridas. Auch manche Deutsche möchten gern im milden Klima von Miami das neue Jahr einläuten. Die US-Metropole landet dem Vergleichsportal Check 24 zufolge auf Platz 10 der beliebtesten Silvesterreiseziele der Deutschen.  Damit kommt sie vor Amsterdam (Platz 11), Köln (Platz 13) und München (Platz 16). 1,7 Prozent der Check-24-Nutzer erkundigten sich nach einem Hotel in Miami für die Neujahrsnacht. Das Vergleichsportal hat die Hotelsuchanfragen zwischen dem 1. April und dem 20. November für den Jahreswechsel ausgewertet. Quelle: Marc Averette, Creative Commons
Platz 9: WienWer noch keinen Wiener Walzer kann, der kann diesen in einem Blitzkurs am Silvesterabend lernen. Dies bieten Wiener Tanzschulen auf dem Stephansplatz an. Durch die Donaumetropole zieht sich in der Neujahrsnacht einen Silvesterpfad mit zahlreichen Bühnen. 1,9 Prozent der Check-24-Nutzer erkundigten sich 2013 nach einem Hotel zum Jahreswechsel in der österreichischen Hauptstadt. Quelle: dpa
Platz 8: DubaiDas höchste Feuerwerk der Welt am höchsten Gebäude der Welt: Dubai begrüßt das neue Jahr am Burj Khalifa. 2,1 Prozent der Deutschen möchten dann gerne dabei sein. Quelle: AP
Platz 7: BangkokIn Bangkok wird das ganze Jahr gefeiert. An Silvester konzentriert sich das Geschehen auf den Platz vor dem Einkaufszentrum Central World, wo hunderttausende dem neuen Jahr entgegen fiebern. In Thailands Hauptstadt zieht es Silvester 2,2 Prozent der Deutschen. Quelle: REUTERS
Platz 6: LondonLondon setzt mit seinem Silvesterfeuerwerk alljährlich Big Ben und das Riesenrad London Eye spektakulär in Szene. 2,7 Prozent der Deutschen möchten an Neujahr gern in der britischen Hauptstadt sein. Quelle: REUTERS
Platz 5: New YorkHunderttausende verfolgen alljährlich den Ball-Drop am New Yorker Times Square. Eine Leuchtkugel bewegt sich dabei zum Neujahrscountdown nach unten. Für 3,3 Prozent der Deutschen kommt New York als Silvester-Reiseziel infrage. Quelle: AP
Platz 4: PragVon der  Karlsbrücke aus hat man die perfekte Sicht auf Prags mittelalterliche Stadtsilhouette und die Feuerwerke, die hier um Mitternacht gezündet werden.  Das Bild zeigt eine Engelsstatue auf der Karlsbrücke. Mit 3,4 Prozent der Hotelsuchanfragen über Neujahr, gehört die tschechische Hauptstadt zu den beliebteren Silvesterorten, die Check 24 ermittelt hat. Quelle: dpa

Weitaus schlimmer, in der Silvesternacht aber leider nicht selten: Ein verirrter Kracher verletzt jemanden ernsthaft, zum Beispiel an den Augen - ein dauerhafter Schaden bleibt zurück. Niemand weiß, wer den Kracher abgeschossen hat, darum kann der Verletzte auch niemanden in die Pflicht nehmen. Er bleibt auf seinen Schadenersatzansprüchen sitzen. In dieser Situation hilft eine private Unfallversicherung. Sie zahlt unabhängig davon, ob man selber oder ein Dritter den Unfall verursacht hat.

Übrigens, selbst wenn feststeht, wer den Unfall verursachte, können Opfer leer ausgehen. Denn hat der Unfallverursacher keine private Haftpflichtversicherung, muss er das Opfer aus der eigenen Tasche entschädigen. Bei schweren Unfällen eine Verpflichtung, die viele Privatleute nicht erfüllen können.

Brandgefahr durch Feuerwerkskörper

Silvester ist auch für die Feuerwehr ein arbeitsreicher Tag. Ein häufiger Grund für die Einsätze sind brennende Mülltonnen. Mehr als 10.000 Brände zählen die Versicherungen zum Jahresende. "Die Hauptursache für diese hohe Zahl sind neben brennenden Adventskränzen und Weihnachtsbäumen vor allem Silvesterknaller, etwa wenn sie jemand entzündet und in eine Mülltonne wirft", so Torge Brüning, Sicherheitsexperte beim Infocenter der R+V Versicherung.

Da die Abfallbehälter oft nah an Häusern oder Garagen stehen, können sich die Brände schnell ausbreiten und schwere Schäden anrichten. Das R+V-Infocenter rät deshalb, die Mülltonnen vor Silvester in Sicherheit zu bringen. Dies gilt wegen der leicht brennbaren Abfälle vor allem für Papiertonnen und Wertstofftonnen. "Wer die Behälter nicht in Keller oder Garage aufbewahren kann, sollte sie in eine schlecht erreichbare Ecke stellen oder zukleben."

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