Share-Gründer über Ethik „Theoretisch kann man alles immer nachhaltiger und besser machen“

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„Ich mache dann Gewinn, wenn es notwendig ist“

Ist das nicht letztendlich eine Preisfrage? Hat Share ausgerechnet, was das moralische Ultimo kosten würde?
Das ist so wie mit der Nachhaltigkeit. Die Ansprüche zu hundert Prozent zu erfüllen, ist schwierig. Man kann fast immer etwas besser machen. Was nicht bedeutet, dass man es nicht anstreben muss.

Auf eurer Homepage gebt ihr an, wie viel ihr spendet. Pro Wasserflasche sind es zum Beispiel 2,1 Cent…
Das unterscheidet sich von Projekt zu Projekt. Bei anderen sind es 2 Cent, bei anderen 4 Cent oder noch mehr. Für uns ist es wichtig, dass wir die vollen Kosten des jeweiligen Projekts tragen.

Für ein Stück Seife sind es 10,7 Cent. Geht da nicht noch mehr?
Um es abzukürzen: Wir haben eine interne Leitlinie, nach der wir bis zu 20 Prozent unseres Umsatzes spenden. Das heißt aber nicht, dass es immer genau die 20 Prozent sein müssen. Das ist von dem Projekt abhängig. Wir versprechen aber, dass die Spende auf jeden Fall gleichwertig zu einer Mahlzeit oder einem Tag sauberen Trinkwasser oder einer Seife ist. Es kann ja sein, dass Bereitstellung von Seife in Nepal mehr kostet als in Indien.

Links die Seife der Hilfsorganisationen, rechts das Duschgel aus dem Ladenregal: Für jede verkaufte Seife und Duschgel spendete Share zuletzt 10 Cent an die Welthungerhilfe für Projekte in Indien oder Bangladesh. Quelle: Patrick Schuch für WirtschaftsWoche

Wie teilt sich der Rest der Kosten auf? Wie viel investiert ihr in Produktion oder Werbung?
Fragt die WirtschaftsWoche das alle Interviewpartner?

Wir fragen gerne, viele antworten nicht. Aber soziale Unternehmen haben ja einen höheren Transparenzanspruch …
Ich sage mal so: Ein klassisches Konsumgüterunternehmen hat vielleicht eine Marge von 5 bis 20 Prozent, das wäre schon sehr profitabel. Und dann gibt das Unternehmen vielleicht noch mal ähnlich viel für Marketing aus. Bei Produktion und Logistik können wir kaum sparen. Aber wir haben Spielraum bei Marge und Marketing. Und wir müssen es schaffen, mit diesem Spielraum die sozialen Projekte zu finanzieren.

Dann macht ihr mit euren Produkten keinen Gewinn?
Aktuell nicht. Eher Verlust.
Share ist kein gemeinnütziges Unternehmen, also müsst ihr irgendwann Gewinn machen…

Ich mache dann Gewinn, wenn es notwendig ist. Amazon hat jahrzehntelang keinen Gewinn gemacht und hat trotzdem einen großen gesellschaftlichen Einfluss. Wozu soll ich Gewinne machen, wenn ich etwas bauen kann, das gesellschaftliche Relevanz entwickelt und die Welt besser macht. Share soll der Versuch sein, die gesellschaftlich verantwortlichste Konsumgütermarke zu bauen, die es gibt. Dazu muss das Geschäft stabil sein, aber nicht hochprofitabel.

Zu euren Investoren gehört zum Beispiel die Brauerei Bitburger oder Gerolsteiner. Sehen die das genauso?
Ja.

Lehnt ihr Investoren ab, die nicht zu eurer Philosophie passen?
Ja. Wir haben ein Vielfaches an Investorengeldern abgelehnt im Verhältnis zu dem, was wir angenommen haben. Uns war wichtig, dass wir als Managementteam auch weiterhin am Hebel sitzen und die Mehrheit haben.

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