Was für den Handel ärgerlich ist, freut die Verbraucher. Und viele von ihnen haben sich längst darauf eingestellt. Für den Handel wird das zur Gefahr. „Sonderangebote im Modehandel sind wie eine Droge. Die Leute sind immer weniger bereit, den normalen Preis zu zahlen. Selbst Leute, die Geld haben, warten heute darauf, dass der Rotstift angesetzt wird“, sagt der Marketing-Experte Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU.
Den meisten Verbrauchern falle das Warten angesichts ihrer gut gefüllten Kleiderschränke auch nicht schwer. „Extrem modeinteressiert sind maximal zehn Prozent der Bevölkerung. Die wollen die neueste Ware haben“, meint der Fachmann. „Aber den meisten ist es egal, ob es sich um die aktuelle Kollektion oder um die davor handelt. Ihnen ist es wichtiger, ein Schnäppchen zu machen.“
Verlierer sind vor allem die kleinen Modehändler. „Wir werden noch viele Geschäfte verschwinden sehen“, prognostiziert Fassnacht.
Ein Ende der Rabattwelle ist nach Ansicht von Branchenkennern nicht in Sicht. Nach wie vor erzielen in Deutschlands Einkaufsstraßen aggressive Anbieter wie Primark mit niedrigen Preisen die größten Umsatzzuwächse und setzen die ganze Branche unter Druck. Mit dem amerikanischen Edel-Outlet Saks off 5th, das in den nächsten Jahren bis zu 40 Filialen in hiesigen Innenstädten eröffnen will, ist zudem noch ein neuer Wettbewerber auf den Plan getreten.
Für den Branchenkenner Stumpf ist daher ziemlich sicher, dass die Zahl der Rabatt-Aktionen auch künftig hoch bleiben wird. Das sie allerdings noch wesentlich zunimmt, glaubt er auch nicht. „Die Rabattschlachten nähern sich dem Höhepunkt. Das ist kaum noch zu steigern.“