Sieben Leitsätze Was Unternehmer von Aldi lernen können

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Grabenkämpfe ausgeschlossen

6. Sichere die Handlungsfähigkeit des Unternehmens ab!

Mit den Managementstrukturen auf das Engste verzahnt ist die sogenannte systemische Stabilität des Konzerns. Soll heißen: So leicht bringt den Handelsriesen nichts ins Wanken. Stets versucht das Unternehmen, mehrere Lieferanten für ein Produkt parat zu haben. Im Zweifel kann der Hersteller ausgetauscht werden, ohne die Warenversorgung zu gefährden. Derlei Unabhängigkeitsbestrebungen ziehen sich durch alle Bereiche und machen auch vor dem Personal nicht halt. Im Mittelpunkt des Geschäftsmodells stehe nicht die Einzelleistung eines oder mehrerer Top-Manager, sagt Experte Peschke. Mitarbeiter würden stets auch für die nächsthöhere Führungsebene ausgebildet. Die Konsequenz: Jeder Mitarbeiter ist im System Aldi ersetzbar. Das gilt letztlich wohl selbst für eine Galionsfigur wie Karl Albrecht.

7. Regele rechtzeitig das Erbe!

Dass für Familienunternehmen die Nachfolge- schnell zur Existenzfrage werden kann, zeigen Erbfolgekriege, wie sie jahrelang die Hamburger Kaffeedynastie Herz bei Tchibo ausfocht. Bei Aldi Süd scheinen derlei Grabenkämpfe ausgeschlossen. Mit Akribie und Vorausschau hat Karl Albrecht zu Lebzeiten geregelt, was zu regeln war. Bereits Anfang 1997 soll er laut „Spiegel“ für knapp 70 000 Mark acht Grabstellen im Feld 15 des städtischen Friedhofs in Essen Bredeney für sich und die Seinen gekauft haben. Schon vor Jahrzehnten balancierte er Aldis Eigentums- und Führungsstruktur so aus, dass auch im Todesfall der Fortbestand und die Unabhängigkeit des Unternehmens gesichert sind.

Operativ wacht ein Koordinierungsrat – vergleichbar einem AG-Vorstand – aus drei angestellten Managern über die Geschicke des Discounters. Kontrolliert wird das Führungsteam um Norbert Podschlapp von einem Beirat, bestehend aus drei Eigentümervertretern – Familiensprecher Peter Heister, seiner Frau Beate und Albrecht-Enkel Peter Max Heister – sowie drei externen Räten: Neben Ex-BASF-Chef Jürgen Hambrecht gehören Renate Köcher, Leiterin des Allensbacher Instituts, sowie der Wirtschaftsprüfer Jost Wiechmann dem Gremium an.

Zudem brachte Albrecht schon in den Siebzigerjahren den Großteil seines Vermögens in eine Familienstiftung ein: Die Siepmann-Stiftung – benannt nach dem Mädchennamen seiner Mutter – hält die Anteile an Aldi Süd. An ihrer Spitze steht Peter Max Heister, der über die Doppelfunktion in Stiftung und Beirat in Zukunft zum zentralen Aldi-Akteur werden könnte.

Die diffizile Konstruktion macht nicht nur einen Verkauf oder eine Zerschlagung von Aldi Süd faktisch unmöglich, sondern bringt auch finanzielle Vorteile: Erbschaftsteuern auf den Milliardenbesitz können gedrückt und über einen langen Zeitraum gestreckt werden.

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