China So rüsten sich Aldi, Lidl und Nivea für die größte Rabattschlacht der Welt

Single's Day Quelle: imago images

Black Friday und Cyber Monday sind gigantische Shoppingevents? Von wegen. Der chinesische Singles’ Day stellt die amerikanischen Kassenschlager in den Schatten – auch deutsche Händler und Markenhersteller wollen davon profitieren.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Die Zahlen klingen gigantisch: Mehr als 150.000 Rasierer wurden am 11. November 2017 verkauft, 100.000 Mikrowellen wechselten den Besitzer – und das innerhalb einer einzigen Stunde. Keine Frage, der Singles’ Day, das Shoppingspektakel, das in China alljährlich am 11. November stattfindet, versetzt das Land in einen kollektiven Kaufrausch. Viele Onlinehändler, allen voran die Plattformen des chinesischen Internetgiganten Alibaba, bieten ihre Waren mit kräftigen Rabatten an. Der Tag dient auch als Barometer für die Stimmung unter Chinas Konsumenten. Diesen Sonntag ist es wieder so weit, der 24-stündige Einkaufsmarathon startet – und auch für deutsche Unternehmen wird der Singles‘ Day immer wichtiger.

Reihenweise haben Handelskonzerne wie prominente Markenhersteller in den vergangenen Jahren Onlineshops auf Alibabas Tmall-Plattform oder beim Wettbewerber JD.com eröffnet. Schon seit rund fünf Jahren ist etwa die Beiersdorf-Marke Nivea mit einem Shop bei Tmall präsent und baut beim diesjährigen Kaufrausch-Tag vor allem auf die Strahlkraft so genannter „Key Opinion Leader“, also Influencer, die die Kaufentscheidung der Kunden massiv beeinflussen. Das Ziel: „Wir gehen davon aus, dass wir am 11.11. mehrere hunderttausend Nivea-Pakete an chinesische Konsumenten verschicken und erneut Rekorde aufstellen werden“, teilt eine Sprecherin des Unternehmens mit. Man erwarte für die Marke in China den „umsatzstärksten Tag des Jahres“. 

Kaum weniger euphorisch äußert sich die chinesische Landesgesellschaft von Aldi Süd. Der Singles’ Day sei „ein wichtiger Meilenstein“, heißt es. Der Discounter verkauft seit gut einem Jahr Produkte über einen Onlineshop bei Tmall. Der Start in China war aldi-untypisch mit einer aufwendigen Show inszeniert worden. Models mit Haarteilen aus Schokolade und Röcken mit Keksen staksten über den Laufsteg. In einem der teuersten Clubs Shanghais leistete sich der deutsche Billig-Discounter ein glamouröses Fest. Auch für den Singles Day will sich Aldi ins Zeug legen. Geplant ist etwa der Vertriebsstart einer Hautpflegeserie mit dem klangvollen Titel Lacura Caviar Illumination, Aldis Anti-Faltenserum.

Wettbewerber Lidl, ebenfalls online in China auf Plattformen wie JD.com und Alibabas Tmall präsent, spricht von einem „wichtigen Tag“, um neue Kunden zu gewinnen. Gelingen soll das unter anderem mit allerlei Marketing-Maßnahmen wie Live-Broadcasts, Gewinnaktionen – und natürlich Rabatten. Nicht nur in China. Im deutschen Online-Shop will Lidl ebenfalls den Singles’ Day aufgreifen und das heimische Publikum mit Preisnachlässen auf verschiedene Weine und Spirituosen sowie Non-Food-Artikel wie Elektrogeräte locken. Auch Händler wie Douglas und Media Markt nutzten das chinesische Verkaufsevent bereits als Marketing- und Absatzinstrument. Schließen sich weitere Händler an, könnte der Singles Day ähnlich wie amerikanische Shoppingevents langsam nach Deutschland schwappen.

Umsatzmäßig schlägt der chinesische Kaufrauschtag die Konkurrenz ohnehin bereits um Längen. Alibaba bat vor neun Jahren zum ersten Mal sämtliche Anbieter auf seinen Online-Handelsplattformen darum, für exakt 24 Stunden den Kunden hohe Preisnachlässe zu gewähren. Wenig später stiegen auch andere E-Commerce-Anbieter und selbst traditionelle Einzelhändler ein. 2014 konsumierten sich die chinesischen Konsumenten erstmals an den US-Verbrauchern vorbei. Der Singles’ Day bescherte den Händlern mehr Umsatz als Black Friday und Cyber Monday zusammen. Händler in den USA läuten an diesen beiden Tagen rund um das Thanksgiving-Wochenende mit Rabatten das Weihnachtsgeschäft ein. In den Folgejahren stiegen die Umsätze weiter an.

Allein über die Onlineplattformen Alibaba wurden am Singles’ Day im vergangenen Jahr Waren im Wert von umgerechnet 22 Milliarden Euro bestellt.

Mehr als 140.000 Marken machten 2017 allein auf den Alibaba-Plattformen mit, darunter 60.000 Marken aus dem Ausland. Dieses Jahr dürften wohl die nächsten Rekordmarken fallen. Auch Dank deutscher Unterstützung. „Unsere Marketing- und Promotionsteams arbeiten bereits seit mehreren Wochen an der Vorbereitung dafür“, heißt es beim Online-Händler windeln.de, der in China vor allem Babymilchnahrung verkauft. Zum Singles’ Day sollen neue Kategorien beispielweise im Bereich Beauty und Luxushandtaschen dazukommen. „Der Singles’ Day hat für die chinesischen Kunden eine große Bedeutung und er leistet auch einen wichtigen Beitrag für unser Geschäft in China“, bestätigt auch eine Sprecherin des Modekonzerns Hugo Boss. Der Kinderausstatter Jako-o setzt auf „Coupon- und Rabattaktionen“ und Haribo will mit eigens geschnürten Goldbären-Happy-Cola-Paketen die asiatische Fruchtgummifangemeinde begeistern.

Haribo macht China froh? Spätestens am 12. November steht fest, ob der Bonner Süßwarenspezialist nebst all den anderen deutschen Marken Erfolg hat.

Sie lesen eine Vorabmeldung aus der aktuellen WirtschaftsWoche. Mit dem WiWo-Digitalpass erhalten Sie die Ausgabe bereits am Donnerstagabend in der App oder als eMagazin. Alle Abo-Varianten finden Sie auf unserer Info-Seite.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%