SinnLeffers, Wöhrl und Steilmann Billigheimer bringen Modehausketten ums Geschäft

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Wie Wöhrl und SinnLeffers in die Krise rutschten

Bei Wöhrl sind die Probleme teilweise hausgemacht: So gab es in den vergangenen Jahren häufige Personalwechsel in der Führung, das Sortiment wirkte angestaubt, in die Filialen wurde kaum noch investiert, stattdessen wurde die Modekette Sinn-Leffers geschluckt. Das heutzutage überaus wichtige Online-Geschäft hatten die Franken bisher überhaupt nicht auf der Agenda. Jetzt wird es eng. Ein neuer Investor muss her, knapp ein Drittel der Geschäfte werden zusperren müssen.  Wöhrl beschäftigt rund 2000 Mitarbeiter und erlöst rund 300 Millionen Euro Umsatz. Die meisten Filialen sind in Bayern, Wöhrl betreibt aber auch Häuser in Berlin, Baden-Württemberg und Ostdeutschland.

Das Nürnberger Modeunternehmen gehörte seit 1970 den beiden Söhnen von Rudolf Wöhrl, Gerhard und Hans Rudolf Wöhrl. Letzterer schied aber 2002 aus dem Management aus und hat seit 2011 nichts mehr mit dem Unternehmen zu tun. Seitdem ist es komplett im Besitz von Gerhard Wöhrl und seiner Familie. Hans Rudolf Wöhrl ist Hobby-Pilot und hatte einst in Fluggesellschaften wie Deutsche BA und LTU investiert. Er heiratete die CSU-Politiker Dagmar Wöhrl. Die Juristin und ehemalige Miss Germany war unter anderem parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium und früher ebenfalls für die Wöhrl-Gruppe tätig.

Bei Wöhrl ziehen die Probleme weitere Kreise. Der Familie Wöhrl gehört seit drei Jahren auch die Modekette Sinn-Leffers mit 22 Filialen – die nun auch seit Montag zahlungsunfähig ist. SinnLeffers habe einen Insolvenzantrag gestellt, teilte Wöhrl mit. Der Antrag habe „keinen Einfluss auf die operativen Geschäfte und die laufende Sanierung der Rudolf Wöhrl AG“. Weder Standorte noch Mitarbeiter oder Geschäftsbeziehungen von Wöhrl seien davon berührt.

Sinn Leffers war 1997 durch die Fusion aus den zwei kleineren Traditions-Modehäusern Sinn und Leffers entstanden. Von 2001 bis 2005 gehörte das Unternehmen zum Essener Karstadt Quelle-Konzern, bis es von der Deutschen Industrie Holding (DIH) übernommen wurde. Aktuell gibt es 22 Sinn Leffers-Filialen in Deutschland, darunter in Bonn, Bielefeld und Münster. Nach eigenen Angaben beschäftigt das Unternehmen 1400 Mitarbeiter. Die Ursprünge des Modehauses gehen bis ins 19. Jahrhundert zurück.

Primarks Erfolg

Probleme und sinkende Umsätze dürften für die Trend-Kette Primark so weit weg sein, wie Darmstadt 98 vom Meistertitel in der Fußball-Bundesliga. Die Iren schwimmen mit ihrer billigen Mode auf einer Erfolgswelle – obwohl, oder weil, sie sich nicht um den E-Commerce scheren. Begründet wird das wie folgt: „Wir haben die Preisführerschaft. Wenn wir aber den Versand und all die Retouren bezahlen müssen, rechnet sich das nicht. Wir bleiben dabei: kein Online-Shop“, begründet Primark-Chefin Breege  O’Donoghu.

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