Skihersteller Völkl "Der Trend geht zum Drittski"

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"Freeriden ist der nächste Großtrend"

Produktion bei Völkl Quelle: Presse

Mau sieht es dagegen laut Händlern bei Snowboards aus – konnte sich Völkl da abkoppeln vom Trend?

Snowboards haben im vergangenen Jahr in den sonst eigentlich starken Ländern wie in den USA und Kanada, wo das Verhältnis zwischen Snowboards und Skiern bei fast 50 zu 50 liegt, zweistellige Prozentsätze verloren. Was die Gründe dafür sind, das versuchen wir gerade herauszufinden.

Steigen die Snowboarder um auf Rocker- oder Twintip-Ski, mit denen man ja auch ganz gut springen oder über Rails fahren kann?

Das müssen wir sicherlich beobachten. Womöglich waren es auch schlicht zwei schlechte Winter, in denen sich nur weniger Leute ein neues Board kaufen wollten. Diese jungen Snowboarder haben eher nicht so viel Geld zur Verfügung, die überlegt sich das zwei- oder dreimal, ehe sie sich ein neues Brett leistet. Mit Völkl Snowboards konnten wir uns immerhin zum Glück ein Stück weit von dem negativen Trend absetzen, gehören im Snowboardmarkt aber auch nicht zu den ganz Großen, wo unsere Schwestermarken K2 und Ride an erster Stelle stehen.

Was bieten Sie dem trendigen Nachwuchs denn stattdessen?

Wir  sind neben unserer Schwestermarke K2 Ski ganz vorn mit dabei beim Thema Freeriden. Das ist für die Branche mittlerweile durchaus so etwas wie ein Großtrend. Und das setzt sich fort in andere Bereiche: Freerider werden auch älter und finden immer mehr Spaß am Touren gehen. Allerdings wollen sie breitere Tourenski als die klassischen Tourengehern, damit sie damit den Berg hinuntersurfen können. Für diese Leute haben wir eine komplett neue Kollektion entwickelt, die heißt Big Mountain Touring, die Freeriden und Touren-Gehen kombiniert, mit perfekten Fellen und dem richtigen Set-up von der Bindung her. Das sind besonders leichte Karbon-Modelle, die wir V-Werk genannt haben und die dieses spezielle Klientel ansprechen.

Trends zu erkennen und die entsprechenden Produkte schnell zu entwickeln, zu produzieren und auf den Markt zu bringen kostet eine Menge Geld – steigen durch die Zunahme von Ski-Nischenmärkten nicht auch für Sie die Kosten sehr stark?

Im Skibau sind die Kosten pro Produkt relativ überschaubar. Alles basiert beim Bau auf Aluminiumformen, die wir selbst herstellen können. Deshalb wird bei uns auch nie in der Entwicklungsarbeit gekürzt. Wir brauchen die Kapazität dieser schlauen Völkl-Köpfe dringend, um aus ihren Ideen die besten Produkte zu machen. In der Produktion selbst ist es bezahlbar, wenn man die Variantenvielfalt erhöht. Wir haben Maschinenstraßen in unserem Werk in Straubing, die sich bei kleineren Serien automatisch in einer Minute umstellen. Aber es ist richtig, die Nischenvielfalt führt zu einer logistischen Herausforderung, die man professionell managen muss. Das geht bis in die Lagerplätze – wir brauchen mehr Plätze, eben weil wir mehr Varianten haben.

Gleichzeitig steigt der Anteil an Skiläufern, die gar keine Ski mehr kaufen sondern nur noch leihen – wie reagieren Sie darauf?

Diesen schon mehrjährigen Trend erleben wir in jedem Markt anders. In Deutschland liegt der Anteil der Leihski gerade bei rund 20 Prozent. In Österreich liegt der wegen dem Wintertourismus schon deutlich darüber bei ca. 60 Prozent. Deutlich höher ist der Anteil sogar noch einmal in Frankreich mit 65 -70% Prozent. Auf der anderen Seite heißt Leihski nicht automatisch Billigski – wir haben mit dem Verleih und Sportfachhandel ganz neue Konzepte entwickelt, bei dem sich Kunden immer häufiger einen besseren, einen Fünf-Sterne-Ski leisten statt nur Zwei-Sterne-Bretter. Davon profitiert der Verleiher genau wie wir – und dem Kunden macht das bessere Brett hoffentlich auch mehr Spaß und sie leihen sich unsere Ski, um sie dann zu kaufen.  Aber natürlich ist es ein Fakt, dass durch den Verleih längst nicht mehr jeder sich ein Paar Ski in den Keller stellt. Das wird immerhin ein Stück weit durch den Trend zu Zweit- oder gar Drittski, wie Freeski oder Tourenski aufgewogen.

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