




Am kommenden Mittwoch beginnt in Nürnberg die Spielwarenmesse. Auf rund 17.700 Quadratmeter Ausstellungsfläche präsentieren 381 Aussteller aus 26 Ländern, womit Kinder spielen und was Erwachsene, vor allem Männer, fasziniert. Gerade diese Zielgruppe wird angesichts der älter werdenden Gesellschaft immer wichtiger. Denn gezeigt werden auf der bis zum 3. Februar geöffneten Fachmesse nicht nur traditionelles Spielzeug wie Puppen, Teddys oder Holzspielwaren, sondern vor allem technisches Spielzeug: Modelleisenbahnen und Modellautos, Flugzeug- oder Schiffsmodelle, „ready to play“ oder als Bausatz. Rund 2,8 Milliarden Euro wurden im vergangenen Jahr im deutschen Spielzeugmarkt umgesetzt, der Ausstellungsbereich Modellbau und Hobby rangiert in den Besucherumfragen auf den vorderen Plätzen des Fachbesucherinteresses.
Pilot oder Kapitän werden, früher auch noch Lokomotivführer – das war irgendwann der Traum fast aller kleinen Jungs. Meist bleiben solche Berufswünsche ein Traum und die kleinen Jungs landen irgendwann in einem langweiligen Bürojob. Aber die Faszination bleibt ein Leben lang – das sieht jeder, der schon mal Männer beobachtet hat, die an ihrer Modelleisenbahnanlage werkeln, die im Stadtparksee ihr selbst gebautes Schiffsmodell vom Stapel lassen oder die auf einem Sportplatz ihre Flugzeugnachbauten zum Starten rollen lassen.
Breites Messeangebot für Hobby-Modellbauer
Das breite Produktangebot des Modellbaubereichs auf der Spielwarenmesse konzentriert sich auf die beiden Hallen 7 und 7A am Nürnberg Congress Center des Nürnberger Messezentrums. Zu sehen sind dort Fahrzeug- und Flugmodelle, historische Schiffe in verschiedenen Maßstäben, aber auch bewegliche Figuren, und kleine Roboter. Alle Marktführer aus diesem Produktbereich sind vertreten.
Die Präferenz der vergangenen Jahre für sogenannte Ready-to-Run-Sets, also für weitgehend komplette Modelle, scheint allerdings vorbei zu sein. Nach Erkenntnissen der Messe Nürnberg geht der Trend eher zu hochwertigeren Produkten im semi-professionellen Segment, die dort anfangen, wo die „Spielzeugklasse“ aufhört. Neue Materialien und Bearbeitungstechniken haben aber dazu geführt, dass auch das Basteln auf hohem Niveau einfacher wird.
Neue Impulse werden auch in der Bedienung gesetzt und in Nürnberg gezeigt. So können jetzt viele Modelle mit Smartphone oder Tablet einfach mit dem Finger gesteuert werden. Separate und je nach Zahl der Funktionen unhandliche Fernsteuerungen mit mehreren Joystick-artigen Bedienhebeln sind dann nicht mehr nötig.
Selbstgebauter A380 mit Fernsteuerung
Nicht jeder Hobby-Modellbauer setzt sich dabei so hohe Ziele wie Peter Michel: Der 63-jährige gelernte Modellbaumeister hat in rund 3500 Arbeitsstunden ein gut fünf Meter langes und 70 Kilo schweres Modell des größten Passagierjets der Welt, des Airbus A380, im Maßstab 1:15 gebaut – nach Originalplänen des Flugzeugherstellers. Das mit vier Minitriebwerken ausgerüstete Modell mit fünfeinhalb Meter Spannweite brauchte sogar eine Zulassung des Bundesluftfahrtamtes, bevor es mit zehn Litern Kerosin in den Tanks und rund 140 Stundenkilometer Startgeschwindigkeit zum ersten Mal abheben durfte. Gesteuert wird der kleine Riesenvogel über eine Frühstückstablett-große Funkfernsteuerung, die Michel mit Tragegurten gesichert vor dem Bauch hängen hat.
Das Modell in den Farben von Singapore Airlines entspricht bis ins Detail seinem großen Vorbild: Die Fahrwerke lassen sich in den aus Styropor gefertigten und mit dünnem Balsaholz-Furnier und faserverstärktem Kunststoffmatten stabilisierten Rumpf einfahren. Auch Vorflügel, Leitwerk und Bremsklappen funktionieren wie beim Original und werden über kleine, in den Tragflächen und im Heck eingebaute elektrische Server bewegt. Und sogar eine Art Black-Box hat das Modell an Bord: Der zeichnet den Flugverlauf auf und überwacht die Temperatur der mit maximal 120.000 Umdrehungen pro Minute laufenden, jeweils 3000 Euro teuren Triebwerke und schützt sie vor Überhitzung.