Die am Sonntag startende Fußball-WM in Katar dürfte in Deutschland deutlich weniger Merchandise-Umsätze bringen als frühere Fußballturniere. Das berichten die beiden größten deutschen Sportfachhandelsketten, Intersport und Sport2000, gegenüber der WirtschaftsWoche. „Aus Händlersicht muss ich sagen: Die Vorfreude auf diese WM ist eindeutig verhaltener“, sagt Frank Geisler, im Intersport-Vorstand verantwortlich für den Einkauf.
Intersport habe vor dem Fußballturnier 20 bis 30 Prozent weniger WM-Trikots und andere Fanartikel geordert als bei vorherigen Turnieren, sagt Geisler: „Weil alle Indikatoren sagen: Es wird schwierig.“
Beim Wettbewerber Sport2000 fällt die Bilanz kurz vor dem Turnierstart noch ernüchternder aus: „Im Vergleich zur letzten WM wurden etwa 40 bis 50 Prozent weniger Trikots verkauft“, heißt es vom Sportfachhändler. Der Einkauf sei „deutlich verhaltener“, ein Abverkauf habe „bis dato kaum stattgefunden“, sagt Torsten Zeuch, zuständiger Mengen- und Sortimentsplaner für Teamsport bei Sport2000. „Aktuell gehen wir davon aus, dass der Verkauf nicht annähernd die Umsätze der bisherigen Weltmeisterschaften erreichen wird.“ Intersport und Sport2000 stehen zusammen für etwa 2900 Sportfachgeschäfte in Deutschland.
Die WM 2022 in Katar: Fragen und Antworten
Die WM in Katar startet am 21. November 2022. Anpfiff für das Eröffnungsspiel ist um 11 Uhr (MEZ), in der ersten Partie stehen sich die Niederlande und Senegal gegenüber. Grundsätzlich sind die Anstoßzeiten der WM-Gruppenspiele 11:00 Uhr, 14:00 Uhr, 16:00 Uhr, 17:00 Uhr und 20:00 Uhr (MEZ).
Die deutsche Nationalmannschaft spielt in der Vorrunde gegen Spanien, Japan und Costa Rica. Das erste Spiel gegen Japan findet am 23.11. um 14 Uhr statt.
Die Katar-WM 2022 findet in acht Stadien statt. Das sind die Stadien:
- al-Bayt Stadium in al-Khor (Kapazität: 60.000 Personen)
- Ahmed bin Ali Stadium in al-Rayyan (Kapazität: 40.000 Personen)
- al-Thumama Stadium in Doha (Kapazität 40.000 Personen)
- al-Janoub Stadium bei Doha (Kapazität: 40.000 Personen)
- Khalifa International Stadium in al-Rayyan (Kapazität: 40.000 Personen)
- Stadium 974 in Doha (Kapazität: 40.000 Personen)
- Education City Stadium in al-Rayyan (Kapazität: 40.000 Personen)
- Lusail Iconic Stadium in Lusial (Kapazität: 80.000 Personen)
Das Stadium 974 in Doha wurde nur für die Fußball-WM errichtet. Es ist also temporär und besteht aus recycelten Schiffscontainern, die nach dem Lego-Prinzip zusammengebaut wurden. Es kann wieder zerlegt und woanders aufgebaut werden. Die Zahl 974 bezieht sich auf die Zahl der verbauten Schiffscontainer. Wenn die WM vorbei ist, soll auf dem Stadiongelände eine bepflanzte Uferpromenade entstehen.
Die Katar-WM wurde in den Winter verlegt. Der Grund: das heiße Klima, im Sommer kann es bis zu 50 Grad Celsius warm werden. Auch im Winter benötigen die Stadien Klimaanlagen, denn auch dann sind noch Temperaturen bis zu 30 Grad möglich. Im Schnitt sind es im November circa 25 Grad.
In Katar kann es im Sommer bis zu 50 Grad heiß werden. Absoluter Unsinn, in so einem Land, das auch keine Fußballtradition aufweist, das Turnier stattfinden zu lassen, sagen die vielen Kritiker. Die WM wurde deshalb in den Winter verschoben. Außerdem gibt es Vorwürfe, dass die Vergabe unsauber gelaufen sei, die Rede ist von Korruption. Hauptsächlich geht es aber um Menschenrechte. In Katar sind Tausende Gastarbeiter beim Bau der Stadien gestorben, laut einem Bericht von Amnesty International im August 2021 geht es um 15.000 Menschen. Viele wurden ausgebeutet. Außerdem ist Homosexualität in dem Emirat verboten. Daher gibt es viele Boykottaufrufe.
Im Schnitt kosten die Nationaltrikots beider Unternehmen 90 Euro. Adidas verkauft seine WM-Trikots seit September, den offiziellen Turnierball „Al Rihla“ bereits seit März. „Es gibt Regionen, in denen die Verkäufe von WM-Artikeln deutlich über dem Niveau der WM 2018 liegen“, sagt Florian Alt, bei Adidas zuständig für die Kommunikation rund um das Turnier. „Wenig überraschend auf der arabischen Halbinsel, aber beispielsweise auch in Mexiko.“ Adidas rechnet mit einem Umsatz von bis zu 400 Millionen Euro durch die WM.
Den Großteil davon erwartet der Konzern im laufenden, vierten Quartal 2022. Puma-Chef Björn Gulden sagte Ende Oktober, er habe „das Gefühl, dass sowohl mit Trikots als auch mit Schuhen eine Menge Weihnachtsgeschenke gemacht werden können“. Vor allem weil es im letztjährigen Weihnachtsgeschäft wegen „großer Lieferprobleme“ kaum Fußballschuhe auf dem Markt gegeben hätte. Gulden wird im Januar 2023 als neuer Vorstandsvorsitzender zu Adidas wechseln.
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