Sportindustrie Outdoormarken wollen ihre eigenen Teile nicht bei Walmart sehen

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Fachhändler auf den Barrikaden

Dazu hat Walmart gerade auf seiner eigenen Webseite den Ableger „Premium Outdoor Brands“ gestartet. Der wird nicht vom Konzern selbst gefüttert, der stattdessen von Image und Glaubwürdigkeit des Zukaufs Moosejaw profitieren will - Moosejaw „kuratiere“ das Angebot und kümmere sich in gewohnter Manier um Sortiment und Verkauf.

Die Reaktion der Outdoor-Branche ließ dennoch nicht lange auf sich warten: Kaum hatte der Online-Laden seine Pforten geöffnet, flohen die ersten Marken. Als eine der ersten sagte sich die renommierte Bergsportmarke Black Diamond los von der Industrie-Plattform. Auch die bekannte Marke Leki, Hersteller von Ski- und Wanderstöcken, untersagte den weiteren Verkauf ihrer Produkte über die Seite des Konzerns. Seit dem Start hat ein Drittel der Hersteller von der Walmart-Seite verabschiedet.

Ihr Hauptargument: „Nicht einmal der gute Ruf von Moosejaw ist in der Lage, die Image-Lücke zwischen der Marke Leki und dem Namen Walmart zu überbrücken“, sagte Leki-Manager Greg Wozer. Die deutsche Marke Deuter, die sich international einen Namen als Hersteller von hochwertigen Rucksäcken gemacht hat und deren Produkte zum Start noch auf der Walmart-/Moosejaw-Seite zu finden waren, hat den Verkauf ebenfalls gestoppt. Deuter-Chef Martin Riebel sagte der WirtschaftsWoche: „Aufgrund unserer Fachhandelspolitik auch in USA haben wir ebenfalls Abstand von der Site genommen.“

von Henryk Hielscher, Mario Brück, Melanie Bergermann

Tatsächlich sind zahlreiche Fachhändler auf die Barrikaden gegangen. Sie fürchten, Walmart könne dank seiner Einkaufsmacht die Preise selbst für Produkte hochwertiger Marken drücken und damit die oft von Abenteuer-Enthusiasten gegründeten kleinen Läden weiter verdrängen. Jene also, die erst mit dafür gesorgt hatten, dass aus einer kleinen Nische inzwischen ein veritabler Wirtschaftszweig werden konnte. Händlervereinigungen wie die „Grassroots Outdoor Alliance“ riefen ihre Mitglieder gar dazu auf, künftig auf Marken zu verzichten, die bei Walmart verkaufen.

In einem Brief an Marken und Kunden gab sich Moosejaw-Chef Eoin Comerford entsprechend verwundert darüber, wie „vehement einige der führenden Outdoorhändler” das Walmart-Angebot attackiert hätten und über „die Drohung, jene Marken fallen zu lassen, die sich daran beteiligen.“ Seine Absicht sei es, die Branche weiter zu öffnen für neue Zielgruppen und damit auch für Wachstum für die Marken zu sorgen.

Eine Argumentation, die bei einer anderen deutschen Marke offenbar verfangen hat. Denn anders als Deuter hat sich Jack Wolfskin nicht von der Plattform zurückgezogen. Die Marke aus Idstein im Taunus gehört nun zu der überschaubaren Zahl bekannterer Namen, die noch auf der Walmart-Seite zu finden ist. Offiziell wollte sie sich nicht zu ihrem Kurs auf dem wichtigen US-Markt äußern. Offenbar will man die kommenden Monate abwarten und dann bewerten, ob der Verkauf auf der Walmart-Seite dem Markenimage und der Beziehung zum Fachhandel schaden.

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