Der Deutsche Städte- und Gemeindebund warnt vor einer Verödung der Innenstädte. Durch den Boom des Online-Handels seien bis zu 50.000 Läden in den städtischen Zentren in Gefahr, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Gerd Landsberg, den Dortmunder „Ruhr Nachrichten“. „Leere Schaufenster in unseren Innenstädten führen zu einer Abwärtsspirale, die Zentren verlieren an Attraktivität“, erklärte er.
Die Kommunalorganisation steht mit ihrer Warnung nicht allein. Auch der Handelsverband Deutschland (HDE) und das Kölner Handelsforschungsinstitut IFH schlagen Alarm. HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth sagte im Gespräch mit der Zeitung: „Vor allem kleine und mittelständische Händler geraten immer mehr unter Druck. Bis 2020 könnten in der Folge des Strukturwandels bis zu 50.000 Standorte vom Markt verschwinden.“
Die beliebtesten Händler in Deutschland
Der Proposition-Index 2015 der Unternehmensberatung OC&C analysiert die Leistungsversprechen von über 850 Handelsunternehmen (darunter 95 aus Deutschland) auf Basis einer internationalen Konsumentenbefragung. Insgesamt wurden über 300.000 Kundenbeurteilungen aufgenommen, 26.000 davon allein in Deutschland. Für jedes Handelsunternehmen wurden die Kunden zur Gesamtwahrnehmung und den Elementen des Leistungsversprechens befragt. Neben der Kundensicht zu Preisstellung, Qualität, Auswahl, Einkaufserlebnis und Service wurden auch die Preis-Leistungs-Wahrnehmung des Kunden und das Kundenvertrauen ermittelt. In die Bewertung fließen hierbei nur diejenigen Konsumenten ein, die das entsprechende Handelsformat in den vergangenen drei Monaten besucht oder dort eingekauft haben. Die vom Kunden wahrgenommene Stärke des Gesamtleistungsversprechens, der „Proposition“, und die einzelnen Elemente des Leistungsversprechens werden jeweils in einem Index gemessen, dessen Maximalwert 100 ist.
Platz 10: Douglas
Kategorie: Drogerien
Bewertung: 79,6
Veränderung zu 2014: -0,8
Platz 9: Aldi
Kategorie: Lebensmitteleinzelhandel
Bewertung: 79,6
Veränderung zu 2014: +1,8
Platz 8: Tchibo
Kategorie: Multisortimenter/Warenhäuser
Bewertung: 80,0
Veränderung zu 2014: +0,8
Platz 7: Drogerie Müller
Kategorie: Drogerien
Bewertung: 80,0
Veränderung zu 2014: +0,2
Platz 6: Rossmann
Kategorie: Drogerien
Bewertung: 80,5
Veränderung zu 2014: -0,3
Platz 5: Otto
Kategorie: Multisortimenter/Warenhäuser
Bewertung: 81,1
Veränderung zu 2014: +3,3
Platz 4: Thalia
Kategorie: Andere
Bewertung: 81,4
Veränderung zu 2014: +1,1
Platz 3: IKEA
Kategorie: Möbelhäuser
Bewertung: 81,8
Veränderung zu 2014: n/a
Platz 2: Amazon
Kategorie: Multisortimenter/Warenhäuser
Bewertung: 86,5
Veränderung zu 2014: +1,5
Platz 1: dm
Kategorie: Drogerien
Bewertung: 87,7
Veränderung zu 2014: +1,2
Auch das IFH kam in einer bereits im August veröffentlichten Studie zu dem Ergebnis, dass fast jedem zehnten stationären Laden bis 2020 das Aus drohe. Dies entspräche rund 45.000 Geschäften. Besonders gefährdet seien Händler in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen. Denn in diesen Regionen würden die Auswirkungen des Online-Booms noch durch den Bevölkerungsrückgang zusätzlich verstärkt.
Um gegenzusteuern, sollten die Länder den Kommunen bei den Ladenöffnungszeiten einen größeren Entscheidungsspielraum einräumen, forderte Landsberg. Der Einkauf in der Innenstadt müsse zum „Erlebniseinkauf“, der Besuch der Citys durch Angebote wie Kinderbetreuung, Kommunikationsmöglichkeiten und originelle Verkaufaktionen attraktiver gestaltet werden.
Dass es durchaus Chancen für den stationären Handel gibt, zeigt unterdessen eine aktuelle Umfrage der Management-Beratung Porsche Consulting, über die die „Welt“ (Mittwoch) berichtete. Demnach legt jeder zweite Verbraucher Wert darauf, die Möglichkeit zu haben, Waren vor dem Kauf anzuprobieren oder zu testen.
„Das ist ein deutliches Votum für den Einzelhändler am Ort“, meinte Porsche-Consulting-Experte David Blecher. Rund 85 Prozent der Deutschen legten zudem Wert auf persönliche Beratung, wenn sie größere Anschaffungen wie Möbel, Computer oder Elektrogeräte oberhalb von 500 Euro planen. Dafür seien acht von zehn Kunden auch bereit, etwas mehr Geld zu zahlen.
Der HDE fordert angesichts der aktuellen Herausforderungen ebenfalls flexiblere Öffnungszeiten im stationären Handel. Online-Shops seien schließlich 24 Stunden lang an sieben Tage die Woche geöffnet.