Starbucks-Autoschalter Einen Latte to drive, bitte!

Kaffee aus dem Pappbecher gehört längst zum deutschen Alltag. Starbucks hat nun motorisierte Berufspendler als Zielgruppe entdeckt. In Düsseldorf gibt es den Kaffee seit Donnerstag am Auto-Schalter.

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Kaffee am Auto-Schalter: Starbucks-Mitarbeiter Dennis serviert einen Cappuccino. Quelle: Tobias Döring

Düsseldorf „Coffee to go“ kennt heute fast jeder Deutsche – ob er ihn mitnimmt, oder nicht. Fast jeder Kiosk und jede Bäckerei wirbt mittlerweile im Schaufenster für den Kaffee aus dem Pappbecher. Der US-Kaffeegigant Starbucks wagt nun den zweiten Schritt in der Amerikanisierung der deutschen Kaffee-Kultur. Erst kamen die Sofas, seit heute gibt es den „Coffee to drive“: Käffchen für Autofahrer.

In Düsseldorf hat am Donnerstag um 6 Uhr der erste Starbucks „Drive-Thru“ Deutschlands seine Einfahrt geöffnet. „Auto-Schalter“ hieß das früher, als auch noch Sparkassen diesen Service anboten. Bei den üblichen Fast-Food-Ketten wie McDonald’s, Burger King und Co. heißt der Schalter „Drive-In“. Die Kaffeehaus-Kette aus Seattle, USA, nennt ihn so, wie er im englischsprachigen Ausland heißt. Man fährt ja schließlich nicht rein („in“), sondern durch (umgangssprachlich „thru“).

Durchfahren sollen im Düsseldorfer Stadtteil Lierenfeld vor allem Pendler, die morgens mit dem Auto zur Arbeit in die Innenstadt oder über die nahe gelegene Autobahn 46 fahren. Und die einen Koffein-Schub brauchen, egal ob mit Café Latte, Cappuccino oder einem zuckersüßen Caramel Macchiato. Das entspricht eigentlich nicht dem ursprünglichen Starbucks-Konzept, das auf Gemütlichkeit in großen Ledersesseln setzt. Aber die Rechnung ging für Starbucks zumindest am ersten Tag der neuen Filiale schon einmal auf.

„Schon vor der Eröffnung um 6 Uhr haben die ersten drei Autofahrer auf uns gewartet“, berichtet Filialleiterin Yvonne Adami. „Die sind extra eine Stunde früher zur Arbeit gefahren, um den ,Drive-Thru‘ auszuprobieren“, sagt sie hocherfreut. Zusammen mit ihren zwölf Mitarbeitern bedient sie nicht nur Autofahrer, sondern auch „Instore-Kunden“, also Leute, die in den Laden kommen. Am Nachmittag ist der voll. Schülerinnen, Handwerker, Mütter mit Töchtern: Das Publikum ist überraschend gemischt.

Am Eröffnungstag kümmert sie sich Filialleiterin Adami aber vor allem um die Interessierten von Presse, Funk und Fernsehen. Ein Kamerateam von „Kabel 1“ dreht gerade die letzten Bilder für eine Reportage. Mit einer Zeitraffer-Kamera hat der TV-Sender den Bau der Filiale begleitet. Nicht nur die regionale, auch die überregionale Presse war schon da. Kaffee- und Fashionblogger zeigten ebenfalls reges Interesse.


Anwohner-Protest gegen Starbucks in Bottrop

Der Düsseldorfer Starbucks-„Drive-Thru“ soll in Deutschland nur der Anfang sein. In den USA gibt es den Kaffee im Vorbeifahren bereits seit langem. Der US-Konzern plant weitere Filialen mit Auto-Schalter. Nach einer Schwächephase will die Kaffeehauskette dadurch in Deutschland wieder wachsen. Die Düsseldorfer-Filiale ist Nummer 161 in Deutschland, Anfang 2012 hatte Starbucks damaliger Deutschland-Chef Michael Specht sich 500 Filialen im Jahr 2017 als Ziel gesetzt.

Ursprünglich sollte die erste „Drive-Thru“-Filiale Deutschlands gar nicht in Düsseldorf, sondern in Bottrop eröffnet werden. Im Juni 2011 sollten dort die ersten Autos einfahren. Doch das Bauschild direkt an der Auffahrt zur Autobahn 42 setzt langsam Staub an. Anwohner protestierten gegen die Pläne des US-Konzerns, sie fürchten Lärm und Abgase durch das Durchfahrtskonzept. Gegen die von der Ruhrgebietsstadt erteilte Baugenehmigung haben sie Klage eingereicht, dass Verwaltungsgericht Gelsenkirchen muss nun über die Pläne entscheiden.

Am „Drive-Thru“ in Düsseldorf fahren unterdessen weitere Autos vor. „Der Gast soll am ,Drive‘ nicht länger warten müssen als drinnen“, erklärt Filialleiterin Adami. Ob drinnen oder draußen: Für den Kaffee müssen die Kunden gleichviel berappen. Der Filterkaffee kostet 1,80 bis 2,90 Euro – je nach Größe.

Die Kunden müssen sich zwischen den drei Größen tall, grande oder venti entscheiden. Soweit die Theorie. In der Praxis hat Starbucks die Deutschen beim Kaffeetrinken trotz „Coffee to drive“ dann doch nicht vollständig amerikanisiert. 95 Prozent der Kunden bestellten ihren Kaffee immer noch klein, mittel oder groß, verrät Adami.

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