Steinhoff Strauchelnder Möbelkonzern zeigt Ex-Chef an

Der Möbelriese Steinhoff wackelt gewaltig: Der angeschlagene Konzern hat nun Anzeige gegen seinen Ex-Chef Markus Jooste erstattet. Gleichzeitig läuft in Südafrika ein Verfahren wegen des Verdachts auf Insiderhandel.

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Steinhoff zeigt Ex-Chef Markus Jooste an Quelle: dpa

Kapstadt Der in einem Bilanzskandal steckende und schwer angeschlagene Möbelkonzern Steinhoff hat den Ende 2017 zurückgetretenen Vorstandsvorsitzenden Markus Jooste angezeigt. Das erklärte die amtierende Aufsichtsratsvorsitzende Heather Sonn am Mittwoch in einer Parlamentsanhörung in Kapstadt. Das Unternehmen habe Jooste bei der in Südafrika unter anderem für organisierte Kriminalität zuständigen Elite-Polizeieinheit der Hawks angezeigt. Steinhoff ist in Deutschland am Möbelhändler Poco beteiligt und ist sowohl in Frankfurt als auch in Johannesburg börsennotiert.

Der frühere Aufsichtsratsvorsitzende und Steinhoff-Miteigentümer Christo Wiese sagte vor dem Wirtschaftsausschuss des Parlaments, die Ende 2017 bekanntgewordenen Unregelmäßigkeiten bei Jahresabschlüssen seien für ihn „aus heiterem Himmel“ gekommen, zitierte ihn die örtliche Nachrichtenagentur News24. Es sei wie eine plötzlich Bombenexplosion gewesen. „Ich war mit dem Management und dem, was ich sah, zufrieden“, sagte er demnach weiter.

Die südafrikanische Finanzaufsicht FSB ermittelt nun auch wegen des Verdachts auf Insiderhandel. Konkret handele es sich dabei um zwei Fälle wegen möglichen Insiderhandels sowie um einen wegen falscher oder irreführender Aussagen zu Steinhoff, erklärte die FSB am Mittwoch. Die Finanzaufsicht habe Informationen von deutschen Behörden, einschließlich der Frankfurter Wertpapierbörse, angefordert und stehe in regelmäßigem Kontakt mit der Börse in Johannesburg.

Die Südafrikanische Zentralbank ermittelt derweil, ob Steinhoff gegen Devisenverkehrsgesetze verstoßen hat. Sollte der Konzern zusammenbrechen, werde dies zwar zu deutlichen Verlusten für Banken, Kreditgebern und Investoren führen, aber nicht zu finanzieller Instabilität.

Nach Bekanntwerden der Unregelmäßigkeiten mussten zahlreiche Führungskräfte gehen. Die Aktie war daraufhin abgestürzt und notiert nur noch im Cent-Bereich. Wichtigste Aufgabe des neuen Managements ist es nun, den laufenden Betrieb sicherzustellen. Aufsichtsratschefin Sonn bat im Parlament für Verständnis, dass sie wegen laufender oder drohender Ermittlungen nicht zu den Unregelmäßigkeiten Stellung nehmen könne. Steinhoff hatte zuletzt erklärt, sich gegenwärtig in der Lage zu sehen, fällige Zinsen auf Schulden zu bezahlen.

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