Die Botschaft hört die Belegschaft wohl, allein ihr fehlt der Glaube. Der Ort am Rande der Schwäbischen Alb ist in Aufruhr. „Die Folgen des Stellenabbaus sind dramatisch“, klagt der noch amtierende, aber abgewählte Oberbürgermeister Wolfgang Amann. WMF ist der größte Arbeitgeber, Amann befürchtet eine Abwanderung von Familien und sinkende Kaufkraft. Der Gemeinderat hat den Stellenabbau in einer Resolution kritisiert, bisher ohne Reaktion von KKR.
Dafür läuft die Suche nach einem Schuldigen. Als ein Verantwortlicher gilt die Kreissparkasse im benachbarten Göppingen. Die hatte KKR den Einstieg mit einem 150-Millionen-Euro-Kredit finanziert. Vorstandschef Hariol Teufel gilt seitdem als Heuschrecken-Freund und muss den Lokalpolitikern in seinem Verwaltungsrat unangenehme Fragen nach der Nachhaltigkeit des KKR-Engagements und Standortgarantien beantworten.
Holding im Steuerparadies
Für zusätzliche Unruhe sorgen die Börsenpläne von KKR. Derzeit hält der Investor rund 72 Prozent der WMF-Stammaktien. Mit dem zweiten Großaktionär, der Fiba-Beteiligungsgesellschaft des österreichischen Unternehmers Andreas Weißenbacher, lag KKR wegen der komplexen Eigentumsverhältnisse zunächst über Kreuz. Nun haben sich beide geeinigt: Die Fiba gibt ihren 25-Prozent-Anteil der Stammaktien an KKR ab und wird dafür an der Holding beteiligt, unter der KKR die WMF-Beteiligung künftig führt. Die hat ihren Sitz in Luxemburg und ist die Tochter einer Gesellschaft auf den Cayman-Inseln. Echte Transparenz sieht anders aus.
Neben den rund neun Millionen Stammaktien gibt es aktuell noch 4,7 Millionen stimmrechtslose WMF-Vorzugsaktien. Für diese hat KKR ein freiwilliges Übernahmeangebot abgegeben, das am 25. August ausläuft. Am vergangenen Mittwoch stockte der Investor die mit einem 615-Millionen-Kredit von Commerzbank und Deutscher Bank finanzierte Offerte von 53 auf 58 Euro auf. Mit dem Angebot will sich KKR mehr als 90 Prozent aller WMF-Anteile sichern. Damit könnte die Private-Equity-Gesellschaft die übrigen Aktionäre gegen eine Abfindung von ihrer Beteiligung ausschließen und WMF von der Börse nehmen.
Begründet wird der Plan mit Kostenvorteilen. Skeptiker vermuten hinter dem Manöver aber niedere Motive. Nach dem Abschied von der Börse könne KKR ungestört durchregieren und Kasse machen. Von besonderem Reiz für den Finanzinvestor ist nämlich die im Branchenvergleich üppige WMF-Eigenkapitalquote von aktuell 53 Prozent. KKR könnte sich hieraus eine Sonderdividende genehmigen und damit beginnen, das Unternehmen finanziell auszubluten. Dass im Übernahmeangebot an die Aktionäre steht, KKR habe keine Absicht, „Vermögen oder Finanzierungsstruktur zu ändern“, beruhigt die verunsicherten WMFler kaum.