Streit um Konditionen Edeka boykottiert noch mehr Nestlé-Artikel

Der Händler und seine europäischen Partner listen noch mehr Produkte aus. So wollen sie den Weltkonzern zu höheren Rabatten zu zwingen.

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Edeka boykottiert noch mehr Nestlé-Artikel Quelle: dpa

Hamburg Schon seit Wochen streiten der deutsche Supermarktriese Edeka und der weltgrößte Lebensmittelkonzern Nestlé um Konditionen auf europäischer Ebene. Wichtigste Waffe im Kampf um Rabatte: Edeka und seine europäischen Partner bestellen eine ganze Reihe von Nestlé-Produkten nicht nach. Jetzt sollen die Händler diese Liste noch einmal ausgeweitet haben.

Ein Drittel des Umsatzes von Nestlé mit dem europäischen Handelsverbund Agecore, dem auch Händler wie die Schweizer Coop angehören, sollen inzwischen auf der Liste stehen, berichtet das Fachblatt „Lebensmittel Zeitung“. Das geht offenbar aus einem Schreiben hervor, mit dem Edeka seine angeschlossenen Kaufleute informiert. Bislang sollen etwa 20 Prozent des Umsatzes von Nestlé mit den Agecore-Händlern betroffen gewesen sein.

Bereits in den vergangenen Wochen hatte die Drohung mit weiteren Auslistungen Edeka unter Druck setzen sollen. Nach Informationen aus dem Umfeld der Beteiligten laufen Gespräche auf europäischer und nationaler Ebene. Offen kommentieren wollen Nestlé und Edeka das Thema nicht.

Der zeitweilige Verzicht auf Nachbestellungen ist in der Branche nicht ungewöhnlich. Selten erreichen sie jedoch Ausmaße wie in diesem Fall. Die Partner verramschten zudem zum Teil einige der betroffenen Produkte, um so offenbar den Marken von Nestlé bewusst zu schaden. Ursprung des Streits soll sein, dass die Agecore-Händler vermuten, dass konkurrierende Einkaufsverbünde einen größeren Rabatt auf europäischer Ebene erhalten.

Basis der Preisverhandlungen zwischen Supermärkten und Herstellern sind Listenpreise der Hersteller, die meist exorbitant hoch angesetzt sind. Meist liegen sie sogar über der unverbindlichen Preisempfehlung (UVP), die die Hersteller dem Handel geben.

Zusätzlich zu diesen Listenpreisen verhandeln die Einkäufer des Handels und die Hersteller sogenannte Konditionen. Das ist ein Bündel von Preisnachlässen - teils mit Gegenleistungen, etwa bei Logistik, Verpackung oder für Werbeaktionen im Supermarkt, teils jedoch völlig ohne Gegenleistung. Daraus ergeben sich individuelle, oft in vielen Jahren wild gewucherte und schwer durchschaubare Konditionenpakete für einzelne Marken, Produkte und Händler.

Auf europäischer Ebene kommen seit einigen Jahren Forderungen der Händlervereinigungen hinzu – im Fall Edeka von Agecore, Konkurrent Rewe hat sich über Coopernic etwa mit Ahold, Coop Italien und E.Leclerc verbündet. Diese Zusammenschlüsse fordern von den großen, europaweit agierenden Herstellern weitere generelle Rabatte für den Zugang zu den nationalen Händlern.

Umstritten ist, ob dem Leistungen gegenüberstehen. Der Handel verspricht offenbar europaweit abgestimmte Aktionen und Mediation im Konfliktfall. Die Hersteller sehen solche Angebote als bloße Makulatur.

Der aktuelle Streit gilt als ein Gradmesser, welche Seite mehr Macht hat. „Der Handel weiß ganz genau: Wenn diese Auseinandersetzung gewonnen wird, sind die restlichen Hersteller im Sack“, meinte etwa Michael Bauer, Anwalt bei CMS Hasche Sigle, kürzlich bei einer Veranstaltung des Markenverbands, der Vereinigung der Hersteller.

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