
Nachdem sich vor allem die Logistikketten in den Ballungsräumen verbessert haben, rechnen die Berater damit, dass nach unverderblichen Waren wie Wein und teuren Delikatessen zunehmend auch Lebensmittel des täglichen Bedarfs online verkauft werden. „Ich glaube, dass sich der Lebensmittel-Online-Handel durchsetzen wird. Wir gehen von einem Anteil von fünf Prozent bis zum Jahr 2020 aus“, sagte Thomas Netzer, Partner und Logistikexperte bei McKinsey. Das wäre ein Umsatz von rund zehn Milliarden Euro.
Derzeit werden Lebensmittel im Wert von etwa 500 Millionen Euro online eingekauft. Das ist bei einem Gesamtumsatz von rund 200 Milliarden Euro nur ein Anteil zwischen 0,2 und 0,3 Prozent. „Jetzt kauft man noch italienische Trüffel übers Internet, am Ende aber wird sich Alltagsbedarf wie Nudeln und Toilettenpapier durchsetzen“, so Netzer. Dabei werden nicht nur die Online-Händler, sondern auch die Logistiker wie die Deutsche Post von dem neuen Geschäftsfeld profitieren. „Wenn man annimmt, dass der Lebensmittel-Online-Markt auf zehn Milliarden Euro wächst, und einen durchschnittlichen Einkauf von 50 Euro zugrunde legt, wären das 200 Millionen zusätzliche Pakete – und damit 10 bis 15 Prozent des heutigen Paketmarkts“, kalkuliert McKinsey-Experte Netzer.
Der Experte erwartet, dass die Lieferkosten auch im Online-Handel mit Lebensmitteln rasch sinken werden. „Die Kosten könnten bald bei rund zehn Euro liegen, rund sieben Euro für die Zusammenstellung und drei Euro für die Zustellung.“ Bei entsprechender Effizienz könnten die Logistikkosten dann nur noch 10 bis 15 Prozent über denen beim Laden-Einkauf liegen. Das könne sich lohnen, weil online tendenziell höhere Warenkörbe umgesetzt werden.
Derzeit sind Lebensmitteleinkäufe über das Internet bei einigen Anbietern noch sehr teurer. Für einen Warenkorb mit 52 Produkten, der bei einem konventionellen Wochenendeinkauf rund 63 Euro kostet, zahlt der Kunde bei einigen Online-Märkten fast doppelt so viel, ergab ein Testkauf der WirtschaftsWoche.