Derweil stellt sich die Lage auf dem Weltmarkt gänzlich anders dar. Bereits im Sommer 2012 hat Rohstoff-Guru Jim Rogers Zucker als attraktives Investment herausgestellt: „Zucker kostet derzeit fast 75 Prozent weniger als vor 38 Jahren – da muss man schon lange suchen, um noch einen anderen Rohstoff mit einem solch niedrigen Preis zu finden.“ Tatsächlich ist der Zuckerpreis an den Haupthandelsplätzen in New York und London seit geraumer Zeit im Sinkflug. Seit dem Jahresbeginn 2011 ging es unter starken Schwankungen von 35 US-Cent je Pfund in der Spitze auf aktuell gut 18 US-Cent zurück.
Aber es kündigt sich eine Trendwende an. Dafür spricht eine langsame Erholung der Weltkonjunktur. Zudem ist nicht unbedingt mit einem Überangebot zu rechnen. Experten gehen davon aus, dass die Risiken einer möglichen Überschussproduktion an den Börsen bereits eingepreist ist. „Auf dem Weltmarkt sehen wir zurzeit Kampfpreise", sagt auch Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank. "Wir erwarten daher einen Preisanstieg – zumal Zucker nicht nur für Lebensmittel, sondern auch zum Fahren benötigt wird. Für Brasilien etwa machen Exporte nach Europa keinen Sinn. Stattdessen nutzen die Brasilianer ihre Zuckerpflanzen zur Ethanol-Gewinnung – also als Treibstoff für die zunehmende Zahl an Autos.“ Zuletzt hatte die Abhängigkeit Brasiliens von Benzinimporten aus den USA wieder zugenommen. „Wir erwarten im laufenden Jahr einen Anstieg des Zuckerpreises auf dem Weltmarkt bis auf 22 US-Cent je Pfund. Eventuell ist der Preisanstieg auch längerfristig", sagt Weinberg voraus.
Für Anleger, die von den Entwicklungen am Zuckermarkt profitieren wollen, gibt es also im Wesentlichen zwei Möglichkeiten. Zum einen kann er mit Long-Zertifikaten oder Indexfonds auf einen Anstieg des Zuckerpreises auf dem Weltmarkt setzen. Bei der Auswahl eines Zertifikats ist allerdings darauf zu achten, dass die Laufzeit nicht zu knapp gewählt wird und dass es Zertifikate mit und ohne Währungsabsicherung gibt. Anleger müssen daher für sich die Frage beantworten, ob sie mit deutlichen Veränderungen des Dollar-Euro-Wechselkurses rechnen. Steigt der Euro, riskiert der Zertifikatkäufer ohne Währungsabsicherung, dass mögliche Gewinne durch einen steigenden Zuckerpreis von den Wechselkursentwicklungen wieder aufgezehrt werden.
Auf den europäischen Zuckerpreis können Anleger hingegen nicht ohne weiteres wetten. Zum einen fehlt ein regulierter Handelsplatz beziehungsweise ein Börsenkurs für europäischen Zucker, zum anderen Investmentvehikel, die sich an diesen Preis anlehnen. Damit bleiben einzig die Aktien der europäischen Zuckerhersteller, die vom hohen EU-Zuckerpreis profitieren. Mit einem Marktanteil von etwa 20 Prozent am europäischen Markt dürfte Südzucker hier zu den größten Profiteuren zählen, solange an der Zuckermarktordnung nicht gerüttelt wird. Damit sind die Voraussetzungen für weitere Kursgewinne zumindest bis 2015, bei Verlängerung der EU-Regelung sogar bis 2020 relativ sicher, solange die Rübenernten nicht dramatisch zusammenbrechen. Aber das ist derzeit eher unwahrscheinlich. Somit steht einem süßen Investment nichts im Wege.