Tarifkonflikt Flugausfälle bei Austrian sorgen für Ärger im Lufthansa-Reich

Neuer Tarifärger bei der Lufthansa: Austrian Airlines muss erneut viele Flüge absagen. Der Ärger in der Konzernzentrale über die Aktion ist groß.

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Bei der Marge fliegt die Lufthansa-Tochter den anderen Premium-Marken des Konzerns hinterher. Quelle: Reuters

Frankfurt Gerade erst haben Lufthansa-Chef Carsten Spohr und sein Management-Team in der Heimat der Lufthansa nach vielen Streiks und zähen Verhandlungen Tariffrieden mit allen Berufsgruppen geschlossen, da brodelt es an einer anderen Stelle der Airline-Gruppe. Der seit Herbst vergangenen Jahres tobende Streit um Entgelterhöhungen für das fliegende Personal und einen neuen Kollektivvertrag bei Austrian Airlines (AUA) eskaliert.

Weil eine Betriebsversammlung am Mittwoch wegen des großen Andrangs verspätet begann und zudem kurzfristig um ein „Rahmenprogramm“ ergänzt wurde, musste das Management statt der geplanten 70 bis 80 Flüge sogar 150 Verbindungen streichen – und das bis in den heutigen Donnerstag hinein.

Beobachter werten die Aktion der Belegschaftsvertreter als verdeckten Streik. Lufthansa-Manager Kay Kratky, Chef von Austrian Airlines, ist richtig sauer über die Aktion. „Die kurzfristige Ausdehnung der Kampfmaßnahmen weist deutlich daraufhin, dass das Ziel der Gewerkschaft und des Betriebsrats eine Betriebsstörung ist“, sagt er und legt nach: „Es ist für uns nicht nachvollziehbar und völlig inakzeptabel, dass höhere Gehaltsforderungen noch dazu bei einem verschärften Wettbewerb auf dem Rücken unserer Kunden ausgetragen werden.“

Laut Austrian sind rund 12.000 Passagiere betroffen, fast 40 Prozent der geplanten Flüge sind ausgefallen. Eigentlich war die Mitarbeiterversammlung schon für in der vergangenen Woche angesetzt gewesen, musste aber wegen Krankheit zweier führender Betriebsratsmitglieder kurzfristig abgesagt werden. Zu spät allerdings, um die bereits geplanten Streichungen im Flugplan noch zu stoppen. Besatzungen waren nicht dort, wo sie sein sollten. Deshalb fielen schon in der vergangenen Woche 140 Flüge aus.

Der Tarifstreit trifft Austrian in einer ungünstigen Zeit. Zwar hat die Airline gerade für 2017 das höchste Betriebsergebnis seit langem präsentiert. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) stieg um fast 60 Prozent auf 101 Millionen Euro.

Doch bezogen auf den Umsatz liegt die Ebit-Marge bei eher bescheidenen 4,3 Prozent. Im Vergleich zu den anderen Premiummarken des Konzerns ist das mit Abstand der schlechteste Wert. Die Kernmarke Lufthansa erreichte 2017 satte 12,6 Prozent, Swiss lag bei 11,6 Prozent.

Im Geschäftsbericht kündigt der Lufthansa-Vorstand deshalb für AUA eine weitere Senkung der Stückkosten an. Und Konzernchef Spohr hatte erst in der vergangenen Woche klargestellt, dass es neue Jets für die österreichische Tochter erst ab einem Betriebsergebnis von 150 Millionen Euro geben wird. Gerade auf der Langstrecke könnte Austrian aber gut neue Jets gebrauchen, die bislang eingesetzten kommen langsam in die Jahre.

Angesichts dessen sind Entgelterhöhungen kontraproduktiv – zumal die Forderungen der Arbeitnehmervertreter durchaus stolz sind. Teilweise werden zwischen 20 und 50 Prozent Zuschlag verlangt. Internen Berechnungen zur Folge würde sich das auf Mehraufwendungen in Höhe von bis zu 50 Millionen Euro belaufen.

Gleichzeitig gewinnt der eh schon harte Wettbewerb in Wien an Schärfe. Nach der Insolvenz der österreichischen Air Berlin-Tochter Niki stocken alle Airlines ihr Angebot massiv auf. Hinzu kommen neue Airlines wie Easyjet, die eine Betriebslizenz (AOC) in Österreich beantragt haben. Auch die britisch-spanische Airline-Holding IAG wird wohl mit ihren Billigablegern Vueling oder Level in die Alpenrepublik drängen. Die Folgen dürften ein Preiskampf und ein steigender Margendruck sein.

Die Austrian-Beschäftigten spielen also ein durchaus gefährliches Spiel. In der Vergangenheit hat die Lufthansa-Spitze mehrfach bewiesen, dass sie ohne Hemmungen Wachstum auf andere Plattformen verlagern kann, wenn die Kostenbasis nicht stimmt. Die Kollegen der Kernmarke Lufthansa könnten hier sicherlich reichlich Erfahrung beisteuern .

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